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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen
Autoren: Torsten Fink
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Vorschlag bereits zugestimmt. Offenbar hält er die Idee für brauchbar. Seid Ihr etwa anderer Meinung als Seine Majestät, Monsieur Cartier?«
    Cartier schluckte eine bissige Bemerkung hinunter. Er seufzte. »Nein, natürlich nicht. Es ist nur eine weitere Widrigkeit. Aber auf eine mehr oder weniger kommt es dabei kaum noch an.«
    »Ihr seid zu pessimistisch, Cartier! Wir haben die Schiffe, die Besatzungen, Soldaten, bald auch genug Siedler. Es geht voran.«
    »Ohne Zweifel«, entgegnete Cartier trocken, »allerdings frißt uns jeder kleine Fortschritt ein neues Loch in die Geldtruhe. Die Werft hat die Preise für die Takelung der Flotte erhöht, angeblich weil Segeltuch und Seil teurer geworden sind. Und nicht nur das. Die Händler haben gemerkt, daß mit uns gut Geschäft zu machen ist, und die Preise kräftig erhöht. Ich kann es ihnen nicht einmal verdenken.«
    De Roberval nickte. Seit sie angefangen hatten, Vorräte und Material für die Reise zusammenzukaufen, waren die Preise in die Höhe geschnellt, und die Händler gaben keinen Kredit, weil sie wußten, wohin die Reise gehen würde. Da half es wenig, an ihre Liebe zu Frankreich zu appellieren - bei Geld hörte diese Liebe offensichtlich auf.
    »Wir haben bei Weitem noch nicht genug Material«, fuhr Cartier fort. »Acht Schiffe sollten es sein, bislang sind es nur fünf. Außerdem fehlt noch das schwere Gerät. Ihr wollt Bergwerke anlegen, Wälder roden und starke Befestigungen errichten. Wir haben noch nicht einmal genug Ackergerät und Vieh. Die Kanonen, die der König schicken wollte, sind auch noch nicht eingetroffen. Wir werden sie brauchen, denn die Eingeborenen werden uns nicht unbedingt willkommen heißen.«
    »Übt Euch in Geduld, Monsieur Cartier! Immerhin ist durch die Vollmacht für die Gefängnisse die Frage der Siedler gelöst. Alles andere wird sich finden.«
    »Es wäre vor allem gut, wenn sich noch Geld fände«, sagte Cartier trocken. »Die Werft wird sonst unsere Schiffe nicht takeln.«
    De Roberval nickte mißmutig. Natürlich hatte Cartier recht, aber das machte es nicht besser, ganz im Gegenteil.
    De Roberval war außerordentlich schlecht gelaunt, als er sich am Abend zu Tisch begab. Er hatte wenig Appetit auf die Hühner, die der Koch zubereitet hatte. Seltsamerweise wollte auch Marguerite an diesem Abend nichts essen und kaute nur gedankenverloren auf einem Stück Weißbrot. Und so kam es, daß für Damienne zwei ganze Hühner übrig waren, die sie mit ihrem berüchtigten guten Appetit prompt verzehrte.
    Einige Tage später ergab sich eine andere Gelegenheit, festlich zu speisen. De Roberval lud von Zeit zu Zeit die wichtigsten Kapitäne seiner Schiffe ein, und an diesem Abend durfte auch Marguerite dabei sein, was keineswegs selbstverständlich war. »Du wirst uns während des Essens Gesellschaft leisten. Es wird Zeit, daß du die Männer, denen wir auf dieser Reise unser Leben anvertrauen, besser kennenlernst. Außerdem bist du alt genug, ein paar gesellschaftliche Verpflichtungen zu übernehmen«, hatte ihr Onkel ihr am Nachmittag knapp mitgeteilt. Sie hatte ergeben genickt und sich nicht anmerken lassen, daß sie geradezu darauf brannte, spannende Seefahrergeschichten zu hören. Aber sofort machte ihr der Onkel einen Strich durch die Rechnung: »Nach dem Essen werden wir viel zu besprechen haben, Dinge, die dich sicher nicht interessieren. Du kannst dich dann zurückziehen.«
    »Aber ich würde gerne mehr über diese Reise erfahren, Monsieur.«
    De Roberval lächelte: »Glaube mir, mein Kind, die Unterhaltung von Seemännern am späten Abend ist nicht geeignet für junge Mädchen.«
    Die Einwände Marguerites ließ der Onkel nicht gelten. Auch wenn der Abend also nicht vollständig nach ihren Wünschen verlaufen würde, wollte sie sich doch als gute Gastgeberin präsentieren - und ganz nebenbei durch die Wahl ihrer Garderobe beweisen, daß sie nicht mehr das kleine Mädchen war, für das ihr Onkel sie offenbar hielt.
    Damienne war ihr bei der Auswahl keine große Hilfe. Sie war immer eher für das Praktische, nicht für das Schöne, und für Marguerites Gejammer, daß in ihren Kleidertruhen kein einziges diesem Abend angemessenes Kleid zu finden sei, hatte sie nicht allzuviel Verständnis.
    Schließlich entnahm Marguerite ihrer Truhe das lindgrüne Kleid, das sie in Fontainebleau getragen hatte. Damienne schüttelte den Kopf: »Nimm lieber das blaue«, sagte sie knapp, »das grüne ist zu elegant für einfache
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