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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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mich das denken lassen, dabei muss er die ganze Zeit gewusst haben, dass ich einer von euch bin. In einem Punkt hast du allerdings recht. Ich habe euch verraten. Ich habe Großvaters Geschichten einem Fremden erzählt.«
    »Das war nicht deine Schuld«, verteidigte Emma mich. »Du konntest nicht wissen, dass es uns wirklich gibt.«
    »Natürlich hätte er das wissen können!«, rief Enoch. »Abe hat ihm alles erzählt. Er hat ihm sogar die verdammten Fotos gezeigt!«
    »Golan wusste alles, nur nicht, wo er euch finden kann«, antwortete ich. »Und dann habe ich ihn auf direktem Wege zu euch geführt.«
    »Aber er hat dich getäuscht«, sagte Bronwyn.
    »Trotzdem tut es mir furchtbar leid.«
    Emma drückte mich. »Ist schon gut. Wir sind alle am Leben.«
    »Noch«, sagte Enoch. »Aber dieser Verrückte ist irgendwo in der Nähe, und wenn man bedenkt, wie schnell er dazu bereit war, uns an den Hollowgast zu verfüttern, gehe ich jede Wette ein, dass er herausgefunden hat, wie er in die Zeitschleife eindringen kann.«
    »O Gott, du hast recht«, sagte Emma.
    »Also dann«, sagte ich, »wir müssen vor ihm da sein.«
    »Und vor
ihm
«, fügte Bronwyn hinzu. Sie zeigte auf das zusammengestürzte Kühlhaus, wo sich einzelne Bretter bewegten. »Er will uns verspeisen, und ich habe gerade kein weiteres Haus zur Hand, das ich auf ihn werfen könnte.«
    Wir rannten die Straße hinunter in Richtung Zeitschleife. Der strömende Regen hatte den Pfad überspült, und der Weg war noch gefährlicher als sonst.
    Enoch rutschte aus und fiel hin. Wir zogen ihn hoch und liefen weiter. Als wir den Kamm fast erreicht hatten, knickte Bronwyn um und stürzte ebenfalls. Sie rutschte fast sechs Meter tief, bevor sie sich festhalten konnte. Emma und ich liefen zurück, um ihr zu helfen. Während wir ihre Arme packten, wandte ich mich um und sah den Hügel hinunter. Ich hoffte, diese Kreatur irgendwo zu entdecken. Aber ich nahm nur tiefschwarzen Regen wahr. Im Dunkeln war meine Fähigkeit, Hollows zu sehen, doch recht begrenzt. Gerade als wir keuchend den Kamm erreichten, erhellte ein Blitz den Himmel. Ich drehte mich um. Da war es! Noch hatten wir einen Vorsprung, aber dieses Biest bewegte sich schnell vorwärts. Es benutzte seine Zungen wie Haken, mit denen es sich nach oben zog.
    »Lauft!«,
schrie ich. Auf dem Hosenboden rutschten wir den Berg auf der anderen Seite hinunter, bis wir wieder laufen konnten.
    Abermals erhellte ein Blitz den Himmel. Das Biest hatte aufgeholt. So würden wir ihm niemals entwischen können. Unsere einzige Hoffnung bestand darin, es auszutricksen.
    »Wenn es uns erwischt, wird es uns alle töten«, sagte ich. »Aber wenn wir uns aufteilen, muss es sich entscheiden. Ich versuche, es von euch wegzulocken und im Moor abzuhängen. Ihr lauft, so schnell ihr könnt, zur Zeitschleife.«
    »Du bist verrückt!«, erwiderte Emma. »Falls einer zurückbleibt, dann ich. Ich kann es mit meinem Feuer bekämpfen!«
    »Nicht bei dem Regen«, widersprach ich. »Und außerdem kannst du es nicht sehen.«
    »Ich lasse nicht zu, dass du dich opferst!«, schrie sie.
    Es blieb keine Zeit zum Streiten. Also liefen Bronwyn und Enoch vor, während Emma und ich vom Pfad abbogen und hofften, dass uns das Monster folgte. Der Plan ging auf. Es war uns jetzt nahe genug auf den Fersen, dass ich keinen Blitz brauchte, um zu wissen, wo es sich befand – der Knoten in meinem Magen war deutlich genug.
    Wir liefen Hand in Hand, stolperten über ein Feld voller Furchen und Gräben, fielen hin und zogen uns gegenseitig weiter, wie in einem von Stürzen durchsetzten Tanz. Ich suchte gerade den Boden nach Steinen ab, die ich als Waffe benutzen konnte, als vor uns schemenhaft eine Hütte auftauchte. Eine zerfallene Bruchbude ohne Tür und mit kaputten Fensterscheiben.
    »Wir müssen uns verstecken!«, keuchte ich.
    Bitte, lass diese Kreatur dumm sein, betete ich, während wir auf das Haus zuliefen. Bitte, bitte, lass sie dumm sein. Wir liefen einen weiten Bogen und hofften, dadurch unbemerkt in die Hütte schlüpfen zu können.
    »Warte!«, rief Emma, als wir auf der Rückseite der Hütte angelangt waren. Sie zog eins von Enochs Tüchern aus der Jacke und wickelte einen Stein darin ein, so dass sie eine Art Steinschleuder hatte. Dann umklammerte sie das Geschoss mit den Händen, bis der Stoff Feuer fing, und schleuderte es weit weg. Es landete im Morast und glühte schwach in der Dunkelheit.
    »Irreführung«, sagte sie, und dann vertrauten wir uns der

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