Die Insel Der Abenteuer
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Schließlich wurde er so müde, daß er nicht mehr weiter konnte. Er kauerte sich in die Ecke einer kleinen Höhle und fiel sofort in einen unruhigen Schlaf. Und in seiner Höhle schlief Kiki, ebenfalls verlassen und verängstigt.
Auch er vermißte seinen Herrn.
Als Jack nach einigen Stunden erwachte, fühlte er ge-wohnheitsmäßig nach seiner Schulter. Aber der Vogel war nicht da. Sofort fiel ihm alles wieder ein. Kiki war ja gefangen. Jack hatte ihm seine Freiheit zu verdanken.
Nur dadurch, daß der Papagei wie ein Mensch sprach, hatte der Junge sich retten können.
Jack wußte viel. Er wußte von dem verborgenen Schatz. Er wußte von den merkwürdigen Maschinen, die aus irgendeinem Grunde so gut in den unterirdischen Höhlen versteckt waren. Und er wußte, daß die Männer schlecht waren, die dort arbeiteten. Sie würden vor nichts zurückschrecken, um ihr dunkles Geheimnis zu bewahren.
»Ich muß unbedingt fliehen und jemand erzählen, was ich gesehen habe«, dachte Jack. »Ich sollte vielleicht zur Polizei gehen. Am liebsten würde ich * doch zu Bill gehen und ihm alles sagen. Ich glaube nicht mehr, daß er mit diesen Männern zusammenarbeitet. Aber ich weiß es nicht genau. Die Hauptsache ist jedenfalls, ich muß das alles irgendeinem Menschen erzählen.«
So begann der Knabe seine endlose Wanderung durch die Bergwerksanlagen von neuem. Er ging kreuz und quer durch zahllose dumpfe Tunnel, und seine Lampe gab jetzt nur noch ein kümmerliches Licht. Bis sie plötzlich ganz und gar ausging. Jack schüttelte sie ein wenig.
Er schraubte den Boden ab und wieder an. Aber die Batterie war ausgebrannt. Ohne eine neue Batterie war nichts zu machen.
Jack war verzweifelt. Jetzt gab es nur noch eine Hoffnung auf Flucht, nämlich daß er durch Zufall den Schacht fand, der nach oben ins Tageslicht führte. Aber diese Hoffnung war sehr gering.
In vollkommener Finsternis setzte er seinen Weg fort und tastete mit einer Hand vor sich her. Mit der andern hielt er den Kupferklumpen fest, den er unbequem unter den Arm geklemmt hatte. Da war ihm plötzlich, als ob er ein Geräusch hörte. Er blieb stehen und lauschte. Nein —
es war nichts.
Langsam ging er weiter und blieb dann wieder stehen.
Er hatte das bestimmte Gefühl, daß ein Mensch in der Nähe war. Atmete da nicht jemand? Er hielt seinen Atem an und lauschte. Aber er konnte nichts hören. »Vielleicht hält der andere auch seinen Atem an und lauscht«, dachte er.
Vorsichtig tastete er sich voran. Da stieß er plötzlich heftig mit jemandem zusammen und wurde am Arm gepackt. War es einer von den Männern? Er versuchte verzweifelt, sich zu befreien, aber der andere hielt ihn so fest, daß ihn der Arm schmerzte. Der Kupferklumpen fiel zu Boden und streifte seinen Fuß.
»Au, mein Fuß, mein Fuß!« stöhnte der arme Jack.
Einen Augenblick lang war alles still. Dann leuchtete eine starke Lampe auf, und jemand rief verwundert: »Mein Gott, es ist Jack!«
»Sprossel!« Philipp kam auf Jack zugestürzt und gab ihm einen zärtlichen Klaps auf den Rücken. »Sprossel!
Was für ein Glück, daß wir dich gefunden haben!«
»Büschel! Und Bill!« Jacks Stimme klang merkwürdig heiser vor freudiger Erregung. Ach, wie wundervoll. Nach so vielen Stunden einsamer Dunkelheit wieder eine vertraute Stimme zu hören! Philipp wiederzusehen, Philipp mit seinem Haarbüschel, der wie gewöhnlich vorn in die Höhe stand! Und Bill mit seinem vertrauten Grinsen, 'den zwinkernden Augen und der zuverlässigen Sicherheit des Erwachsenen! Jack war wirklich froh, daß ihm ein Erwachsener zu Hilfe gekommen war. Kinder konnten bis zu einem gewissen Grade allein fertig werden. Aber dann kam doch ein Zeitpunkt, wo man sich gern an einen Erwachsenen anlehnte.
Er schluckte. Bill klopfte ihm beruhigend auf den Rük-ken. »Es ist gut, daß du wieder da bist, Jack. Ich wette, du hast uns eine Menge zu erzählen.«
»Ja, das habe ich.« Jack nahm sein Taschentuch heraus und schnaubte laut hinein. Darauf fühlte er sich ein wenig besser. »Wo sind die Mädels?«
»Sicher zu Hause«, sagte Philipp. »Wir haben dich gestern irgendwie verloren, Jack. Und dann wurden wir gefangengenommen. Aber wir entwischten, stiegen den Schacht hinauf, fanden das Boot und segelten im Halb-dunklen nach Hause. Ich ging Bill holen, und hier ist er.
Wir konnten nicht mit seinem Boot kommen, weil jemand es zerschlagen hatte. Und Jo-Jos Boot war auch fort.«
»Wie seid ihr denn aber hierher gekommen?« fragte
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