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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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noch hast.«
    Marguerite nickte. Sie hatte noch nicht darüber nachgedacht, aber sie besaß wirklich nichts mehr außer dem, was sie am Leibe trug. Es war ein beängstigender Gedanke. Irgendwie konnte sie immer noch nicht begreifen, was das bedeutete. Sie war hier, auf dieser Insel, stapfte durch das Dickicht und spürte Dornen an Händen und Beinen - und doch erschien ihr alles furchtbar unwirklich.
    Plötzlich blieb sie stehen.
    »Habt ihr das gehört?«, fragte sie.
    »Was?«, fragte Damienne.
    »Ruhig!«
    Sie lauschten, aber da war nichts - nur das Rascheln der Blätter im Wind und vereinzelte klagende Rufe der Möwen.
    »Was ist denn?«, fragte Henri und griff schon nach seiner Arkebuse.
    »Ich dachte, ich hätte einen Schrei gehört.«
    »Sicher nur ein Vogel«, beruhigte sie Henri.
    »Es klang anders, langgezogen und hell, wie aus einer anderen Welt .«
    Damienne bekreuzigte sich.
    »Es soll seltsame Tiere in diesem Teil der Welt geben«, sagte Henri.
    »Ja, vielleicht«, sagte Marguerite unsicher.
    Sie sahen sich um. Sie waren dem Kamm des Hügels kaum näher gekommen, und so beschlossen sie schließlich, zur Bucht zurückzukehren.
    Unterweges sammelten sie Feuerholz, brachen einige tote Aste von den Bäumen. »Die sind so trocken, daß sie nicht lange brennen werden«, meinte Damienne mißmutig .
    Henri versuchte daraufhin, einige noch lebende Aste zu schneiden, aber das Holz war zäh und biegsam und er gab bald auf.
    »Was ist, Herr Leutnant«, spottete Damienne, »ist Euch der Gegner zu stark?«
    »Mit einer Axt wäre es leicht, aber wir haben nur dieses eine Messer. Es darf nicht zerbrechen!«, erklärte Henri verdrossen.
    Nicht weit vom Ufer fanden sie eine kleine Mulde, die von Büschen umstanden war. Dort würden sie vor dem unablässig wehenden Wind geschützt sein. Sie schafften die Vorräte heran und sammelten einige große Steine, mit denen sie eine Feuerstelle anlegten. Dann rissen sie Grasbüschel aus dem sandigen Boden, um ihren Schlafplatz für die Nacht aufzupolstern.
    Damienne hatte die Verwaltung der Lebensmittel übernommen. Jetzt gab sie jedem zwei Scheiben Zwieback.
    »Ist das alles?«, fragte Marguerite entsetzt.
    »Was glaubst du?«, entgegnete Damienne trocken. »Vielleicht haben wir morgen Glück und der Herr Leutnant erlegt uns einen Braten. Vielleicht haben wir aber auch kein Glück! Auf jeden Fall müssen wir sparsam mit dem umgehen, was wir haben.«
    »Gilt das auch für den Branntwein?«, fragte Henri. Es sollte spöttisch klingen, doch Marguerite fand, es klang verzweifelt.
    »Das gilt ganz besonders für den Branntwein, Herr Leutnant. Und morgen früh müssen wir sehen, daß wir Wasser finden.«
    Erst jetzt spürte Marguerite, wie durstig sie war. Nach langem Hin und Her ließ sich Damienne erweichen, jedem einen Schluck Branntwein zu erlauben. Henri nahm jedoch zwei.
    »Einer war abgemacht!«, schimpfte Damienne.
    »Einer für den Mann, einer für die Waffe, so ist es bei uns Soldaten Brauch«, behauptete Henri. Damienne glaubte ihm kein Wort.
    Er entfachte ein kleines Feuer mit etwas trockenem Gras und toten Ästen. Die Abenddämmerung hatte eingesetzt, der Wind frischte auf und Marguerite fröstelte. Die ersten dünnen Flammen brachten noch keine Abhilfe.
    »Komm her zu mir, meine Liebste«, sagte Henri, der ihr Zittern bemerkte, »ich werde dich warm halten.«
    Die beiden schmiegten sich aneinander.
    »Besser?«, fragt er.
    »Viel besser«, sagte sie.
    Schweigend starrten sie ins Feuer. Die Aste konnten der Hitze nicht lang widerstehen und waren schnell verzehrt. Besorgt musterte Marguerite ihren kleinen Holzvorrat. Das bißchen Holz, das sie gesammelt hatten, würde niemals für die ganze Nacht reichen! Es wurde immer dunkler. Bald schon waren keine Vögel mehr über dem Meer zu sehen.
    »Schade, daß es bewölkt ist! Von hier aus müßte man einen guten Blick auf den Sonnenuntergang haben«, sagte Damienne, verzweifelt bemüht, Gelassenheit auszustrahlen.
    Es wurde still über der Insel, nur das Meer rauschte und der Abendwind ließ das Gras und die Blätter rascheln. Das Holz im Feuer knisterte. Plötzlich knackte es in der Nähe. Das Geräusch war so scharf, daß sie alle drei unwillkürlich zusammenzuckten.
    »Nur ein Ast«, versuchte Henri, die beiden Frauen zu beruhigen.
    »Ja, Liebster, nur ein Ast.« Marguerite schlang ihre Arme fester um ihn.
    Damienne sah sich voll Unbehagen um. »Eigenartige Insel«, murmelte sie.
    Das kleine Feuer warf Licht und Schatten auf

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