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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ihm auf keinen Fall« allmählich ein »Was ist denn eigentlich dabei, es sind ja nur Briefe«.
    Auf jeden Fall brachte es nichts, gegen Henri zu arbeiten; so viel war ihr bald klar. Alles, was sie gegen Henri vorgebracht hatte, hatte Marguerite in ihrer Zuneigung zu ihm nur noch bestärkt.
    Es war besser, sich nicht mehr offen gegen Henri auszusprechen. Es gab andere Möglichkeiten. Man konnte jemanden auch schlecht machen, in dem man ihn lobte. Wenn man es richtig anstellte. Damienne war in solchen Dingen gewieft; - zumindest glaubte sie das.
    Man mußte eben geduldig sein und nur darauf achten, daß nicht zu viele Leute von diesem Briefwechsel erfuhren. Vor allem nicht der Onkel.
    Jean-Frangois de La Roque Sieur de Roberval hatte im Moment allerdings ganz andere Sorgen. Gemeinsam mit Pierre de Bidoux durchpflügte er die Gewässer vor den Küsten Frankreichs und Englands auf der Suche nach Beuteschiffen. Ihr Schiff, die Lis Bleue, war eine große Karacke, schnell, weil sie ohne Fracht fuhr - ein Umstand, den es zu ändern galt. Allerdings hatten sie nicht vor, Waren gegen Bezahlung an Bord zu nehmen - es sei denn, Blut wurde als Währung akzeptiert.
    Das Kapern von Schiffen war ein gefährliches Geschäft. Die Kanonen waren schwach und Beuteschiffe mußten im harten Kampf Mann gegen Mann genommen werden. Hier gaben Entschlossenheit und zahlenmäßige Überlegenheit den Ausschlag. Deshalb bestand die Besatzung der Lis Bleue aus fast zweihundert Mann. Frachtschiffe hatten selten mehr als dreißig Matrosen an Bord. Bei Kriegsschiffen sah das natürlich anders aus. Auch deshalb war die Freibeuterei, noch dazu so dicht am Festland, sehr gefährlich. Die englische Marine war zwar noch im Aufbau begriffen, dennoch kreuzten große Orlogschiffe vor den Küsten, um die Piraterie zu unterbinden. Auch die Holländer, eine der stärksten Seemächte, verstanden in dieser Frage keinen Spaß.
    »Segel steuerbord voraus«, rief der Ausguck vom Mast herab.
    »Handelsschiff?«, rief de Lartigue zurück.
    »Ja, ein Engländer!«
    »Dann alle Mann klar zum Gefecht!«
    De Roberval liebte den Kampf. Er war ein erprobter Soldat, auch wenn er bislang nur vom Rücken eines Pferdes aus gekämpft hatte. Ein Seegefecht war etwas Neues für ihn. Aber eine Schlacht war eine Schlacht, in seinen Augen eine einfache Sache - es war schlicht eine Frage des Mutes, und nach all den Monaten, in denen er sich mit juristischen Haarspaltereien und mit Gläubigern hatte herumschlagen und in denen er einen zähen und ermüdenden Kampf um jedes Stück Ausrüstung für seine Expedition hatte führen müssen, erschien ihm ein Kampf auf Leben und Tod beinahe wie eine Erlösung. Endlich kam es nicht mehr auf die besseren Notare und die wichtigeren Freunde bei Hofe an, sondern nur noch auf den Mann und die Waffe in seiner Hand. Da machte ihm niemand etwas vor.
    Drei Stunden jagten sie den Engländer durch die Biskaya, bis sie ihn endlich stellten. Als die Enterhaken flogen und die Büchsen krachten, war de Roberval unter den Ersten, die das feindliche Deck stürmten. Er kämpfte wütend und gnadenlos, stieß dem ersten Engländer, der sich ihm in den Weg stellte, das Schwert in die Brust, einem zweiten in den Hals, und er kämpfte weiter, bis jeder Widerstand erloschen war. Er konnte hinterher nicht genau sagen, wie viele Männer er getötet hatte, aber seine Bekleidung war blutgetränkt - und es war nicht sein eigenes.
    »Alle Achtung, Monsieur«, lachte de Lartigue, als sie nach dem Kampf die Beute inspizierten, »bislang war >Der Blutige< ganz allein mein verdienter Beiname, aber es sieht ganz danach aus, als müßte ich ihn bald mit Euch teilen.«
    In Saint-Malo ahnte man von diesen Vorgängen auf See nichts, bis eines Tages wieder ein Bote am Tor des Stadthauses der de Robervals klopfte. Es war zwar nicht Freitag, aber Marguerite war trotzdem als Erste am Tor. Erwartungsvoll öffnete sie.
    Vor ihr standen zwei Fremde, die die Livree des Königs trugen. Einer von beiden hatte einen großen, abgedeckten Korb in der Hand. Der andere sagte: »Guten Tag, Mademoiselle, ist dies das Haus des Sieur de Roberval?«
    »Das ist es, Monsieur«, antwortete Marguerite.
    »Würdet Ihr dann dem Sieur bitte mitteilen, daß ein Bote des Königs von Frankreich ihn zu sprechen wünscht.«
    »Ich bedaure, Monsieur. Mein Onkel ist verreist.«
    »Wer ist es?«, rief Damienne von drinnen. »Schon wieder ein Brief?«
    »Nein, es ist nur ein Bote des Königs«, rief Marguerite, und

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