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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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daß das aufhört«, murmelte Damienne und verließ die Küche. Das würde nicht leicht werden, so viel war klar. Langsam stieg sie die steinernen Stufen empor. Aber ich werde hart bleiben, dachte sie, es ist das Beste für sie, auch wenn sie es noch nicht weiß. Später einmal wird sie mir danken. Viel später vielleicht, aber sie wird mir danken. Hoffe ich.
    Zunächst sah es besser aus, als Damienne gedacht hatte.
    Marguerite hatte zwar die ganze Nacht kein Auge zugetan und war blaß und übernächtigt, aber sie weinte und jammerte nicht mehr.
    Essen wollte sie allerdings auch nicht - und sie schwieg fast den ganzen Morgen. Sie war unruhig, und alle paar Minuten schreckte sie hoch, weil sie glaubte, Schritte im Hof gehört zu haben. Aber sie sagte nichts, klagte nicht, weinte nicht.
    Damienne konnte trotzdem nicht übersehen, daß Marguerite litt. Und mit jeder Minute Schweigen litt sie mehr mit. Bald fing sie selbst an, auf Geräusche vor der Tür zu lauschen. Es tat ihr weh, ihren Schützling leiden zu sehen.
    Trotzdem, bleib hart, Damienne, sagte sie zu sich selbst.
    Dann, gegen Mittag, fragte Marguerite plötzlich, aber immer noch ganz ruhig: »Warum kommt er nicht?«
    Damienne seufzte. »Ach weißt du, Kind, das wird schon seine Gründe haben.«
    »Welche?«
    Damienne kratzte sich verlegen am Kopf. »Ich weiß es doch auch nicht, Lämmchen.«
    Bei dieser Lüge konnte sie Marguerite nicht in die Augen sehen. Mehr wurde an diesem Tag nicht über diese Angelegenheit gesprochen.
    In der Nacht wurde Damienne wach. Sie hörte nebenan leises Weinen. Ob sie hinübergehen sollte? Aber vielleicht war es besser, das Mädchen ein bißchen alleine zu lassen. Dann fragte sie sich wieder, warum es besser sein sollte, das Mädchen nicht zu trösten, sie war doch auch sonst immer für sie da gewesen. Schließlich wurde ihr klar, daß sie ein schlechtes Gewissen hatte. Du mußt trotzdem hart bleiben, Damienne. Es ist besser für sie. Sie ist ein vernünftiges Mädchen. Außerdem - die Liebe, das vergeht.
    Der nächste Tag war wie der vorige. Marguerite war in sich gekehrt, sprach wenig, lachte nicht und wollte, sehr zum Verdruß von Marcel, dem Koch, nichts essen. Sie schreckte bei jedem Geräusch hoch, blickte gebannt zur Tür und seufzte, wenn die Schritte auf der Straße vorübergingen. Sie litt still - und Damienne drückte es das Herz ab. Als sie auch in dieser Nacht das Mädchen weinen hörte, ging sie hinüber. Sie klopfte leise. Ein Schluchzer antwortete. Leise trat sie ein.
    »Na, was hast denn, mein Liebling?«, fragte sie vorsichtig.
    »Wo ist er nur? Ich mache mir solche Sorgen! Wenn ihm etwas zugestoßen ist?«, jammerte sie.
    Damienne überlegte. Es gab zwei Möglichkeiten - entweder sie gab nach, oder aber sie versuchte, das zarte Feuer der Liebe in Marguerites Herz zu ersticken - auch auf die Gefahr hin, daß es sehr wehtun würde.
    Sie räusperte sich, ihre Stimme war eigenartig belegt, dann sagte sie: »Ach, was soll einem Soldaten schon zustoßen? Er wird sich an die nächste unschuldige Tochter aus gutem Hause heranmachen, der Lump.«
    »Das glaube ich nicht! Nicht Henri!«
    »Du weißt doch gar nichts von ihm! Was war denn schon? Ein Kuß, mehr nicht. Und es war ihm sicher nicht ernst. Wahrscheinlich eine Wette unter Kameraden. So sind sie, die Soldaten! Stürzen andere Menschen ins Unglück und verschwinden. Und bevor sie heiraten, gehen sie lieber in den Krieg und lassen sich totschießen!«
    »Nicht mein Henri!«
    »Vor allem dein Henri, mit seinen unschuldigen Augen und den blonden Locken. Reihenweise werden sie ihm verfallen, die armen Mädchen. Sicher liegt er schon bei der Nächsten im warmen Bett.«
    Das war zu viel für Marguerite. Sie vergrub ihr Gesicht im Kissen und schluchzte laut auf.
    »Na«, brummte Damienne, »so schlimm kann es doch nicht sein. Eine Liebelei ... Nächste Woche hast du ihn schon vergessen.«
    »Niemals, niemals«, heulte Marguerite.
    »Schau, Kind, er ist ein Soldat, ein armer Offizier, aber du bist die Nichte eine Vizekönigs - eine Prinzessin! Was soll schon daraus werden? Glaubst du denn wirklich, dein Onkel würde jemals einer Verbindung zwischen euch beiden zustimmen?«
    Marguerite schüttelte den Kopf.
    »Na, siehst du. Du bist für einen Prinzen bestimmt, nicht für einen Leutnant.«
    »Aber ich liebe ihn so sehr!«
    »Dann willst du ihn auch sicher nicht ins Unglück stürzen, oder? Stell dir vor, was dein Onkel mit ihm anstellen würde! Vielleicht bringt er ihn vor

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