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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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in den vielen Fluren und Zimmern! Wenn irgendwelche Dämonen oder Teufel kommen - ihr braucht mich nicht zu wecken. Ich wäre sowieso keine Hilfe.«
    Er wankte zur Hütte, kroch hinein, sie hörten ihn stöhnen und nur Augenblicke später schnarchte er schon.
    Marguerite saß am Feuer, barg ihr Gesicht in den Händen und weinte. Damienne setzte sich neben sie. »Ach, kein Grund zu weinen, der kommt schon wieder zu sich! Er ist betrunken, da sagt man oft Dinge, die man nicht so meint.«
    »Ach, Damienne, ich fürchte, er meint es wirklich so.«
    »Laß mal gut sein, Kind, Männer und Alkohol, das ist eine eigenartige Mischung. Aber wenn es dich tröstet: Er wird auf absehbare Zeit das letzte Mal betrunken gewesen sein. Wir haben nämlich keinen Weinbrand mehr. Aber dafür haben wir jetzt einen Krug, den wir mit Wasser füllen können. Ist das nicht eine feine Sache?«
    Marguerite lächelte. Es war rührend, wie Damienne versuchte, sie aufzumuntern.
    »Schon viel besser«, sagte Damienne.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Marguerite.
    »Ich schlage vor, daß wir zeitig ins Bett gehen. Wir müssen morgen früh raus. Es wird sicher wieder ein langer Tag.«
    »Ich weiß, die Saline.«
    »Genau, Lämmchen. Also los, ab ins Bett, junge Dame, denn ich werde morgen deine Hilfe brauchen.«
    »Zu Befehl, Madame«, antwortete Marguerite und lächelte.
    Das Lächeln verging ihr jedoch, als plötzlich wieder die dünne Geisterstimme über dem Lager erklang. Sie schien von irgendwo hoch oben zu kommen und über ihnen zu schweben, ohne daß sie sehen konnten, wer oder was sie aussandte.
    Diese fürchterliche Insel, dachte Marguerite. Sie brauchten alle Wunder dieser Welt, um hier zu überleben.
    Damienne bot an, die erste Wache zu übernehmen: »Ich werde dich wecken, wenn ich zu müde werde, Lämmchen. Und wenn du unseren tapferen Soldaten nachher nicht wach bekommst, dann weckst du eben mich wieder, wenn es nicht mehr geht.«
    Damienne spazierte vor der Hütte auf und ab, um sich wach zu halten. Sie war todmüde. Sie setzte sich ans Feuer, aber die Nacht war kühl und sie fühlte die Kälte im Rücken.
    Ich kann auch genausogut in der Hütte Wache halten, sagte sie sich irgendwann und kroch hinein.
    Henri und Marguerite schliefen tief und fest.
    Ob ich sitze oder liege - das ist sich doch gleich, dachte Damienne. Sie streckte sich auf das weiche Gras und war auf der Stelle eingeschlafen.
    Der nächste Morgen war kaum wärmer als die vorhergehenden. Große weiße Wolken zogen über den Himmel.
    »Ich glaube fast, auf dieser Insel wird es nie richtig Sommer«, meinte Damienne.
    »Ja, es ist Mitte Juni, aber man könnte meinen, es sei erst April«, sagte Marguerite, die in der klaren Morgenluft fröstelte.
    Da Henri noch tief und fest schlief und auch nicht aufzuwecken war, beschlossen die beiden Frauen, an diesem Morgen den Fischfang selbst in die Hand zu nehmen. In kürzester Zeit erlegten sie zwei Forellen.
    »Aber ich schwöre dir, Lämmchen, bei allem, was mir heilig ist: Es sind die letzten, die ich ohne Salz esse!«
    »Hoffentlich!«, meinte Marguerite.
    Henri kam erst zu sich, als der Duft von gebratenem Fisch über die Wiese zog. Er kroch aus der Hütte und sah sich verlegen um. Schweigen empfing ihn.
    »Muß mich waschen«, murmelte er und trottete hinunter zum Bach.
    Das kalte Wasser half ihm, wach zu werden, und allmählich kamen die Erinnerungen an den vorigen Abend zurück. Hatte ein halber Krug Branntwein wirklich gereicht, ihn so betrunken werden zu lassen? Er hatte mit seinen Kameraden doch schon ganze Nächte durchgezecht, ohne daß er sich hinterher so elend gefühlt hatte. Nun, vielleicht lag es am Klima ... oder an dieser verfluchten Insel.
    Als er ans Lagerfeuer zurückkehrte, setzte er sich wortlos dazu. Den Fisch lehnte er dankend ab. Allein der Gedanke daran ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Zwieback war an diesem Morgen genau das Richtige.
    »Wir wollen uns heute um das Salz kümmern«, sagte Marguerite, »hilfst du uns?«
    Henri nickte. Er fühlte sich völlig zerschlagen, und er wußte, das würde auch den ganzen Tag, zumindest den ganzen Morgen so bleiben. Ich werde mich nie wieder betrinken, nahm er sich vor, wie er es sich noch an jedem Morgen nach einem Saufgelage vorgenommen hatte - und dann hätte er beinahe laut gelacht, denn die Insel würde schon dafür sorgen, daß er dieses Versprechen wirklich hielt.
    Etwas später machten sie sich auf den Weg zum Strand. Sie folgten dem gewundenen Lauf

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