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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hörten Marguerite und Henri ein neues Geräusch.
    Es war ein leises Schnarchen - und eindeutig nicht dämonischen Ursprungs.
    »Sie schläft«, flüsterte Marguerite.
    »Ich höre es«, grinste Henri.
    »Sie muß völlig erschöpft sein!«
    »Da geht es ihr nicht anders als uns«, sagte Henri.
    »Wir müssen morgen mehr Fische fangen, Liebster.«
    »Wenn wir erst einmal ein wenig Übung haben, wird es schneller gehen. Vielleicht bekomme ich ja auch etwas vor die Flinte. Einen von diesen großen Vögeln, wie sie Kapitän de Sauveterre mitgebracht hat.«
    »Das wäre wundervoll«, sagte Marguerite. Schon allein der Gedanke an einen Wildbraten ließ ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    Sie starrten eine Weile schweigend ins Feuer.
    Plötzlich fragte Henri: »Bereust du es?«
    Marguerite sah ihn an. Selbst im unsteten Flackern des Feuers konnte sie ihm ansehen, daß er sich Vorwürfe machte.
    »Ich bereue nur, daß ich dich und Damienne in diese Lage gebracht habe. Ich bereue keine Sekunde meiner Zeit mit dir.«
    »Dann geht es dir wie mir«, sagte Henri, »ich bereue, daß wir hier sind, doch hätte ich die Wahl, auf dich zu verzichten oder mit dir auf dieser elenden Insel zu hausen - ich würde mich immer für dich entscheiden.«
    »Oh, Henri«, hauchte Marguerite.
    Die Reue kam erst, als sie wieder erschöpft nebeneinander im Gras lagen und eine ferne, geisterhafte Stimme sie daran erinnerte, wo sie waren.
    Am nächsten Morgen erwachte Marguerite frisch und ausgeruht. Neben ihr lagen Henri und Damienne und schliefen tief und fest. Das Feuer war erloschen. Morgendunst lag über der Wiese. Sie hatten die Nacht überstanden und die Dämonen hatten keinen Angriff gewagt. Die Schrecken der Finsternis waren verblaßt .
    Bei Tageslicht schien es Marguerite viel leichter, an unbekannte Tiere zu glauben. Die Angst war vorerst verschwunden, doch was geblieben war, war der Hunger.
    Nach dem Morgengebet verteilte Damienne wieder einige Scheiben Zwieback, den Marguerite schon jetzt nicht mehr sehen konnte. Sie frühstückten am Bach und machten gemeinsame Pläne für den Tag. Den Vormittag wollten sie für die Fischjagd nutzen, doch am Nachmittag wollten sie darangehen, einen festen Unterschlupf für die kommenden Nächte zu bauen.
    »Wir sollten unter dem Baum bleiben«, schlug Henri vor, »seine Krone schützt vor Sonne und Regen. Und mit ein paar Asten mehr können wir eine Laubhütte bauen.«
    »Es wird nicht immer Sommer bleiben«, gab Damienne zu bedenken, »wir brauchen etwas Stabiles, was uns Schutz vor Tieren und ... und anderen Dingen bietet.«
    Sie sprach das Wort »Dämonen« nicht aus.
    »Ach, in der vergangenen Nacht hat uns auch kein Tier und kein . Mensch belästigt, und bis es Herbst wird, sind wir längst gerettet«, sagte Henri.
    »Vielleicht«, sagte Damienne, »vielleicht aber auch nicht.«
    »Auf jeden Fall müssen wir oben auf dem Hügel einen Holzstoß aufrichten, mit dem wir Signale geben können«, meinte Henri.
    »Zuerst die Hütte! Ich will nicht noch eine Nacht unter freiem Himmel verbringen.«
    »Ach? Vielleicht fährt gerade, wenn wir unsere Hütte bauen, draußen schon ein Schiff vorbei, und was dann, Madame Lafleur?«, fragte Henri verärgert.
    »Dann ist es besser, wir beeilen uns mit der Hütte, damit das nicht passiert, Herr Leutnant!«
    »Wenn wir nicht zuerst ein paar Fische fangen«, unterbrach Marguerite die beiden, »werden wir verhungert sein, bevor die Hütte fertig ist - und bevor uns ein Schiff finden kann. Und hört endlich auf zu streiten!«
    Die beiden sahen sie erstaunt an. Marguerite hatte sie nicht gebeten, mit dem Streit aufzuhören - sie hatte es befohlen. Und ihr Blick machte klar, daß sie keinen Widerspruch duldete.
    »Du hast ja recht, Liebste«, sagte Henri betreten, und Damienne fragte fast gleichzeitig: »Was ist denn los, Lämmchen?«
    »Was los ist? Ich habe Hunger und nenn mich nicht Lämmchen! Der Gedanke an einen Lammbraten macht mich wahnsinnig.«
    Also machten sie sich auf die Jagd. Es war immer noch schwierig, mit den einfachen Holzspeeren einen Fisch zu erwischen, doch sie gaben trotz vieler Fehlversuche nicht auf. Nach zwei Stunden hatten sie fünf stattliche Forellen erlegt, das sollte für das Mittagessen reichen.
    »Wenn ich nur ein paar Kräuter aus der Heimat hätte, könnte ich uns ein Festmahl zaubern«, seufzte Damienne wehmütig.
    »Mir würde etwas Salz schon reichen«, gab Marguerite trocken zurück.
    Es war noch nicht Mittag, doch ihr Hunger war

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