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Die Insel der besonderen Kinder

Die Insel der besonderen Kinder

Titel: Die Insel der besonderen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ransom Riggs
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Tonstück. Emma hockte auf der Bettkante, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sie zerriss Blätter aus einem Notizbuch und entzündete sie zwischen ihren Fingern.
    »Du bist zurückgekommen!«, rief sie, als ich das Zimmer betrat.
    »Ich war gar nicht weg«, erwiderte ich. »Miss Peregrine lässt mich nicht.« Alle hörten zu, als ich mein Dilemma erklärte. »Wenn ich gehe, verbannt sie mich für immer.«
    Emmas Notizbuch ging vollständig in Flammen auf. »Das kann sie nicht machen!«, rief sie und schien das Lodern auf ihrer Hand gar nicht zu bemerken.
    »Sie kann tun, was sie will«, sagte Bronwyn. »Sie ist der Vogel.«
    Emma warf das Buch auf den Boden und trat die Flammen aus.
    »Ich bin nur hergekommen, um euch zu sagen, dass ich gehe. Ich lasse mich nicht einsperren, und ich werde auch nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn mein Dad in Gefahr schwebt.«
    »Dann gehe ich mit dir«, sagte Emma.
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, erwiderte Bronwyn.
    »Doch, ist es.«
    »Du bist dämlich hoch drei«, sagte Enoch. »Du wirst dich in eine verschrumpelte Dörrpflaume verwandeln. Und wofür? Für ihn?«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Emma. »Man muss etliche Stunden außerhalb der Zeitschleife sein, bevor der Alterungsprozess einsetzt. Und so lange werden wir nicht brauchen, stimmt’s, Jacob?«
    »Das ist keine gute Idee«, sagte ich.
    »Keine gute Idee?«, regte sich Enoch auf. »Sie weiß ja nicht einmal, wofür sie ihr Leben riskiert.«
    »Der Headmistress wird das nicht gefallen.« Damit sprach Bronwyn das aus, was ohnehin alle wussten. »Sie wird uns umbringen, Em.«
    Emma stand auf und verriegelte die Tür. »Nicht
sie
wird uns umbringen«, sagte sie, »sondern diese Kreaturen. Und wenn sie es nicht tun, dann bleibt uns möglicherweise nur ein Leben, das schlimmer ist als der Tod. Der Vogel hält uns so unter Verschluss, dass wir kaum atmen können, und das nur, weil sie nicht den Mut hat, dem, was auch immer da draußen lauert, entgegenzutreten!«
    »Oder auch nicht«, sagte Millard, dessen Anwesenheit ich gar nicht bemerkt hatte.
    »Aber es wird ihr nicht gefallen«, beharrte Bronwyn.
    Emma ging streitlustig auf ihre Freundin zu. »Wie lange willst du dich noch unter dem Rock dieser Frau verstecken?«
    »Hast du schon vergessen, wie es Miss Avocet und ihren Schützlingen ergangen ist?«, sagte Millard. »Hätten sie sich nicht vom Fleck gerührt, wäre ihnen nichts Schlimmes passiert.«
    »Nichts Schlimmes?«, wiederholte Emma skeptisch. »Die Hollows können zwar nicht in die Zeitschleifen eindringen, aber Wights schon. Genauso wurden diese Kinder hereingelegt. Sollen wir auf unseren Hintern sitzen und warten, bis sie zur Vordertür hereinmarschiert kommen? Und wenn sie dieses Mal statt in Verkleidung mit Kanonen auftauchen?«
    »So würde ich es machen!«, rief Enoch. »Warten, bis alle schlafen, mich dann durch den Kamin herunterlassen wie Santa Claus und BUMM !« Er feuerte eine imaginäre Pistole auf Emma ab. »Das Gehirn spritzt an die Wand.«
    »Vielen Dank.« Millard seufzte.
    »Wir müssen sie erledigen, bevor sie merken, dass wir Bescheid wissen«, sagte Emma. »Solange die Überraschung auf unserer Seite ist.«
    »Aber wir wissen doch gar nicht, ob sie da sind!«, erwiderte Millard.
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Und wie sollen wir das tun? Herumspazieren, bis uns ein Hollow über den Weg läuft? Und dann? ›Entschuldigen Sie bitte, wir haben uns gefragt, wann Sie vorhaben, uns zu verspeisen?‹«
    »Wir haben Jacob«, sagte Bronwyn. »Er kann sie sehen.«
    Ich spürte einen Kloß im Hals. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich für die Sicherheit dieser »Jagdgesellschaft« verantwortlich sein würde – falls sie zustande kam.
    »Ich habe nur ein einziges Mal einen Hollow gesehen«, gab ich zu bedenken. »Als Experten würde ich mich nicht gerade bezeichnen.«
    »Und wenn er keinen sieht?«, fragte Millard. »Entweder gibt es da draußen keine, oder sie verstecken sich. Das bringt uns keinen Schritt weiter.«
    Alle runzelten die Stirn. Millard hatte nicht ganz unrecht.
    »Nun, es scheint so, als hätte die Logik wieder einmal gesiegt«, sagte er. »Ich hole uns jetzt Hafergrütze zum Abendessen. Würde mich einer der Möchtegern-Meuterer begleiten?«
    Die Bettfedern quietschten, als er aufstand und zur Tür ging. Aber noch bevor er dort ankam, sprang Enoch auf und rief: »Ich hab’s!«
    Millard blieb stehen. »Du hast was?«
    Enoch sah mich an. »Dieser Bursche, der

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