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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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einzureden. »Aber das ist doch Unsinn«, setzte Nalig an, doch in diesem Moment richtete Kartax sich drohend auf und stieß ein unmissverständliches Brüllen aus. Der Junge ging langsam rüc k wärts zur Tür. Offenbar wollte der Löwe nicht, dass Nalig seine Herrin weiter aus der Fassung brachte. Erschüttert über Kayas Gefühlsau s bruch, verließ Nalig den Raum und ging zu seinem Zimmer. Dass hinter Kayas Hass auf Stella eigentlich nur ihr Hass auf sich selbst stand und das aus einem so einfachen Grund, schien Nalig unbegrei f lich. Er hatte immer gedacht, Götter seien über derart menschliche Regungen erhaben. Doch offenkundig war für Kaya der Verlust ihres Geliebten nicht weniger schmerzlich als für irgendjemanden sonst. Angesichts der Auseinandersetzung zwischen Stella und Kaya hatte Nalig völlig versäumt, der Göttin von seinem Auftrag in Eda zu b e richten und noch wichtiger, ihr vom Versteck der Ferlah zu erzählen. Im Augenblick galt Naligs größere Sorge jedoch Stella. In ihrer derze i tigen Verfassung hielt er es nicht für ausgeschlossen, dass sie sich etwas antat. Daher beschloss er, nach ihr zu sehen. Er ging zu Fuß den Fluss entlang, der zu dem See führte, an dem sie ihr Lager aufgeschl a gen hatte, statt mit Merlin direkt zu ihr zu fliegen. Stella sollte die Zeit haben, sich ein wenig zu fassen, ehe er auf sie traf. Tatsächlich schien die erste Welle der Emotionen etwas abgeflaut. Stella hatte ein Bad im See genommen und saß mit nassem Haar, die Füße im Wasser, am Ufer, als Nalig zwischen den Bäumen hervortrat. Nalig zerbrach a b sichtlich einen Zweig, damit sie ihn bemerkte. »Willst du alleine sein oder kann ich mich zu dir setzen? « , fragte er, nachdem sie den Kopf gehoben hatte. »Komm ruhig her. Gegen deine Gesellschaft habe ich nichts. « Der Junge kam näher und setzte sich im Schneidersitz neben Stella ans Wasser. Das Mädchen hatte sich nach dem Baden nur ein Tuch umgebunden. Durch den dünnen Stoff konnte Nalig die Silho u ette ihres Körpers ausmachen. Er spürte, wie sein Gesicht warm wu r de. »Wie geht es deiner Hand? « , fragte er, ehe es auch Stella auffiel. »Halb so schlimm«, erwiderte sie und hob die zerschnittene rechte Hand vor die Augen. »Du machst dir mehr aus dem, was Kaya sagt, als du solltest«, ermahnte er sie. »Das sagst du so leicht. Bevor ich nach Kijerta kam, habe ich vielleicht kein glückliches Leben geführt. Aber ich war zufrieden mit dem, was ich hatte und habe mich nie dafür geschämt, ein Mädchen zu sein. Kaya stellt einfach alles infrage, was ich bin. « »Du bist eine großartige Kämpferin«, versicherte Nalig. »Und eine unglaubliche Frau. « Stella wandte den Kopf und durchdrang ihn mit ihren stahlblauen Augen. »Es ist nett, dass du das sagst«, flüsterte sie und Naligs Augen hingen an ihren Lippen. »Ich sage das nicht einfach nur so. Ich meine das ganz ernst. « Es trat Stille ein und plöt z lich fand Nalig seine Worte albern. Stella musterte ihn, ohne zu bli n zeln oder die Miene zu verziehen. Nalig wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Da lehnte sich das Mädchen plötzlich vor, zog ihn zu sich und küsste ihn. Zögernd schloss Nalig seine Arme um sie. Er nahm den blumigen Duft ihrer Haare wahr und fühlte die Wärme ihres Kö r pers und obgleich etwas in seinem Hinterkopf ihn tadelte, wollte er Stella nie wieder loslassen. Schließlich löste sich das Mädchen aus der Umarmung und stand auf. Nalig konnte ihre Lippen noch auf seinen spüren. Dann kam ihm der Gedanke an Ilia und mit einem Mal schä m te er sich. Der Junge beobachtete Stella, die in ihrem Unterstand ve r schwand. Einerseits wollte er in ihrer Nähe bleiben, andererseits wollte er weg von ihr, ehe er noch etwas Unüberlegtes tat. Als er sich endlich dazu durchgerungen hatte, zu gehen, stand Stella plötzlich hinter ihm. »Gehen wir? « Sie trug ihr blaues Kleid und hatte das Haar zurückg e bunden. »Wohin? « , fragte Nalig verwirrt. Stella zog die Brauen hoch. »Na, zum Tempel. Juray wird vor dem Abendessen beigesetzt. « »D a von wusste ich gar nichts. « Es behagte Nalig nicht recht, mit Stella alleine durch den Wald zu laufen. Glücklicherweise unternahm das Mädchen keine weiteren Annäherungsversuche und hielt ausreichend Abstand zu ihm, damit er sich nicht unwohl fühlte. Unterwegs erzäh l ten sie einander mehr über ihre Aufträge auf dem Festland. Das Mä d chen staunte, als Nalig vom Versteck der Ferlah berichtete. »Konntest du sehen, wie viele

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