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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Weg.
    Was für ein Tag, dachte Marguerite, als sie Hand in Hand hinunter zum Strand liefen. Fleisch, Salz - was für ein unfaßbares Glück! Sie mußte lachen und gleichzeitig den Kopf schütteln. Wie wenig jetzt schon genügte, um sie glücklich zu machen! Vor einigen Tagen war sie fast schon die Prinzessin des neuen Frankreich gewesen - und jetzt hüpfte ihr Herz schon vor Freude, nur weil sie Salz gewonnen hatten.
    Und sie hatten Salz gewonnen! Es war zwar mühsam, die dünne weiße Schicht aus dem Sand zu kratzen, aber es kam eine halbe Handvoll zusammen - genug Salz für eine Woche. Sie ließ die weißen Kristalle von einer Hand in die andere gleiten - wie hell sie in der Sonne glitzerten.
    »Diese Salzkristalle sind schöner als Diamanten«, sagte sie zu Henri.
    »Vor allem schmecken sie besser«, grinste der.
    »Das stimmt.« Marguerite mußte lachen.
    Es war so schön zu sehen, daß Henri wieder fröhlich war.
    »Ich glaube«, sagte Marguerite später während des Abendessens, »es war ein Elch. Ich habe zwar noch nie einen gesehen, aber Monsieur Cartier hat erzählt, daß es hier solche Tiere gibt, genau wie in Skandinavien. Allerdings hat er auch gesagt, daß man sie daran erkennt, daß sie Schaufeln statt eines Geweihs auf dem Kopf tragen.«
    »Der hier hatte aber keine Schaufeln«, sagte Damienne.
    »Rehe haben auch kein Geweih und doch gehören sie zur gleichen Art wie Hirsche«, sagte Henri, der Marguerite in Schutz nehmen wollte.
    »Na, meinetwegen, dann ist es eben ein Elch«, sagte Damienne und nahm sich noch einen Streifen Fleisch. »Auf jeden Fall ist es der beste Braten, den ich je gegessen habe.«
    Als sie später satt und zufrieden in die Hütte krochen, waren sie alle drei in guter Stimmung. Das Blatt hatte sich zum Guten gewendet. Sie hatten Nahrung, Wasser, Salz und ein Dach über dem Kopf. Sie würden überleben - zumindest für einige Zeit. Und vielleicht war die Rettung gar nicht mehr so fern.
    »Wenn Kapitän de Xaintonge von unserem Schicksal erfährt, wird er sicher kommen und uns retten«, sagte Marguerite, als sie neben Henri in der Hütte lag.
    »Das wird er, da bin ich sicher. Es wird einige Wochen dauern, doch dann wird er kommen«, sagte Henri. »Und bis dahin werden wir schon überleben!«
    Marguerite nickte und schmiegte sich an ihn. Es war so schön, zu erleben, daß er wieder Selbstvertrauen und Zuversicht hatte! Alles würde gut werden, das Glück war zu ihnen zurückgekehrt. Selbst die Geisterstimme machte ihnen im Augenblick keine Angst, sie schien an diesem Abend schwächer zu sein als sonst. Marguerite mußte sich fast anstrengen, um sie durch die Wand ihrer Hütte zu hören. Dann verstummte sie. Kurz darauf hörte Marguerite nur noch Regentropfen, die auf das Blätterdach ihrer Hütte fielen, sanft und beruhigend, und sie schlief ein.

 
Wochen
     
    Marguerite erwachte mitten in der Nacht, weil Wasser durch das Dach ihrer Hütte auf ihre Stirn tropfte. Sie rutschte ein Stück zur Seite, um wieder trocken zu liegen. Sie dämmerte ein wenig vor sich hin - einige Minuten lang, dann wurde der Regen draußen stärker. Windböen zerrten an dem Ast, der ihnen als Dachgiebel diente. Das Dach geriet in Bewegung und mehr Wasser drang hindurch. Jetzt erwachten auch Damienne und Henri, denn nun floß der Regen schon in kleinen Rinnsalen durch das Dach.
    »Schöner Regenschutz«, murrte Henri verschlafen.
    »Wir müssen das Fleisch trocken halten«, rief Damienne, sprang auf und lief hinaus. Blitze zuckten über den Himmel und Donner rollte über die Hügel - der Regen wurde zum Gewitter.
    »Das Fell, wir brauchen das Fell! Die Arkebusen dürfen nicht naß werden«, rief Henri, der jetzt ebenfalls hellwach war. Er packte die Waffen und wickelte sie ein, während Marguerite Damienne half, das Fleisch in die Hütte zu schaffen. Ihr Baum bog sich im Wind, der Giebelast ächzte und stöhnte, dann befreite er sich von der Last, die auf ihm lag: Das Dach wurde ein Stück angehoben und dann stürzte es ein. Die ineinander verflochtenen Zweige rissen auseinander. Nur der hintere Teil der Hütte war noch geschützt und dort drängten sie sich zusammen.
    Erst gegen Morgen ließ das Unwetter nach. Der Wind flaute ab und das heftige Gewitter wich einem stetigen Regen.
    Sobald es hell genug war, versuchten sie, das Dach wieder herzurichten, doch es war aussichtslos. Immerhin schafften sie es, die hintere Hälfte der Hütte wieder mit Zweigen abzudecken, aber dort war nicht ausreichend Platz, um

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