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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gerade nach unserem Gespräch gestern. Glaubt bitte nicht, daß es mir leichtfällt, aber ich werde ihr erklären, daß es für uns keine Zukunft gibt.«
    »Gut«, sagte Damienne und drückte bewegt den Arm des Leutnants, »sehr gut. Werdet Ihr ihr schreiben?«
    »Ich will sie sehen.«
    »Seid Ihr übergeschnappt?«
    Henri starrte hinaus auf das Meer: »Wenn ich schon meiner Liebe Lebewohl sagen muß, dann will ich das von Angesicht zu Angesicht tun.«
    »Aber das ist viel zu gefährlich! Was, wenn man Euch zusammen sieht? Was, wenn Marguerite am Ende eine Szene macht? Wer könnte sich beherrschen - bei solch einer Nachricht?«
    »Ich will sie sehen«, wiederholte Henri ruhig.
    »Unmöglich.«
    »Madame, es ist die einzige Möglichkeit.«
    Damienne schwieg und dachte nach. Es war gefährlich, aber andererseits war es die Gelegenheit, die ganze unselige Geschichte zu beenden. Es würde wehtun, sicher. Aber Marguerite war ein so starkes und vernünftiges Mädchen - und es mußte sein. Wenn es nur nicht so gefährlich wäre!
    »Wie stellt Ihr Euch das vor, Leutnant? Wie soll das gehen? Ihr habt selbst gesagt, daß es hier keinen unbeobachteten Ort gibt.«
    »Wart Ihr schon einmal im Frachtraum, Madame?«
    »Einmal: Marcel, unser Koch, bat mich, einige Kerzen zu holen.«
    »Außer dem Koch ist nie jemand im Frachtraum, denn nur er und der Kapitän verwahren die Schlüssel - und die Offiziere der Arkebusiere. Es werden schließlich auch Waffen darin gelagert.«
    »Und weiter?«
    »Kennt Ihr den Niedergang an der Kombüse?«
    »Was ist damit?«
    »Ich werde unten warten, hinter der Tür, wenn die Wache heute Nacht die zwölfte Stunde aussingt.«
    »Zu gefährlich!«
    »Ganz und gar nicht: De Roberval verläßt seine Kajüte nach der zehnten Stunde nicht mehr, die Köche schlafen und die Wachen sind an Deck. Im Frachtraum sind wir sicher.«
    »Aber was, wenn der Onkel nach ihr sucht?«
    »Warum sollte er? Er hat nicht einmal nach ihr gefragt, als sie krank war.«
    Damienne nickte nachdenklich. Sie blickte hinaus auf das Meer. Es wehte eine frische Brise. Über ihr schlug das Tuch der Segel im Wind. Am Horizont standen große weiße Wolken.
    »Gut«, sagte sie langsam, »die zwölfte Stunde. Aber«, sagte sie und hielt den Leutnant noch einmal am Arm, »Ihr beendet es!«
    »Ja, Madame, es ist besser. Ich will Marguerites Leben nicht
    zerstören, auch wenn ich damit mein eigenes Glück mit Füßen trete.«
    »Herr Leutnant, ich fange an, eine bessere Meinung von Euch zu bekommen.«
    »Glaubt mir, Madame, es ist mir egal, wie Ihr über mich denkt. Aber vergeßt nicht - die zwölfte Stunde!«
    Und damit drehte sich Henri um und verschwand in Richtung Vordeck.
    Damienne blickte ihm nach. Er hatte sie überrascht. So viel Verstand und Edelmut hätte sie nie bei ihm erwartet. Sollte sie sich so in ihm getäuscht haben?
    »Ah, guten Morgen, Madame! Wie wundervoll, Euch zu sehen«, sagte eine laute Stimme. Hauptmann de Pousier war gerade an Deck gekommen.
    »Dieser wundervolle Himmel paßt wirklich ... wundervoll zu Euch«, fuhr er fort.
    »So?«, entgegnete Damienne. »Mir scheint, es bewölkt sich, Herr Hauptmann. Ich werde mir etwas Wärmeres anziehen. Ihr entschuldigt mich?«
    »Aber sicher, Madame Lafleur, sicher«, sagte de Pousier und verneigte sich. Und schon war Damienne verschwunden.
    Er blickte ihr verdrossen nach. Seit sie an Bord waren, hatten sie kaum zwei Sätze miteinander gewechselt. Er kratzte sich am Kinn. Wenn er es nicht besser wüßte, würde er denken, sie zeigte ihm bewußt die kalte Schulter. Aber das konnte nicht sein. Es war sicher nur eine Verkettung unglücklicher Umstände . Damienne hatte gesagt, daß sie etwas Wärmeres anziehen würde, sie hatte nicht gesagt, daß sie nicht wiederkäme. Also lehnte er sich an die Reling, wartete und dachte nach. Die Zeichen vor der Reise waren so eindeutig gewesen, sie war so oft in die Kommandantur gekommen . Sie bewunderte und verehrte ihn, das war sicher, da konnte er sich nicht täuschen. Andererseits . Was hatte sie mit dem Leutnant Fourraine zu schaffen? Irgend etwas stimmte hier nicht.
    De Pousier wartete. Der Wind frischte auf. Der Hauptmann wartete eine volle Stunde, aber Damienne kam nicht wieder an Deck. Er beschloß , die Sache im Auge zu behalten.
    Marguerite konnte den Abend kaum erwarten. Damienne hatte ihr alles - oder fast alles - erzählt. Nur über den genauen Grund des gefährlichen Treffens schwieg sie sich aus. Marguerite fragte auch nicht, sie

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