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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Marguerite.
    »Und ich schwöre, hier vor dem Altar, ich werde Euch ewig lieben. Hier und in der Neuen Welt!«
    Seine Hand berührte ihren Nacken. Seine Lippen näherten sich ihren. Es war eine sanfte, beinah schüchterne Berührung und sein Atem schmeckte wirklich leicht nach Rotwein - aber Marguerite hatte nie etwas Wärmeres, Weicheres, Süßeres gespürt, und sie wußte, sie würde diesen ersten Kuß bis an das Ende ihres Lebens nicht vergessen.
    In diesem Moment trat Damienne aus dem Beichtstuhl und entdeckte ihren Schützling, ihr Lämmchen, in den Armen des Soldaten. Es war gut, daß sie sich in einer Kirche befanden, sonst hätte die Szene sehr häßlich enden können. Aber auch so fand Damienne einige Worte, die man für gewöhnlich nicht in Gotteshäusern hörte.
    Henri unterbrach ihre Schimpftirade, verteidigte sich und schwor, daß er Marguerite liebe und zu heiraten gedenke.
    »Heiraten? Ein kleiner Leutnant will die Nichte des Vizekönigs heiraten? Eher friert die Hölle zu - der Herr möge mir verzeihen! Wenn Ihr Glück habt, läßt de Roberval Euch für Eure Unverschämtheit nur aus der Armee und nicht gleich ins Gefängnis werfen!«
    »Aber Damienne, du wirst es ihm doch nicht sagen?«, flehte Marguerite.
    »Ich habe vor niemandem Angst, nicht einmal vor Eurem Onkel, Mademoiselle!«, sagte Henri.
    »Solltest du aber, mein Junge, solltest du!«
    »Sag ihm nichts, Damienne, er bringt ihn um!«
    »Ach? Du hintergehst mich und ich soll meinen Mund halten? So möchte es Mademoiselle wohl gerne haben. Aber ich will verflucht sein, wenn ich dieses Treiben nicht unterbinde!«
    »Madame Lafleur! Ihr seid im Hause Gottes!«, donnerte es da hinter ihnen.
    Doch Damienne war so außer sich, daß selbst das Erscheinen von Abbé André sie nicht beruhigen konnte.
    »Ah, der Abbé läßt sich auch endlich blicken? Habt Ihr Euch endlich aus dem Beichtstuhl herausgequetscht? Hervorragend! In Eurer Kirche wird Unzucht getrieben und Ihr schaut tatenlos zu!«
    »Aber Damienne, es war doch nur ein Kuß!«
    »Du Schaf! So fängt das Unglück immer an! Ein Kuß von einem Soldaten - wer weiß, wie viele der Herr Leutnant schon geküßt und ins Unglück gestürzt hat?«
    »Madame, meine Gefühle für Marguerite sind die reinsten, die ...«
    »Der reinste Unsinn sind sie, Dummkopf!«, unterbrach ihn Damienne. »Das hört mir sofort auf! Verschwindet, Herr Leutnant, oder ich melde Euch Eurem Hauptmann . oder Sieur de Robeval - oder gleich beiden! Und Ihr, Abbé, Ihr zwängt Euch am besten gleich wieder in den Beichtstuhl hinein, aus dem Ihr gekommen seid - hier muß jemand seine Seele erleichtern!«
    Marguerite standen Tränen in den Augen. Sie hatte Damienne noch nie so zornig gesehen, und sie wußte, es war besser zu gehorchen. Henri war mit einem Mal sehr blaß geworden. Er verneigte sich knapp, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand ohne ein weiteres Wort. Erst als er am Kirchenportal war, drehte er sich noch einmal um und rief: »Mademoiselle, ich liebe Euch!«
    »Liebe! So ein Unsinn«, zischte Damienne und zerrte die weinende Marguerite in Richtung Beichtstuhl. Der dicke Abbe folgte den beiden seufzend. Bevor er sich wieder in den Beichtstuhl hineinbemühte, wandte er sich noch einmal an Damienne: »Madame Lafleur, ich erwarte Euch ebenfalls gleich noch einmal zur Beichte.«
    »Mich?«
    »Ich verstehe Euren gerechten Zorn, Madame, aber dies ist das Haus Gottes - und Er erwartet, daß in seinem Haus gebetet, und nicht, daß geflucht wird. Ich empfehle Euch, schon einmal damit anzufangen. Mit dem Beten.«
    Auf Geheiß des Abbe mußten Damienne und Marguerite nach ihrer Beichte eine volle Stunde mit dem abwechselnden Beten des Ave-Maria und des Vaterunser zubringen. Damienne schien zunächst eher Verwünschungen zu zischeln, aber sie wurde mit der Zeit friedlicher und verfiel schließlich in das übliche monotone Murmeln. Auch Marguerites Tränen trockneten, ihre wild kreisenden Gedanken wurden langsamer und sie beruhigte sich.
    Gegen Mittag erteilte der Abbe - er war zwischenzeitlich noch einmal in der Küche gewesen und hatte sich gestärkt - ihnen endlich die Absolution für ihre Sünden und entließ sie mit mahnenden Worten. Schweigend gingen die beiden Frauen nach Hause. Erst kurz vor dem Tor blieb Marguerite stehen und hielt Damienne am Arm.
    »Du wirst es dem Onkel doch nicht sagen, oder?«
    »Wenn du versprichst, mit diesem Unsinn aufzuhören!«
    »Wie kann ich das? Ich liebe ihn!«
    Damienne seufzte: »Was

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