Die Insel der Krieger
Verspr e chungen er macht. Ich halte es für das Beste, Stella zu fragen. « Kayas Miene nach zu urteilen, war sie von diesem Vorschlag nicht allzu b e geistert. Offenbar gab sie nur ungern zu, dass Stella für irgendetwas die beste Wahl war. Doch Naligs Einwand schien ihr durchaus berechtigt. »Na schön. Wir werden Stella schicken. Am besten jetzt sofort, sola n ge es noch Nacht ist in Serefil. « »Ich werde gehen und sie fragen. « Froh, das Zimmer der Göttin verlassen zu können, wandte Nalig sich ab. »Das ist nicht nötig«, hielt Kaya ihn auf. Sie beugte sich zu Kartax und zog ein paar Haare aus der üppigen Mähne. Diese legte sie auf ihre Handfläche und schloss kurz die Augen. Die Haare begannen, das weiße Licht auszusenden, das Kartax nach seiner Verwandlung ve r strahlte. Kaya öffnete das Fenster und ließ das leuchtende Bündel in die Nacht hinaus fliegen. »Auf diese Weise teile ich Stella auch mit, dass wir zum Festland fliegen. « Nalig dachte insgeheim, dass dieser Aufwand nicht nötig wäre, würde Stella wie alle anderen im Tempel leben. Doch da er die Göttin nicht noch mehr gegen sich aufbringen wollte, behielt er diesen Gedanken für sich. Während sie warteten, stand Nalig beklommen an der Wand und ließ den Blick umherwa n dern. »Was wird sich für mich ändern, wenn Ilia nach Kijerta kommt? « »Das hängt nicht zuletzt von ihr ab. Wenn du nicht deinen Pflichten als Krieger nachgehst, wirst du ihr all die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die sie einfordert. « Die Göttin verließ das Zimmer und Nalig folgte ihr in den Innenhof. Schon kündigte ein violettes Licht Stellas Ankunft an. Die junge Frau trug Rüstung und Waffen und war e r staunt, nur Nalig und Kaya anzutreffen. Sie kam zu ihnen herüber und blickte die Göttin fragend an. »Es ist dein Anliegen«, richtete jene das Wort an Nalig und wandte sich ab. »Es gibt keinen Angriff«, erklärte der Junge. »Nur einen Gefallen, um den ich dich bitten möchte. « »E i nen Gefallen? « »Ja. In meinem Dorf gibt es ein Mädchen, das Ilia heißt. Kannst du sie hierher nach Kijerta bringen? « Stellas Augen we i teten sich. »Zu welchem Zweck? « Notgedrungen schilderte Nalig in knappen Worten die Umstände. Was Stella davon hielt, konnte er nicht erraten. »Wo finde ich das Mädchen? « , fragte sie in nüchternem Ton. »In einem Haus neben der abgebrannten Schmiede. « »Ich werde sehen, was ich tun kann«, versicherte Stella. »Falls sie daran zweifelt, dass ich dich geschickt habe«, hielt Nalig sie kurz zurück. Er beugte sich dicht zu Stella, denn er wollte nicht, dass Kaya ihn hörte. »Und wenn es nicht zu viel verlangt ist, dann wäre es sicher hilfreich, wenn du nicht deine Rüstung trägst«, ergänzte der Junge schließlich und sah Stella mit gemischten Gefühlen nach, als sie auf Aila davonflog.
Ilia ging auf Aila zu und streckte eine Hand nach ihr aus. Die große Katze drückte ihren Kopf gegen die Handfläche des Mädchens und kniff die Augen zusammen. »Ich möchte dich bitten, mit uns zu ko m men«, erklärte Stella. »Mitkommen? « Zum ersten Mal flackerte Angst in den Augen des Mädchens auf, das sogleich einen halben Schritt zurück wich. »Und was ist, wenn ich nicht möchte? « Stella schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Dann zwingt dich natürlich niemand. Aber du würdest die Gelegenheit versäumen, Nalig wiederzusehen. Er schickt mich nämlich. « Ilia machte große Augen. Zweifel lagen in ihrem Blick. »Nalig ist tot«, hauchte sie, doch in ihrer Stimme schwang Hoffnung mit. »Wenn er tot wäre, woher sollte ich ihn dann kennen? « Ilia war nicht überzeugt. »Woher soll ich wissen, dass du ihn kennst? « Mit dieser Frage hatte Stella gerechnet. Immerhin, das Mädchen war nicht dumm. »Von ihm weiß ich, dass du die Kette seiner Mutter besitzt. Er hat sie dir geschenkt, bevor er Serefil verließ. Zuvor hast du ihm einen Stein gegeben. Er hat ihn noch immer und gibt gut darauf Acht. « U n willkürlich griff das Mädchen an seine Brust, wo es unter dem Nach t hemd den Anhänger der Kette umfasste. »Ich habe ihn hier gesehen. An dem Tag, als uns diese… Wesen angegriffen haben. « Nun war Stella an der Reihe, verwundert dreinzuschauen. »Ja. An diesem Tag war er tatsächlich hier. « Unschlüssig stand das Mädchen da. »Ich wü r de ihn gerne wiedersehen. Aber ich kann meinen Vater nicht alleine lassen. « Stella nickte. »Das verstehe ich. Dennoch solltest du darüber nachdenken. Auf Kijerta gibt es niemanden,
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