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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Hütte und überlegten, wie sie wieder aufzubauen wäre. Schließlich hatte Marguerite eine Idee: »Wir nehmen einfach den untersten Ast unseres Baumes als Giebel. Der bricht bestimmt nicht ein!«
    Damienne sah mit zusammengekniffenen Augen von den Ruinen der Hütte zum Baum hinauf, dann zu Marguerite und wieder zurück. Dann sagte sie: »Das ist so einleuchtend, daß ich mich frage, warum wir es nicht gleich so gemacht haben.«
    Sie gingen sofort ans Werk: Zunächst mußten sie die Pfosten der Hütte umsetzen, sodass besagter Ast mittig über den Pfosten lag. Dieses Mal benutzten sie einen Feldstein, um die Pflöcke in die Erde zu treiben.
    »Hau mir bloß nicht auf die Finger«, mahnte Damienne, die die Pfosten hielt.
    »Ich werde tun, was ich kann«, sagte Marguerite.
    Besonders erfolgreich war Marguerite allerdings nicht, denn der Stein war ihr zu schwer, und so wechselten sie sich bald ab. Die Normannin schien mehr Kraft zu besitzen, denn sie rammte die Pfosten mit wenigen Schlägen tief in die Erde.
    »Sollten wir nicht auf Henri warten?«, fragte Marguerite irgendwann, als sie für einen Augenblick rasteten.
    »Ach, laß ihn nur jagen! Ich habe das Gefühl, daß ihm das mehr liegt als Häuser bauen.«
    Sie verbanden die Eckpfosten wieder mit Querstreben. Noch immer hatten sie nichts Besseres zur Hand als ein paar dünne Ranken, um sie festzubinden. Irgendwie ging es dann aber doch. Sie legten Zweige und Äste über den natürlichen Giebel und versuchten, sie miteinander zu verflechten, sooft es ging. Es funktionierte. Das Dach wurde dichter und dichter und die Pfosten hielten.
    Als Henri mit zwei prächtigen Forellen zurückkam, waren sie bereits dabei, die Seitenwände zu errichten.
    »Nun, Herr Leutnant, was sagt Ihr?«
    »Sieht halbwegs solide aus. Es darf nur keinen Sturm geben, sonst kommt der Baum in Bewegung und reißt uns das Dach vom Kopf.«
    »Es ist ja nur für den Übergang«, sagte Marguerite, die auf ein Lob von Henri gehofft hatte und der die Enttäuschung über seine Reaktion ins Gesicht geschrieben stand.
    »Ach ... für die erste Zeit ist es hervorragend«, sagte Henri schnell. »Hoffen wir, daß wir sie nicht allzu lange brauchen.«
    »Ja, dafür sollten wir beten«, sagte Damienne.
    »Nun, vielleicht hat das Zeit, bis es dunkel ist«, sagte Henri. »Noch ist es hell und wir haben viel zu tun!«
    Es war wirklich noch viel zu tun: Sie brauchten Feuerholz für die Nacht und weiches Gras als Unterlage für die Schlafplätze. Sie teilten die Arbeit untereinander auf: Henri würde das Holz besorgen, Marguerite weiches Gras sammeln und Damienne sich um das Feuer kümmern.
    »Ich nehme eine Arkebuse mit, für alle Fälle«, sagte Henri. »Die anderen beiden lasse ich hier. Sie sind geladen, ihr müßt nur die Lunte zünden und abdrücken. Ich hoffe allerdings, daß es nicht nötig sein wird.«
    Eine Stunde später saßen sie vor ihrer Hütte am knisternden Feuer und aßen zu Abend. Fisch, Zwieback und Weinbrand.
    »Morgen sollten wir auf die Jagd gehen. Ich bin sicher, im Wald gibt es Wild«, sagte Henri.
    »Aber der Wald ist so dunkel und unheimlich!«
    »Wenn wir beisammenbleiben, kann dir nichts geschehen, Liebste.«
    »Aber dir könnte etwas geschehen .«
    »Ich passe schon auf - und wir haben ja Waffen.«
    »Du wolltest uns doch zeigen, wie man schießt«, erinnerte Marguerite ihn vorsichtig an ihr Gespräch vom Vortag.
    Henri seufzte: »Auch das können wir morgen angehen, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, daß das Waffenhandwerk Männern vorbehalten sein sollte.« »So wie das Häuserbauen?«, fragte Damienne spitz.
    Henri überhörte die Bemerkung. »Wir müssen morgen auch endlich darangehen, das Leuchtfeuer anzulegen. Es ist unsere einzige Chance, entdeckt und gerettet zu werden.«
    »Ich sehe schon, das wird ein langer Tag«, gähnte Damienne.
    »Ich weiß gar nicht, wie wir das alles schaffen sollen«, seufzte Marguerite. Sie wirkte niedergeschlagen und traurig.
    »Solange wir zusammenhalten, wird es schon gehen«, sagte Henri und nahm sie in den Arm.
    »Ja, deshalb müssen wir auch aufhören, uns zu streiten«, sagte Marguerite.
    »Wer streitet denn?«, fragte Damienne.
    »Wenn es nach mir ginge, gäbe es keinen Streit«, versicherte Henri.
    »Ach, also bin ich wieder schuld?«, erwiderte Damienne gereizt.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gemeint!«
    Marguerite seufzte wieder und ließ sich ins Gras fallen. Über ihr leuchtete der Abendhimmel. Seevögel zogen vorüber.

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