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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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würde.«
    »Wir hätten niemals das Haus verlassen dürfen«, sagte Emma niedergeschlagen. »Millard hatte recht.«
    Auf der anderen Seite des Moors fiel eine Bombe. Dem dumpfen Knall folgte ein Regen aus hochgeschleudertem Matsch.
    »Jetzt mal langsam«, sagte ich. »Zum einen wissen wir gar nicht, ob das Miss Crow oder Miss Raven sind. Es kann genauso gut das Bild einer ganz normalen Krähe sein. Und wenn Golan Miss Peregrine und Miss Avocet töten wollte, warum sollte er sich dann erst die Mühe machen, sie zu entführen?« Ich wandte mich an Emma. »Und wenn wir nicht gegangen wären, hätte er uns mit den anderen im Keller eingeschlossen, und der Hollowgast wäre noch am Leben!«
    »Du willst nur, dass ich mich besser fühle«, erwiderte sie. »Es ist alles deine Schuld.«
    »Vor zehn Minuten hast du noch etwas anderes gesagt.«
    »Da wusste ich nicht, dass Miss Peregrine entführt worden ist.«
    »Hört auf! Alle beide!«, rief Hugh. »Der Vogel ist verschwunden, und jetzt geht es nur noch darum, wie wir ihn zurückholen können.«
    »Also gut«, lenkte ich ein. »Dann lasst uns mal überlegen. Wenn ihr ein Wight wärt, wohin würdet ihr mit zwei Ymbrynes als Geiseln gehen?«
    »Hängt davon ab, was mit den beiden passieren soll«, antwortete Enoch. »Und genau das wissen wir nicht.«
    »Als Erstes musst du sie von der Insel fortbringen«, sagte Emma. »Dafür brauchst du ein Boot.«
    »Aber von
welcher
Insel?«, fragte Hugh. »Der in der Zeitschleife oder der anderen?«
    »Außerhalb der Zeitschleife tobt ein heftiger Sturm«, sagte ich. »Mit einem Boot kommt man da nicht weit.«
    »Dann ist er sicher auf unserer Seite geblieben«, sagte Emma mit einem Anflug von Hoffnung in der Stimme. »Warum stehen wir noch hier herum? Lasst uns zum Hafen gehen!«
    »Vielleicht ist er am Hafen«, entgegnete Enoch, »falls er nicht schon fort ist. Und selbst wenn wir ihn in der Dunkelheit finden, ohne auf dem Weg dorthin von Bombensplittern zerfetzt worden zu sein, müssen wir uns schließlich Gedanken über seine Waffe machen. Was ist euch lieber: dass er den Vogel entführt – oder ihn vor unseren Augen erschießt?«
    »Na toll!«, rief Hugh. »Dann geben wir also auf und gehen nach Hause. Wer möchte noch eine schöne Tasse Tee vor dem Schlafengehen? Ach was, solange der Vogel nicht in der Nähe ist, gibt es Grog!« Er weinte und wischte sich wütend über die Augen. »Wie kann es sein, dass du es nicht einmal
versuchen
willst, nach allem, was sie für uns getan hat?«
    Bevor Enoch antworten konnte, hörten wir, dass uns jemand vom Weg aus rief. Hugh ging ein paar Schritte vor, blinzelte und verzog dann überrascht das Gesicht. »Das ist Fiona«, sagte er. Über den Lärm der Flugzeuge und Erschütterungen hinweg war es unmöglich, ihre Worte zu verstehen. Wir liefen zu ihr.
    Als wir keuchend beim Pfad ankamen, war Fiona vom vielen Schreien schon heiser. Ihr Blick wirkte genauso wirr wie ihr Haar. Sofort begann sie, uns in Richtung Dorf zu zerren, und redete in ihrem irischen Akzent so schnell auf uns ein, dass keiner sie verstand. Da packte Hugh sie an den Schultern und befahl ihr, sich zu beruhigen.
    Fiona holte tief Luft, zitterte wie Espenlaub und zeigte dann hinter sich. »Millard ist ihm gefolgt!«, sagte sie. »Er hat sich versteckt, als der Mann uns alle im Keller eingesperrt hat, und ist ihm dann gefolgt!«
    »Wohin?«, fragte ich.
    »Er hatte ein Boot.«
    »Seht ihr!«, rief Emma. »Der Hafen!«
    »Nein«, widersprach Fiona, »es war
dein
Boot, Emma. Von dem du immer denkst, dass niemand davon weiß. Das du an deinem winzigen Strand versteckst. Er ist ein Stück rausgerudert und dann immer nur im Kreis gefahren. Als die Wellen zu stark wurden, ist er zum Leuchtturm rüber. Und da ist er immer noch.«
    Wir liefen also so schnell wie möglich zu den Klippen gegenüber dem Leuchtturm. Als wir dort ankamen, fanden wir die anderen Kinder zwischen hohem Seegras nahe dem Abgrund.
    »Runter mit euch!«, zischte Millard.
    Wir ließen uns auf alle viere fallen und krochen zu den anderen. Sie hockten zwischen dem Seegras und behielten abwechselnd den Leuchtturm im Auge. Alle Kinder – vor allem die jüngeren – wirkten verstört, als hätten sie diesen Alptraum noch immer nicht begriffen.
    Ich robbte durch das Gras bis zum Rand der Klippe und spähte hinaus aufs Meer. Emmas Boot konnte ich sehen, es war an den Felsen befestigt. Aber von Dr. Golan und den Ymbrynes fehlte jede Spur.
    »Was will er da draußen?«,

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