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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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des Baches hinab zum Westufer der Insel.
    »Wir brauchen eine möglichst flache, sandige Bucht«, erklärte Damienne, »eine Stelle, die nur beim höchsten Stand der Flut unter Wasser und bei Ebbe lange trocken liegt.«
    Der Bach wurde zum Meer hin breiter und flacher, aber seine Mündung war zu steinig - und wie Damienne sofort feststellte:
    »Zu viel Süßwasser.«
    Sie folgten dem Küstenverlauf nach Süden, fanden zunächst aber keine brauchbare Stelle. Meist fiel das Ufer zu steil ab oder es bestand aus Felsgestein.
    »Wenn das so weitergeht, sind wir bald in der Bucht, in der wir gelandet sind«, sagte Henri, der die meiste Zeit lustlos hinter den beiden hertrottete.
    Er hatte recht: Die Stelle konnte nicht mehr weit sein.
    Schließlich stießen sie doch noch vorher auf eine kleine Bucht mit schmalem Sandstrand.
    »Hier könnte es gehen«, meinte Damienne.
    »Und jetzt?«, fragte Marguerite.
    »Ich muß mir das mal ansehen«, sagte Damienne.
    Marguerite und Henri setzten sich auf ein paar große Steinblöcke, die die Bucht säumten, und sahen zu, wie Damienne den Strand abschritt, Sand durch die Finger rieseln ließ, vertrocknete Algen aufhob, einen Krebs verjagte und mit einem Stock den Boden aufkratzte. Schließlich steckte sie ihn in den Boden: »Bis hierhin kommt die Flut. Und jetzt kommt, helft mir, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Im Grunde genommen war Damiennes Plan ganz einfach: Sie trugen an der Flutlinie mit bloßen Händen etwas Sand ab, den sie auf der Wasserseite als Damm aufschichteten. Damit der Sand nicht weggespült wurde, verstärkten sie ihn mit Asten und Steinen. Das Wasser würde gerade hoch genug steigen, um das kleine, wenige Zentimeter tiefe Becken zu überfluten, und wenn die Ebbe einsetzte, würde sie eine kleine Lache Salzwasser zurücklassen.
    »Den Rest erledigt die Sonne«, sagte Damienne.
    »Wenn sie denn mal scheint«, murmelte Henri düster.
    In der Tat hatte sich gerade wieder eine langgezogene Wolkenbank vor die Sonne geschoben.
    »Die kommt schon wieder, und die Hauptsache ist, es ist warm. Das Wasser wird verdunsten und etwas Salz zurückbleiben.«
    »Ich hoffe, Ihr habt recht, Madame. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es so einfach sein soll, Salz zu gewinnen.«
    »Oh, manchmal ist es sogar noch leichter. Bei den Bretonen - Gott weiß, daß ich sonst nicht allzu viel von ihnen halte - gibt es Buchten, in denen im Sommer das Wasser so warm wird, daß das Salz in feinen Schleiern an die Oberfläche steigt. Sie schöpfen es mit der Hand ab und verkaufen es für ein Vermögen an die, die es sich leisten können. >Fleur de Sel< nennen sie es.«
    »Und das können wir auch?«, fragte Marguerite.
    »Nein, Lämmchen, das nicht. Ich bin schon froh, wenn wir hier heute einen oder zwei Fingerhut Salz gewinnen.«
    »Und jetzt?«
    »Erledigt die Flut den Rest.«
    »Und wann kommt die Flut?«
    »Sie hat bereits eingesetzt, wie mir scheint. Aber es kann noch ein oder zwei Stunden dauern, bis sie unsere Saline erreicht.«
    »Können wir nicht mit dem Krug Wasser holen?«, fragte Marguerite ungeduldig.
    »Und das gute Trinkwasser wegschütten? Niemals! Laß das mal die Flut für uns erledigen.«
    »Und was tun wir, bis die Flut hier ist?«
    »Es gibt keinen Grund, hier faul herumzusitzen. Wir könnten zum Beispiel Holz sammeln.«
    »Wir haben doch mehr als genug Feuerholz«, wandte Henri ein.
    »Und was ist mit morgen? Und übermorgen? Wir leben von der Hand in den Mund und das ist nicht gut, Herr Leutnant. Wir sollten Vorräte anlegen, wann immer wir können.«
    »Holz kann man aber nicht essen«, gab Henri zurück. Er war sichtlich schlecht gelaunt.
    »Ihr wißt genau, was ich meine. Also, keine Müdigkeit vorschützen, wir haben viel zu tun.«
    »Und die Saline?«, fragte Marguerite.
    »Läuft uns nicht weg. Wir werden heute Abend noch einmal nachsehen.«
    Sie kehrten zur Hütte zurück und begannen, den nahen Wald nach Brennholz abzusuchen. Sie mußten tiefer hinein als zuvor, auch auf die andere Seite des Baches, denn es gab kaum noch geeignetes Holz auf ihrer Seite.
    »Wenn wir nur eine Axt hätten«, seufzte Damienne. »Es ist schon fast lächerlich, welche Mühe es kostet, ein bißchen Holz zusammenzutragen.«
    Henri versuchte derweil, im Bach die nächste Mahlzeit zu erlegen. Aber entweder waren die Fische an diesem Tag schneller oder er langsamer. Er hatte kein Jagdglück.
    »Und was essen wir heute Abend?«, fragte Marguerite.
    »Vielleicht gar nichts«, seufzte

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