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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen
Autoren: Torsten Fink
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Mund offen stehen. Dann lachte auch er.
    »Danke, junger Mann«, mischte sich Damienne ein, »ich nehme Euch die Kriegsbeute besser ab. Komm, Marguerite, wir sind spät dran.«
    »Sagt, mein Freund, wer war dieses junge Mädchen«, fragte der Leutnant den Eierhändler, als Marguerite und Damienne außer Hörweite waren.
    Der Eierhändler war dabei, die wenigen heil gebliebenen Eier aufzusammeln.
    »Kennt Ihr sie nicht? Das war Mademoiselle de La Roque de Roberval, die Nichte des neu ernannten Vizekönigs von Neufrankreich, auch wenn ich, bei allem Respekt, sehr daran zweifle, daß es dieses neue Frankreich jemals geben wird.«
    »Die Nichte de Robervals? Interessant«, sagte der Leutnant. Sein Blick folgte Marguerite noch lange durch die Menge.
    »Was für ein unverschämter Kerl!«, ereiferte sich Marguerite, als sie zu Hause waren.
    Damienne grinste: »Ich glaube, das hast du schon mal gesagt.«
    Das war stark untertrieben. Den ganzen Weg vom Markt hatte Marguerite über den frechen Leutnant geschimpft, der sie in aller Öffentlichkeit blamiert hatte.
    »Mit solchen Soldaten sollen wir den Ozean überqueren und eine neue Welt gründen? Das ist ... unmöglich!«, schimpfte sie weiter.
    »Er scheint jedenfalls ziemlichen Eindruck auf dich gemacht zu haben«, sagte Damienne mit einem versonnenen Lächeln.
    »Wie? Eindruck?«, Marguerite schnappte empört nach Luft.
    »Nur die Ruhe, Lämmchen. Am besten, du bringst die Hühner jetzt in die Küche, wo sie hingehören.«
    Während sich Marguerite mit dem widerspenstigen Federvieh, das sein Schicksal wohl schon ahnte, in die Küche begab, hatte Jean-Frangois de La Roque de Roberval indes mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen.
    »Es sind immer noch zu wenige, viel zu wenige.«
    Er blickte aus dem dritten Stock des Kontors auf den Hafen, wo seine Flotte vor Anker lag. Obwohl ein leichter Regen eingesetzt hatte, brachten Matrosen Frachtgut auf die Schiffe. Ein paar Zimmerleute bauten an Bord der Grande Hermine einen Pferch für das lebende Vieh, das sie mit auf die Reise nehmen wollten.
    »Vielleicht sollten wir auch noch Werber nach Marseille ... überhaupt in den Süden schicken«, meinte Cartier.
    »Daran habe ich auch gedacht, doch ist der Erfolg solcher Werbung mehr als zweifelhaft«, erwiderte de Roberval, »deshalb habe ich dem König in der Zwischenzeit eine andere Möglichkeit vorgeschlagen.«
    Cartier runzelte die Stirn. Wieder einmal hatte ihn de Roberval nicht um Rat gefragt. Ihr Verhältnis war ohnehin nicht das beste. Cartier war immer noch gekränkt, daß man nicht ihm die Leitung der Expedition anvertraut hatte - ihm, der schon zweimal in der Neuen Welt gewesen war. Statt dessen war er einem Mann unterstellt, dem jede Erfahrung in derlei Unternehmungen fehlte. Nun, das war eine Kröte, die er wohl schlucken mußte, aber daß de Roberval ihn immer wieder in wichtigen Fragen überging, das machte die Zusammenarbeit noch schwieriger. Und sie mußten zusammenarbeiten, wenn sie ihre Expedition überhaupt auf den Weg bringen wollten. Es gab schon genug Schwierigkeiten, auch wenn sie sich nicht stritten.
    Derzeit war ihr größtes Problem, daß sich nicht genug Freiwillige fanden. Die Matrosen waren angeheuert, die Soldaten abkommandiert, aber die Siedler fehlten. Offenbar glaubten nicht allzu viele Menschen daran, daß dieses Unternehmen ein Erfolg werden würde.
    »Und darf ich fragen, wie Euer Lösungsvorschlag aussieht?«, fragte Cartier.
    »Ich habe Seine Majestät um Vollmacht ersucht, auch in den Gefängnissen zu werben. Es wird genug Menschen geben, die lieber ihr Glück auf See suchen, als in den Gefängnissen zu vermodern.«
    »Sträflinge?«, fragte Cartier. »Ihr wollt Mörder und Diebe anheuern?«
    De Roberval hatte nicht erwartet, daß Cartier ihm beipflichtete. Der Bretone stimmte kaum je einem seiner Vorschläge zu; lieber bekämpfte er sie, vermutlich einfach nur, weil sie von seinem Vorgesetzten stammten. De Roberval kümmerte sich nicht darum.
    »Ich halte das für eine gefährliche Idee«, wandte Cartier ein.
    »Es sind genug Soldaten und Matrosen an Bord«, erwiderte de Roberval. »Außerdem sind es zähe Burschen. Wer unsere Gefängnisse überlebt, der schafft es auch in der Wildnis.«
    »Es wird uns nicht gerade helfen, weitere Freiwillige zu finden, wenn die Leute erst erfahren, daß sie das Schiff mit Verbrechern teilen.«
    »Nun, sie werden schon zurechtkommen. Auf hoher See sind alle Menschen gleich. Außerdem hat der König dem
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