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Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge

Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge

Titel: Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Schlange gebildet. Rocky reihte sich ein. Seine Tarnung schien zu funktionieren, denn niemand beachtete ihn. Er lauschte den Gesprächen der Umstehenden: Die Bären mutmaßten, wie der Wind stehe, und die Nachtmahre fragten, ob man auch pünktlich zurückkehren werde. Was man halt so redet, wenn man auf eine Reise geht.
    „Und du? Wohin geht’s bei dir heute?“, wollte ein Nachtmahr mit gelblichem Fell und Zahnlücke wissen.
    Rocky lächelte möglichst freundlich. „Nach … Mi… Mu… Mä… Mückenloch? Vielleicht?“ Er hatte keine Ahnung, ob es diesen Ort gab, aber ihm fiel einfach kein besserer ein. Der Nachtmahr schaute etwas irritiert. Rocky stürzte sich in die Menge, um Nachfragen zu verhindern.
    Es wurde gedrängelt, geschubst, gepufft, getreten, gezwickt und sogar gebissen. Rocky wurde abgedrängt und beinahe an der Wand zerquetscht. Aber nicht umsonst hatte er jahrelang Erfahrungen im überfüllten Schulbus gesammelt. Er verschaffte sich mit dem Ellenbogen Platz, drückte einen besonders dicken Schwarzbären brutal zur Seite, sodass dieser mit der Schnauze an den Fels gepresst wurde, und quetschte sich durch die Tür. Tja, und dann wurde ihm schwummrig. Nicht weil es hier so eng war, nein: Hans-Peter war nicht da.
    Statt des trotteligen Türwächters saß ein großes, dünnes Wesen mit langem Hals und fiesem Geiergesicht am Tisch. Mit diesem Typen – das war Rocky sofort klar – war nicht gut Kirschen essen. Auf seinem Namensschild stand: „Peter-Philipp“. Sein hagerer Monsterkörper war angespannt, die Ohren waren gespitzt. Er schaute jeden prüfend an, mit einem Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Nach eingehender Prüfung aller Papiere und Dienstausweise malte Peter-Philipp einen ordentlichen und geraden Zählstrich in das Buch und widmete sich dann dem nächsten Passanten.
    Rocky überlegte, was dieser Peter-Philipp mit ihm machen würde, wenn er ihn erwischte. Vielleicht würde er ihn in ein Fass mit Feuerameisen stecken? Oder noch schlimmer: mit Gelee-Bananen zu Tode füttern? Als er das so dachte, hätte Rocky sich am liebsten aus dem Staub gemacht, aber es gab kein Zurück mehr. Das Gedränge war zu dicht, sosehr sich Rocky auch dagegen sträubte, er wurde unaufhaltsam weitergeschoben. Kurz bevor er an der Reihe war, stockte die Abfertigung jedoch.

    „Weg da! Platz! Aus dem Weg!“, donnerte eine entschlossene Stimme. Admiral Griseldis Hornbläser drängelte sich durch die Masse und an Rocky vorbei. Mit ernster Miene trat er an den Tisch.
    „Peter-Philipp, wir haben ein Problem“, sagte er streng.
    Dem Pförtner entglitten die Gesichtszüge, wenn man das bei einem Monster, dessen Gesichtszüge ohnehin schon entglitten sind, überhaupt sagen kann. Peter-Philipp schaute halb entsetzt, halb empört. Probleme schien er nicht zu mögen. Der Admiral pfefferte ein dickes Buch auf den Tisch und schlug es auf.

    „Hier!“, Hornbläser deutete auf eine endlose Liste von Strichen. „Die Zählung von vorgestern vermerkt 345.928 Ausgänge, aber 345.929 Rückkehrer und somit einen zu viel. Wie kann das bitte sein?“
    Rocky wurde bleich. Bei dem überzähligen Rückkehrer konnte es sich nur um ihn handeln. Schließlich war er vorgestern zurückgekommen, ohne gegangen zu sein. Hans-Peter hatte das pflichtbewusst festgehalten.
    „Herr Admiral!“, stammelte Peter-Philipp. „Ich kann mir das nicht erklären!“
    „Wer hatte Dienst?“
    „Hans-Peter.“
    „Hans-Peter!“, rief der Admiral. „Das war klar. Wo ist er?“
    „Er hat Magengrimmen und liegt im Bett. Der Stress, Herr Admiral, der unsägliche Stress und die Verantwortung hier an der Pforte.“
    Hornbläser schnaubte verächtlich und schnappte sich das Buch. „Wenn er wiederkommt, soll er sich sofort bei mir im streng geheimen Dienstzimmer melden!“, bellte er und befahl: „Weitermachen!“
    Peter-Philipp sammelte sich. „Der Nächste!“, schrie er dann. Offensichtlich ließ er seine schlechte Laune an den Umstehenden aus. Keine guten Karten für Rocky.
    Wieder begann das Drängeln und Schubsen. Unweigerlich wurde Rocky weiter in Richtung Schreibtisch geschoben. Vor ihm waren noch drei Nachtmahre, dann nur noch zwei und schließlich war er selbst an der Reihe. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich auf seine perfekte Tarnung zu verlassen. Peter-Philipp schaute von seinem Buch auf und stutzte.
    „Moment mal, sind deine Hörner etwa aus Wachs?“, fragte er ungläubig.
    Tja, so viel zum Thema perfekte

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