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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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zu sein als die Furcht, alleine zu bleiben. »Wir brauchen dich, Damienne. Vielleicht müssen wir uns verteidigen und dann mußt auch du schießen.«
    Aber das wollte Damienne auf keinen Fall. »Ihr könnt mir einen Knüppel geben und ich kämpfe wie ein Löwe, aber ich werde nicht noch einmal eine Büchse abfeuern!«
    »Dann schießt du eben nicht, aber du kannst nachladen, wenn Henri schießt - oder ich.«
    Damit war Damienne ein wichtiges Argument genommen, und da ihr Marguerite noch mehrfach erklärte, wie wichtig und unverzichtbar sie auf dieser Expedition war, kam sie schließlich doch mit.
    Sie waren dieses Mal besser ausgerüstet als bei ihrem letzten Vorstoß in den Wald. Jeder trug neben seiner Arkebuse auch eine Fischlanze und außerdem noch eine Fackel - nichts weiter als Aste, mit trockenem Moos und Gras umwickelt, für den Fall, daß sie es nicht vor Einbruch der Dunkelheit schaffen würden. Außerdem hatten sie noch etwas Fisch vom Frühstück übrig, den Damienne sorgsam in Laub eingeschlagen hatte, und in dem Branntweinkrug nahmen sie Trinkwasser mit auf ihren Marsch.
    Derart gewappnet rückten sie in den Wald vor. Er war Marguerite immer noch unheimlich, ohne daß sie sagen konnte, weshalb. Vielleicht war es sein Alter - die Vorstellung, daß dieser Wald seit Jahrhunderten wuchs, ohne daß je ein Mensch einen Baum darin gefällt hatte. Hier, im dunklen Schatten der fremdartigen und moosbewachsenen Bäume, schien es ihr mit einem Mal gar nicht so undenkbar, daß es vielleicht doch Dämonen waren, die durch den Wald getrampelt waren.
    Marguerite verscheuchte diesen Gedanken, so gut es eben ging, und konzentrierte sich darauf, nicht über verborgene Wurzeln zu stolpern. Sie folgten wie schon beim letzten Mal dem Bach, bis sie auf den Pfad stießen, und wandten sich dieses Mal in die entgegengesetzte Richtung.
    Henri stieg zuerst in den Bach. Er suchte einige Meter bachauf und -abwärts, aber er fand keine flachere Stelle. »Wer immer ihn angelegt hat, wasserscheu ist er nicht«, sagte er. »Wir müssen wohl hier hindurch.«
    Allerdings machte er sich weniger Sorgen um die Damen als um die Arkebusen.
    »Sie dürfen auf keinen Fall naß werden, denn wenn sie anfangen, im Lauf zu rosten, dann können wir sie wegwerfen.«
    Er bestand darauf, jede Büchse einzeln und höchstselbst auf die andere Seite zu tragen, was Marguerite übertrieben erschien. Sie sagte jedoch nichts, denn wenn es um seine Arkebusen ging, war Henri schlichtweg etwas eigen.
    Die Gewehre gelangten unbeschadet ans andere Ufer. Henri bot jetzt sogar an, die beiden Frauen auf die andere Seite zu tragen. »Danke, aber wir sind sehr wohl in der Lage, dieses Bächlein auf eigenen Füßen zu durchqueren«, sagte Damienne stolz.
    »Daran habe ich nie gezweifelt, Madame«, sagte Henri. Er sah nicht so aus, als wäre er besonders enttäuscht, daß sein ritterliches Angebot abgelehnt worden war.
    Damienne und Marguerite rafften ihre Röcke und stiegen hinein ins kalte Naß. Es ging ihnen fast bis zur Hüfte.
    »Wie erfrischend«, knurrte Damienne mißvergnügt .
    »Ach, stell dich nicht so an«, meinte Marguerite, »ich bin ohnehin dafür, daß wir bald mal einen Bade- und Waschtag einlegen. Wir sind seit ... seit wann sind wir eigentlich auf der Insel?«
    Sie blieb mitten im Bach stehen. Sie wußte es nicht! Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    »Es ist der siebte Tag, Lämmchen, der siebte. Ein Dienstag, wenn mich nicht alles täuscht. Und jetzt geh weiter, du hältst den Verkehr auf und mir wird allmählich kalt hier im Wasser. Baden können wir an einem anderen Tag und vielleicht auch an einer anderen Stelle.«
    Am gegenüberliegenden Ufer angelangt, folgten sie dem Pfad tiefer in den Wald hinein. Er führte, soweit Marguerite das beurteilen konnte, nach Norden. Er war nicht gerade angelegt, sondern den natürlichen Gegebenheiten angepaßt. Mal wich er einer plötzlichen Bodensenke aus, mal schlängelte er sich an einzelnen großen Felsblöcken vorbei, die unvermittelt aus der Erde wuchsen. Sie gingen langsam und vorsichtig, denn bei den vielen Biegungen, die der Weg nahm, mußten sie immer befürchten, plötzlich auf gefährliches Wild zu stoßen - oder auf etwas anderes, woran sie nicht denken wollten.
    Der Wald wurde immer dichter und dunkler. Durch die mächtigen Baumkronen war der Himmel kaum noch zu sehen. Der Pfad, am Bach noch deutlich ausgetreten, verkümmerte allmählich zu einer schmalen Spur. Bald war er nur noch zu erkennen,

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