Die Insel Der Abenteuer
sagte Jack. »So eine Wildkatze! Na, dann werden wir dir eben erzählen, Lucy. Wir hatten ein richtiges Abenteuer.«
Als Dina in ihrem Zorn davonlief, fiel ihr plötzlich ein, daß sie nicht die Geschichte von dem geheimen Gang gehört hatte, und wo er endete. Sofort vergaß sie ihre Wut und ging zurück. Dina konnte ebenso plötzlich wieder gut sein, wie sie zornig wurde. Als sie die andern Kinder am Strand sitzen sah, ging sie auf Philipp zu und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Na, Philipp«, sagte sie einlen-kend, »was habt ihr denn in dem geheimen Gang erlebt?
Ich bin wirklich neugierig.«
So war der Friede wiederhergestellt. Und bald lauschten die beiden Mädchen mit größter Spannung der Er-zählung der Jungen.
»Ich sage euch, das war ein Abenteuer!« schwärmte Jack.
Und das war es auch. Aber es sollten noch mehr Abenteuer kommen!
Ein fremdes Boot
Die Mädchen konnten sich nicht dazu entschließen, durch den geheimen Gang zu gehen, so sehr die Jungen sie auch bedrängten. Sie schauderten bei dem Gedanken an den dunklen und engen Tunnel. Und obgleich sie zu-gaben, daß es sehr spannend war, wollten sie doch lieber auf das aufregende Gefühl verzichten, selbst hindurchzu-kriechen.
»Dina hat wohl Angst, daß ein Riesenseestern oder etwas ähnliches sie anspringt«, sagte Philipp verächtlich.
»Und Lucy ist eben noch zu klein.«
Aber auch durch Hänseln waren die Mädchen nicht zu einem Ausflug in den geheimen Gang zu bewegen, obwohl sie nicht müde wurden, davon zu hören. Die Knaben schlüpften am nächsten Tag in den Keller und stellten fest, daß Jo-Jo die Kisten wieder vor der zweiten Tür aufgestapelt hatte, so daß sie vollkommen verborgen war.
Sie konnten sich nicht erklären, warum er das tat. Aber der Schwarze war ja oft so boshaft und unberechenbar.
Jedenfalls hatten sie den Schlüssel von der Tür. Und Jo-Jo wußte nichts davon.
Das Wetter wurde warm und schön. Die Sonne stand an einem wolkenlosen Himmel, und die Kinder gingen in Badeanzügen umher. Sie waren bald braungebrannt wie Zigeuner. Philipp, Dina und Lucy verbrachten mehr Zeit im Wasser als Jack. Der Junge war wie besessen hinter den wilden Vögeln her, die die Küste in großer Anzahl heimsuchten. Immerfort entdeckte er neue Arten, Meer-schwalben, Riesenraubmöwen, Seeraben und viele andere. Zu ihrer großen Enttäuschung wollte er Lucy nicht dabei haben.
»Die Vögel lernen mich jetzt kennen«, erklärte er seiner Schwester. »Aber dich kennen sie nicht, Lucy. Sei nett und bleibe bei den andern. Wir können Büschel und Dina nicht gut allein lassen, das würde unhöflich sein.«
So war Lucy einmal nicht der Schatten von Jack. Aber gewöhnlich wußte sie, wo er sich befand. Und wenn es Zeit war, nach Hause zu gehen, wartete sie immer auf ihn.
Dina fand das albern. Es wäre ihr nicht im Traum eingefallen, auf Philipp zu warten. »Ich bin froh, wenn er mir nicht im Wege ist«, sagte sie zu Lucy. »Immer muß er einen reizen! Im vorigen Jahr hat er Ohrwürmer unter mein Kissen gelegt. Und ich bin fast wahnsinnig geworden, als sie dann mitten in der Nacht herauskrabbelten.«
Auch Lucy fand das schrecklich. Aber sonst war ihr Philipp mit seinen merkwürdigen Gewohnheiten allmählich vertraut geworden. Sogar wenn er nur Badehosen trug, machte er es möglich, irgendwelche Lebewesen auf seinem Körper herumzutragen. Gestern waren es ein paar zutrauliche Krabben gewesen. Aber nachdem er sich versehentlich auf eine hinaufgesetzt hatte und tüchtig von ihr gekniffen worden war, fand er doch, daß Krabben sich besser in der See aufhielten.
»Ich bin nur froh, daß Sprossel Kiki mitnimmt, wenn er die Vögel beobachten geht«, sagte Dina. »Ich mag Kiki ganz gern, aber es ist ja zum Verrücktwerden, wenn er alle Vögel nachahmt, die er hier hört. Ich wundere mich nur, daß Tante Polly so gut mit ihm auskommt.«
Tante Polly hatte den Papagei richtig liebgewonnen.
Der Vogel war schlau und wußte genau, daß er nur »Polly, armes Ding« zu flöten brauchte, um alles zu bekommen, was er wollte. Als Jo-Jo neulich vergessen hatte, den Sonnenblumensamen für Kiki zu besorgen, hatte Tante Polly ihn gehörig gescholten. Die Kinder hatten sich gefreut, daß der böse schwarze Mann so heruntergeputzt wurde.
Onkel Jocelyns Erfahrung mit Kiki war entschieden nicht gut. An einem heißen Nachmittag kam der Papagei lautlos durch das offene Fenster in das Arbeitszimmer geflogen, wo der alte Mann wie gewöhnlich über seinen Papieren und
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