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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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als würde der Wald sich ebensowenig auf die Süd- wie sie sich auf die Nordseite des Bachs wagen. Irgendwann schlug der Bach einen Bogen nach Norden und verschwand im Dickicht der Bäume, aber da waren sie auch schon am Fuß der Hügel angelangt, die hier steiler anstiegen als im Süden der Insel.
    Damienne entdeckte einen einzelnstehenden Baum von unbekannter Art mit großen, gezackten Blättern, wie sie schon einige am Waldrand gesehen hatten. Er hatte eine große, gleichmäßig gewachsene und dichte Krone. »Wir sollten dort lagern. Der Baum ist gerade gewachsen, er steht also nicht im Wind.«
    Die beiden anderen nickten. Das dichte Blätterdach war zumindest ein guter Schutz bei Regen - und es würde ja nicht immer die Sonne scheinen. Auch sonst schien der Platz gut gewählt, es war nicht weit bis zum Wasser, und da der Baum so dicht am Hang wuchs, hatten sie das Gefühl, zumindest den Rücken geschützt und frei von Feinden zu haben - so als könnten Dämonen nur aus der Ebene heraus angreifen.
    Die Dämonen ... Sie hatten sich alle drei bemüht, tagsüber so wenig wie möglich an die vergangene Nacht zu denken. Aber allmählich wurde es dunkel und damit kam die Angst zurück. Immerhin hatten sie am Waldrand genug Feuerholz sammeln können, und Damienne hatte aus jeweils zwei Asten und fremdartigen Rankenpflanzen vier Holzkreuze gefertigt, die sie ein paar Meter entfernt von ihrer Feuerstelle in allen vier Himmelsrichtungen aufstellte.
    Kaum daß sie sich in ihrem Lager niedergelassen hatten, war die geisterhafte Stimme wieder da.
    Sie schien leiser zu sein als am Vortag, aber das konnte auch eine Täuschung sein, denn ein leichter Wind ließ den nahen Wald rauschen, und auch der Baum, unter dem sie zu nächtigen gedachten, wiegte sich sanft in der Brise. Dennoch: Schwach, aber hartnäckig schlich sich die Stimme in ihr Bewußtsein .
    Sie lagen am Feuer und wie in der vorigen Nacht hatten sie wenig Lust zu reden und so lauschten sie nur stumm hinaus in die Finsternis.
    Die Welt jenseits des Feuerkreises schien sich mit unsichtbarem Leben zu füllen. Da waren Tritte von schweren Körpern, brechende Aste im Wald. Damienne murmelte einige Psalmen zur Abwehr der Gefahr, aber Henri meinte, es müsse sich dabei um Wildtiere, vielleicht Hirsche handeln.
    »Sie kommen nachts zur Tränke, das wird es sein. Mit mehr Licht könnte ich einen erlegen. Dann hätten wir Nahrung für Tage!«
    Aber Marguerite bat ihn inständig, nur ja nicht den sicheren Lichtkreis zu verlassen.
    Auch die lachenden Dämonen waren wieder da. Zu dritt oder zu viert schienen sie über die Wiese zu streichen.
    »Es wirkt so, als würden sie uns gar nicht beachten«, flüsterte Marguerite.
    »Eine Finte des Teufels! Die Dämonen wollen uns vom Feuer fortlocken, um uns dann ins Verderben zu stürzen«, sagte Damienne .
    Aber sie ließen sich nicht fortlocken und hörten nur, wie die seltsamen Stimmen allmählich leiser wurden. Dann erklang noch etwas, ein Geräusch, bei dem es ihnen kalt den Rücken hinunterlief. Es war ein Brüllen, heiser und weit entfernt. Es schien aus der Tiefe des Waldes zu kommen.
    »Was ist das, Henri?«, fragte Marguerite ängstlich.
    »Das ist der Gehörnte selbst«, flüsterte Damienne und bekreuzigte sich.
    »Ich glaube eher, es ist ein Raubtier«, sagte Henri unsicher.
    Es brüllte wieder.
    »Du könntest recht haben«, überlegte Marguerite. »Ein Bär vielleicht? Zumindest klingt es beinahe wie der Tanzbär, den wir vor einem Jahr auf dem Markt in Saint-Malo gesehen haben, erinnerst du dich, Damienne?«
    »Der Gottseibeiuns kann uns mit seiner Stimme auch täuschen«, beharrte Damienne.
    »Ein Bär«, sagte Henri, »das könnte sein. Ich habe gehört, daß es in diesem Land Bären geben soll.«
    Es war leichter, die Geräusche der Nacht zu ertragen, wenn man wußte, was es war. Bären und Hirsche - damit konnte man fertig werden.
    »Vielleicht sind auch diese lachenden Dämonen Tiere«, sagte Marguerite, aber sie war selbst nicht überzeugt.
    »Tiere lachen nicht«, erwiderte Damienne, »und außerdem stehlen sie keine Arkebusen.«
    Die ferne Stimme meldete sich wieder mit einem langgezogenen Heulen. Ein paar der seltsamen Geräusche, die sie auf dieser Insel gehört hatten, mochten wirklich von unbekannten Tieren kommen, aber dieses schneidende, einsame Heulen . sicher nicht.
    Sie hielten den Atem an und lauschten.
    »Ich werde kein Auge zukriegen, wenn das so weitergeht«, seufzte Damienne schließlich.
    Kurz darauf

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