Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
- wie sollen wir sie zubereiten?«, fragte Henri. »Werden Krabben nicht gekocht?«
    »Oje, das habe ich nicht bedacht«, erschrak Damienne und kratzte sich am Kopf.
    »Können wir sie nicht auch grillen?«, fragte Marguerite.
    »Das geht sicher auch, aber eigentlich gehören Krabben und Krebse unbedingt gekocht.«
    »Vielleicht fangen wir ja noch einen Kochtopf«, spottete Henri.
    »Ach, da muß sich doch etwas machen lassen!«
    Und es ließ sich etwas machen: Damienne und Marguerite beschlossen - und es war schwer zu sagen, wer von beiden die Idee hatte -, einen Kessel aus Sand zu bauen.
    »Das ist verrückt«, meinte Henri.
    »Ich habe keine Ahnung, ob es funktioniert, aber einen Versuch ist es allemal wert«, entgegnete Damienne mit grimmiger Entschlossenheit.
    Sie formten aus nassem Sand einen kleinen Kessel. Mit bloßen Händen schöpften sie Meerwasser und füllten ihn damit. Dann schichteten sie rundherum Feuerholz auf und entzündeten es.
    »Beten wir, daß es klappt«, sagte Damienne.
    Es funktionierte - jedenfalls beinahe. Der feuchte Sand wurde zwar durch die Flammen regelrecht gebacken, aber das Wasser wollte einfach nicht kochen. Dann wurde der Sand langsam spröde, bekam Risse und der so liebevoll und sorgsam gebaute Sandtopf platzte. Also mußten sie die Tiere doch über offenem Feuer grillen und es wurde trotzdem ein echtes Fest für ihre Gaumen. Ihre Laune - sogar Henris - stieg spürbar an, vor allem als Damienne mit eleganter Selbstverständlichkeit fragte: »Darf ich um das Salz bitten?« Damienne selbst wollte sich über diesen Scherz schier ausschütten vor Lachen. Aber ja, sie hatten Salz! Es waren nur ein paar Krümel, aber es sah so aus, als könnte es morgen eine ganze Handvoll sein. Davon hatten sie schon nicht mehr zu träumen gewagt! Und vor allem konnten sie sich das erste Mal seit Tagen wieder richtig den Bauch vollschlagen.
    »Trotzdem, gekocht wären die Krebse noch besser gewesen«, sagte Damienne, als sie satt und zufrieden einige Reste aus dem Panzer der letzten Krabbe kratzte.
    Es war bereits dunkel, als sie sich im Schein einiger brennender Aste auf den Heimweg machten. Über ihnen glitzerten die Sterne. Marguerite lächelte auf dem Heimweg fast die ganze Zeit. Sie war nicht glücklich - wie sollte sie? Aber sie fühlte eine gewisse innere Ruhe.
    Henri ging neben ihr und irgendwann nahm er stumm ihre Hand. Alles, was bislang vorgefallen war, schien nicht mehr wichtig zu sein, und auch das, was noch kommen mochte, war kaum noch von Bedeutung. Es war einfach ein vollkommener Moment.
    Doch als sie auf der Wiese und somit schon beinahe zu Hause waren, ertönte wieder von ferne die leise, geisterhafte Stimme und im Wald lachten die Dämonen. Sie stellten wieder einen Wachplan auf, doch Damienne, die den Anfang machte, schlief bereits kurz nach Antritt ihrer Wache ein.
    Auch in dieser Nacht griffen die Dämonen nicht an.
    Am nächsten Morgen brachte Marguerite die Sprache noch einmal auf den Pfad im Wald: »Es muß ihn jemand - oder etwas - gebahnt haben. Es ist klar, daß wir denjenigen nicht im See finden werden, also sollten wir dem Pfad in die andere Richtung folgen.«
    »Tiefer in den Wald hinein?«, fragte Damienne besorgt.
    »Ja, tagsüber scheint er mir nicht gefährlicher als jeder andere Wald auch.«
    »Ich denke immer noch, daß ein Tier diesen Weg getrampelt hat«, sagte Henri.
    »Ein sehr großes Tier«, sagte Damienne.
    »Ich habe keine Angst«, sagte Henri.
    »Ich habe auch keine Angst, aber ich bin für Vorsicht«, erwiderte Damienne.
    »Wir sind ja doch dem Tode geweiht«, antwortete Henri, »also brauchen wir uns nicht zu fürchten.«
    »Henri, warum sagst du so etwas?«
    »Warum nicht? Es ist die Wahrheit. Und lieber sterbe ich im Kampf mit einem Bären oder einem Einhorn, als hier langsam zu verhungern.«
    »Es ist Gotteslästerung, so zu reden, Junge!«
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß Gott auf dieser Insel viel zu sagen hat. Habt Ihr nicht selbst gesagt, Madame, daß diese Insel des Teufels ist?«
    »Dennoch glaube ich, daß der Herr uns retten wird. Vielleicht nicht unsere Körper, aber unsere Seelen.«
    »Bedaure, Madame, diese Zuversicht kann ich nicht teilen!«
    »Dir fehlt es einfach am nötigen Glauben - oder an der nötigen Kraft!«
    »Hört auf, alle beide!«, unterbrach Marguerite die fruchtlose Diskussion.
    Es kostete Marguerite einige Anstrengungen, Damienne zu überreden mitzukommen. Die Angst der Normannin vor dem Wald schien inzwischen größer

Weitere Kostenlose Bücher