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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Marguerites hielt sie davon ab.
    Warum ist er nur so mutlos?, dachte Marguerite.
    Als sie in der Nacht nebeneinanderlagen, redete Marguerite Henri leise, aber eindringlich zu. Sie versuchte, ihm klarzumachen, wie sehr sie ihn brauchten, nicht nur beim Bau der Hütte, und daß sie ohne ihn verloren wären.
    »Was habe ich denn schon getan?«, fragte Henri.
    »Uns gerettet«, flüsterte Marguerite und strich ihm mit einer sanften Bewegung eine Locke aus dem Gesicht. Dann küßte sie ihn und er erwiderte den Kuß mit Leidenschaft. Sie wollte in dieser Nacht eigentlich nicht mit ihm schlafen, aber sein Verlangen war so stark, daß sie nachgab.
    Am nächsten Morgen beschlossen sie, zunächst nach ihren Salinen zu sehen. Der Regensturm oder das aufgewühlte Meer hatte ihre Anlagen völlig zerstört. Sie brauchten den ganzen Morgen, um sie wieder herzurichten.
    Am Mittag wollten Marguerite und Damienne mit dem Bau der neuen Hütte beginnen. Henri wirkte im Großen und Ganzen desinteressiert, aber er bestand darauf, daß sie die neue Hütte ein gutes Stück hügelaufwärts anlegten. »Dann haben wir wenigstens einen Teil des Meeres im Blick.«
    Also wollten sie ihr neues Zuhause so weit oben anlegen, daß sie freie Sicht auf das Meer im Westen hatten. Einig waren sie sich auch, daß sie in den Hang hineingraben mußten. Das würde Schutz bieten, fast wie in einer Höhle. Dann wollten sie einige große, stabile Pfosten setzen, die das Dach tragen sollten. Die Seitenwände sollten aus Holz und Lehm bestehen.
    »Ich weiß zwar nicht genau, wie wir hier Lehm finden wollen, aber es wird schon irgendwie gehen«, gab sich Damienne zuversichtlich.
    Sie fanden einen Absatz im Hang, der ihnen geeignet schien. »Dann haben wir sogar eine kleine Terrasse«, freute sich Marguerite.
    Henri war unzufrieden, denn von dort sahen sie nur einen kleinen Teil der See. Der Hügel im Süden begrenzte das Gesichtsfeld und einzelne Baumriesen im Wald schränkten die Sicht nach Norden ein. Aber sie fanden keine bessere Stelle.
    Ohne weitere Verzögerung begannen sie mit der Arbeit. Damienne und Marguerite rammten spitze Pflöcke in die Erde, um sie dort aufzulockern, wo Henri sie dann mit einem flachen Stück Holz abtragen konnte.
    Es war Knochenarbeit. Marguerite hatte noch nie in ihrem Leben so hart geschuftet. Jeder Stein und jede Wurzel hielten sie auf. Wenn sie nur gutes Werkzeug gehabt hätten, dann wäre es noch gegangen, aber so gruben sie praktisch mit bloßen Händen. Sie gruben bis zum Abend, hatten aber am Ende noch nicht viel erreicht.
    Nach dem Abendessen wollten Damienne und Marguerite im Wald nach geeigneten Pfosten suchen. Henri war dagegen, er wollte wenigstens die Abendstunden auf dem Gipfel des Hügels verbringen und Ausschau halten. »Während wir hier wie die Räuber durch den Wald schleichen, kreuzen vielleicht schon Schiffe vor der Küste. Wir könnten schon gerettet sein.«
    »Das sind doch Träumereien«, erwiderte Damienne, »es wird noch einige Wochen dauern, bis hier ein Schiff auftaucht - und ich kann Euch auch sagen, welches: das von Kapitän de Xaintonge. Alles andere wäre ein Wunder.«
    »Wie Ihr meint, Madame«, sagte Henri düster.
    Es beunruhigte Marguerite, daß er so schnell klein beigab.
    Sie fanden am Bach einen jungen Baum, der im Sturm entwurzelt worden war. Er hatte am steinigen Ufer seine Wurzeln nicht tief genug in die Erde treiben können. Mühsam schleppten sie ihn zum Bauplatz.
    »Den ersten unserer Pfosten haben wir«, sagte Damienne.
    »Ja, aber für heute ist es genug, ich kann nicht mehr«, sagte Marguerite.
    »Du hast recht, machen wir morgen weiter.«
    Sie gruben den ganzen nächsten Vormittag, aber sie drangen kaum drei Ellen tief in den Hügel ein.
    »Wie weit müssen wir denn noch graben?«, fragte Marguerite erschöpft.
    »Noch drei Ellen mindestens, Lämmchen, besser sechs.«
    Henri arbeitete schweigsam und verbissen. Marguerite beobachtete ihn. Es war ein warmer Tag, er schwitzte und sein nackter Oberkörper glänzte, doch seinen Bewegungen fehlte der Schwung, die Energie.
    Er quält sich, dachte Marguerite.
    An diesem Abend widersprach sie nicht, als er ankündigte, auf seinen Signalberg, wie er ihn nannte, zu wollen, und ein einziger Blick von ihr genügte, um Damienne zum Schweigen zu bringen.
    Henri schulterte seine Arkebuse, hängte sich den Wasserkrug an den Gürtel und stieg, ohne sich zu verabschieden, hügelaufwärts, um nach Schiffen Ausschau zu halten.
    »Wir hätten gut und

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