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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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weißt du schon von der Liebe, mein Kind! Fein, ich werde deinem Onkel nichts sagen. Du hast ohnehin schon Hausarrest, und in zwei Wochen sieht die Sache ganz anders aus, glaube mir. Es ist besser, dein Onkel erfährt von unserem Gang zur Kirche nichts.«
    »Ja, Damienne.«
    »Gut.«
    »Damienne?«
    »Ja?«
    »Ich habe vergessen, für den Onkel eine Kerze anzuzünden.«
    »Nun, dann werden wir das nachholen - in zwei Wochen!«
    Es wurde Nacht über dem Haus de Roberval, doch Marguerite konnte nicht schlafen. Sie hörte, wie ihr Onkel erst spät aus dem Kontor zurückkam und dann noch lange unten auf und ab ging. Offenbar bereitete er noch etwas für die Reise vor. Gegen Mitternacht vernahm sie ein leises Geräusch. Es waren kleine Steine, die gegen ihr Fenster prasselten. Verwundert und neugierig öffnete sie es. Auf der Mauer des kleinen Vorhofes saß ein Schatten.
    »Mademoiselle La Roque«, rief der Schatten leise.
    »Leutnant Fourraine«, antwortete sie.
    Weiter kamen sie nicht, denn auch Damienne hatte die Steinchen vom Nachbarzimmer aus gehört. Etwas Dunkles flog durch die Nacht. Zum Glück für Henri war Damienne eine schlechte Werferin und der Blumentopf zerschellte an der Mauer. »Verschwindet!«, zischte die Normannin.
    Kurz darauf wurde unten eine Tür entriegelt. Der Schein einer Laterne erhellte den Vorhof. Der Schatten auf der Mauer verschwand.
    »Holla, wer da?«, fragte de Roberval. Er hielt eine große Pistole in der Hand.
    »Nur ein liebestoller Kater, Euer Gnaden. Verzeiht! Das Mistvieh hat mich nicht schlafen lassen.«
    »Ach, Ihr seid es, Madame Lafleur. Seltsam, ich habe gar nichts gehört. Habt Ihr ihn wenigstens erwischt?«
    »Nein, Euer Gnaden, leider nicht.«
    »Schade, aber nun gut, ich wünsche eine gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Euer Gnaden.«
    Am nächsten Morgen reiste Jean-Frangois de La Roque Sieur de Roberval ab. Die Verabschiedung war knapp gehalten. Er übergab Marguerite für die Zeit seiner Abwesenheit die Herrschaft über das Haus - unter dem inoffiziellen Oberbefehl Damiennes, gewissermaßen - und mahnte, den Haushalt in gebotener Bescheidenheit zu führen. Falls er bemerkt haben sollte, daß sowohl Damienne als auch Marguerite angespannt und übernächtigt waren, sprach er es nicht an. Vielleicht war er mit seinen Gedanken schon auf See.
    Kurz nach seiner Abreise schloß Damienne die empörte Marguerite in ihr Zimmer ein und begab sich zum Hauptquartier der Arkebusiere. Sie führte ein längeres Gespräch mit Hauptmann de Pousier, dem sie wie beiläufig einzureden versuchte, daß es ganz dringend geboten sei, eine Abteilung Soldaten nach Honfleur zu schicken, um die dort vor Anker liegenden Schiffe und Lagerhäuser zu bewachen.
    »Aber Madame«, sagte der Hauptmann in seinem so typischen schleppenden Tonfall, »die Schiffe werden doch von der Besatzung bewacht. Und die Matrosen wachen auch über die Lagerhäuser. Kapitän de Xaintonge hat dort das Kommando. Er ist ein überaus tüchtiger Mann - wenn auch von Natur aus eher Seemann.«
    »Nun, sicher ist er das, Herr Hauptmann, aber ich habe neulich in einem Gespräch gehört, wie Sieur de Roberval, also der Vizekönig, seine Sorge äußerte, die Lagerhäuser seien in Gefahr. Ihr wißt ja - Matrosen, Seeleute: an Land zu nichts zu gebrauchen! Die Lagerhäuser brauchen Bewachung durch einige zuverlässige Männer. Soldaten, beispielsweise.«
    »Mir hat niemand etwas gesagt, Madame.«
    »Ich weiß, Herr Hauptmann, aber ich glaube, der Vizekönig geht davon aus, daß seine Kommandeure selbständig denken.«
    »Selbstständig?«, fragte der Hauptmann erschrocken.
    »Er sagte auch etwas davon, daß er die Fähigkeit seiner Hauptleute daran messe, ob sie auch ohne ihn Entschlußkraft zeigen. Ihr versteht - er will sich ein Bild von Eurer Tatkraft machen! Ich sage Euch das im Vertrauen, als eine Freundin. Der Vizekönig darf von diesem Gespräch nichts erfahren.«
    Der Hauptmann war eigentlich kein schlechter Soldat. Sein Verstand war lediglich ein wenig träge.
    »Danke, Madame, Entschlußkraft, natürlich ... dafür bin ich doch beinahe berühmt! Aber ... andererseits ... ich kann hier nicht weg. Ich habe doch den Befehl .«
    »Habt Ihr denn keinen Offizier, der einer solchen Aufgabe gewachsen wäre?«
    »Nun, den Leutnant Fourraine könnte ich schicken, auch wenn er sehr jung und ein wenig hitzig ist. Ist sehr beliebt bei den Soldaten. Beliebter als ich, scheint mir. Tanzt mir geradezu auf der Nase herum.«
    »Das dürft Ihr Euch

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