Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
so wie Henri es ihr gezeigt hatte. Der Rückstoß schien stärker zu sein als bei ihrem Übungsschuß, sie spürte einen Schlag gegen die Schulter. Der Pulverdampf nahm ihr kurz die Sicht. Dann sah sie, daß das schwarze Tier wieder taumelte, aber nicht fiel. Es drehte sich um und lief auf unsicheren Beinen davon.
    »Schnell, Madame, die Büchse!«, rief Henri und riß sie der verwirrten Damienne schon aus den Händen. Er entzündete mit fahrigen Bewegungen die Lunte und dann rannte er dem verwundeten Tier hinterher.
    Marguerite und Damienne folgten ihm mit einigem Abstand. Marguerite spürte das Blut, das in ihren Schläfen pochte.
    Das Tier stolperte durch den Wald, es war schwer verwundet. Henri holte schnell auf. Das Tier drehte sich um. Henri legte an, zielte und drückte ab. Die Kugel fuhr dem Tier in die Brust. Es stöhnte, dann knickten die Vorderbeine ein und es fiel. Noch während Henri zu ihm hinlief, zog er sein Messer. Marguerite war jetzt dicht hinter ihm. Sie sah der sterbenden Kreatur in die Augen, die sanft und freundlich waren. Henri gab ihr den Gnadenstoß in den Hals und eine Blutfontäne schoß heraus. Der Blick des Tieres brach. Es war tot.
    Jetzt, da es vorbei war, tat Marguerite das Tier plötzlich leid. Als die Spannung von ihr abfiel, schlugen die Aufregung und Anspannung in Mattheit und Traurigkeit um.
    Mit solchen Gedanken hielt sich Damienne nicht auf. »Fleisch!«, jubelte sie, »endlich Fleisch! Heute ist unser Glückstag!«
    »Wie sollen wir das alles tragen?«, fragte Marguerite unsicher. Ihre Beute brachte sicher an die zehn Zentner auf die Waage.
    »Ganz einfach«, meinte Damienne, »wir zerteilen das Tier gleich hier und schleppen weg, so viel wir können. Laßt mich nur machen.« Und schon nahm Damienne Henri das blutige Messer aus der Hand und stach es dem Tier noch einmal in die Halsschlagader, damit es ausblutete. Dann begann sie, die Beute am Bauch entlang aufzuschlitzen. Marguerite sah mit Erstaunen, wie geschickt Damienne die Kreatur häutete.
    »Woher kannst du das?«, fragte sie.
    »Es hat manchmal - wenn auch selten - Vorteile, von einfacher Herkunft zu sein und Dinge selbst machen zu müssen. Ich habe als Kind oft zugesehen, wie mein Vater im Stall die Hasen gehäutet hat. Später habe ich das selbst übernommen. Ist zwar schon eine Weile her, aber so etwas verlernt man nicht.«
    Als sie das Fell abgezogen hatte, reinigte sie die Innenseite mit trockenem Laub von Hautresten, dann rollte sie es sorgfältig zusammen.
    »Ein prachtvolles Fell! Ich bin sicher, wir werden dafür Verwendung haben. Vielleicht schneidere ich mir ein Ballkleid daraus, was meinst du, Marguerite?« »Ach, hör auf, du bist albern«, lachte Marguerite.
    »Bin ich das? Vielleicht, aber das hilft bei schwerer Arbeit. Und der schwerste Teil liegt noch vor uns.«
    Sie kamen überein, daß sie zunächst die Keulen und die Schulterstücke des Tieres nach Hause schleppen wollten. Dort schien das meiste Fleisch zu sitzen.
    »Den Kopf können wir später noch holen«, meinte Henri, »er würde sich sicher gut als Wandschmuck über dem Kamin machen, was meinst du, Liebste?«
    »Solange du ihn nicht im Schlafzimmer aufhängst, ist mir alles recht!«, lachte Marguerite.
    Sie packten sich so viel Fleisch auf, wie sie schultern konnten. Marguerite trug das Fell, Damienne und Henri das Fleisch. Was sie zurücklassen mußten, deckten sie mit Ästen und Steinen zu, um Aasfresser fernzuhalten.
    »Heute werden wir es nicht mehr schaffen. Kommen wir morgen früh wieder und holen den Rest«, sagte Henri.
    Es war ein langer Weg nach Hause. Sie erreichten ihre Hütte am Sonnenuntergang.
    »Ich kann keinen Schritt mehr gehen«, klagte Marguerite und ließ sich mitsamt dem Fell auf die Erde fallen.
    »Das wirst du aber müssen, Lämmchen, oder willst du dein Fleisch ungesalzen essen?«
    »Die Saline! Die hatte ich völlig vergessen!«, rief Marguerite.
    »Du hast ja mich - ich erinnere dich gerne daran«, grinste Damienne. »Ich schlage vor, daß ihr zwei an den Strand lauft und etwas Salz besorgt. Ich bereite hier inzwischen das Festmahl vor.«
    »Aber können wir dich denn alleine lassen?«, fragte Marguerite.
    »Wird schon gehen. Ihr könnt mir ja einen von den Schießprügeln dalassen.«
    »Aber vergeßt nicht, die Lunte zu zünden, wenn Ihr schießen wollt, Madame!«, grinste Henri.
    »Noch einmal passiert mir das nicht«, knurrte Damienne.
    »Wir beeilen uns auch!«, rief Marguerite und war mit Henri schon auf dem

Weitere Kostenlose Bücher