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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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war einfach nur glücklich und aufgeregt. Sie aß an diesem Abend das erste Mal seit Langem wieder mit gutem Appetit.
    Die Abendstunden schlichen dahin. Marguerite versuchte zu lesen, aber sie war zu unruhig. Sie hätte gerne etwas Besonderes für Henri angezogen, aber das redete Damienne ihr aus: »Wenn etwas schiefgeht, wenn dich jemand sieht, dann kannst du immer noch behaupten, ich hätte dich in den Laderaum geschickt, um etwas Milch zu holen.«
    »Das wird mir niemand glauben.«
    »Nimm meinen Milchkrug mit, dann wird es schon gehen.«
    Mitternacht rückte näher. Auf dem Schiff kehrte Ruhe ein. Die Nachtwache war an Deck. Das Meer rauschte, die Taue knarrten und die Segel flatterten im leichten Wind. Im Passagierdeck war nur das unregelmäßige Schnarchen von Monsieur Rambures zu hören.
    Damienne schickte ein Gebet zum Himmel, daß alles gut gehen möge. Endlich sang die Wache an Deck die besagte Stunde aus. Als Marguerite aufstand, hielt Damienne sie am Arm: »Was immer auch geschieht, denk daran, ruhig zu bleiben. Mach um Himmels willen keinen Lärm, egal was Henri sagen mag!«
    »Wir werden leise sein, Damienne«, versprach Marguerite.
    »Vielleicht wird er nicht das sagen, was du zu hören hoffst«, sagte Damienne, die immer noch Marguerites Arm hielt.
    »Was meinst du?«
    »Ach, nichts. Paß auf dich auf, Lämmchen!«
    Damienne öffnete die Tür. Der Gang lag verlassen vor ihr. Auf Strümpfen schlich sie zur Kombüse. Marcel, der Koch, schlief in einem winzigen Verschlag hinter der Küche. Damienne hörte ihn ruhig atmen. Sie sah sich noch einmal in alle Richtungen um. Es war dunkel; selbst unter der Kabinentür des Onkels war kein Lichtschimmer mehr zu sehen. Dann winkte sie Marguerite heran.
    Das Mädchen huschte über den Flur zum Niedergang, tastete sich leise Stufe für Stufe weiter. Damienne wartete nicht, sondern verschwand wieder in ihrer Kajüte. Mit klopfendem Herzen blieb sie hinter der Tür stehen. Wie dankbar Marguerite gewesen war! Das arme Kind, dachte Damienne, hoffentlich verkraftet sie die Enttäuschung.
    Marguerite hatte endlich ihr Ziel erreicht.
    Vorsichtig klopfte sie an die Tür des Laderaums. Mit einem leisen Quietschen schwang die Tür zurück. Es war stockfinster, aber sie spürte Henris Gegenwart sofort.
    »Henri?«
    »Leise!«, flüsterte er.
    Seine Hand fand ihren Arm und zog sie über die Schwelle. Dann schloß er die Tür. Der Frachtraum lag ebenfalls im Dunkeln, aber man konnte durch das Holzgitter der Ladeluke den Mond am Himmel schimmern sehen. Henri führte Marguerite immer tiefer in den Frachtraum hinein. Irgendwann bog er ab. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie konnte die Schemen von Fässern und Kisten erkennen.
    Sie waren fast an der Außenbordwand, als Henri stehen blieb. Er wandte sich ihr zu. Sie hielt es nicht mehr aus, umarmte ihn und dann küßten sie einander, zart, süß und immer wieder. Marguerite konnte keinen klaren Satz denken und sagte immer wieder nur leise seinen Namen und er den ihren.
    Irgendwann hielten sie inne. »Wie ich auf diesen Augenblick gewartet habe«, flüsterte Marguerite.
    »Auch ich habe nur noch dafür gelebt«, sagte Henri.
    Es folgten lange Schwüre der Treue und Versicherungen der gegenseitigen Liebe, unterbrochen von innigen Umarmungen und
    heißen Küssen, bis sie, überwältigt von den eigenen Gefühlen, erneut innehielten. Marguerite sammelte sich. Eine Frage brannte ihr auf den Lippen, eine Frage, die sie schon beschäftigte, seit Damienne ihr von dem Plan berichtet hatte.
    »Liebster, wie hast du Damienne nur dazu bekommen, daß sie diesem Treffen zustimmt?«, fragte sie.
    Henri schwieg einen Moment. Sie konnte seine dunkle Silhouette gegen das Mondlicht sehen.
    »Ich habe sie angelogen.«
    »Damienne?«
    »Ich habe ihr erzählt, daß ich dich sehen muß, weil ich unserer Liebe ein Ende setzen will.«
    Marguerite schrie entsetzt auf.
    »Leise«, mahnte Henri. »Keine Angst, ich könnte es nicht! Ich kann nicht leben ohne dich!«
    »Und ich nicht ohne dich.«
    Sie hielten einander fest. Über ihnen ging eine der Wachen auf und ab. Sie hörten den gedämpften Tritt der Stiefel auf den Planken.
    Marguerite flüsterte: »Wie soll es nun weitergehen?«
    »Ich weiß es nicht, Marguerite, ich weiß es nicht. Allerdings heißt es, diese Neue Welt sei riesig und voller Möglichkeiten. Vielleicht finden wir eine Lösung, wenn wir erst einmal dort sind.«
    »Und bis dahin? Was ist bis dahin? Wann kann ich dich

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