Die Insel der Krieger
noch immer um Rigo drehten. Dann ging er hinaus, um einen Spaziergang durch die Wälder zu m a chen. Allerdings war er des ziellosen Umherlaufens so überdrüssig, dass er es bald aufgab. Schließlich rief er Merlin, brachte ihn zur Ve r wandlung und flog mit ihm weite Kreise über Kijerta. Es war das erste Mal seit Merlins Verletzung, dass sie wieder gemeinsam flogen. Doch selbst hier oben waren die Schatten noch gegenwärtig, die auf der Insel lagen. Dann war es Zeit für das Abendessen. Nalig wusste nicht recht, ob er erleichtert war, wieder in Gesellschaft der anderen zu sein, oder ob ihr Beisein alles nur noch schlimmer machte. Niemandem stand heute der Sinn danach, zu Rigos Ehren ein Fest unter freiem Himmel zu feiern. Stattdessen hatte Lina noch mehr Stühle an die Tafel im Speisesaal gestellt, sodass alle Inselbewohner daran Platz hatten. Nach und nach füllten sich die Plätze, während Lina zahlreiche, doch eher schlichte Speisen auf den Tisch stellte. Nalig bemerkte, dass er gar keinen Hunger hatte. Der Anblick all der Schüsseln ließ ihm eher flau im Magen werden. Zalari setzte sich ihm gegenüber und nickte zum Gruß. Ilia ließ sich zu seiner Rechten nieder. »Wo ist Arkas? « , fragte Zalari schließlich in gedämpftem Ton, als alle anderen längst da waren. Der Stuhl neben Zalari war leer geblieben. Nalig schaute die Tafel entlang und fing Kayas Blick auf. Die Göttin wollte scheinbar nicht anfangen, ehe alle da waren. »Wo könnte er stecken? « , raunte Zalari und Nalig dachte voll Unbehagen an die eigenartige Stimmung, in der Arkas gewesen war, als er das Zimmer verlassen hatte. »Ich habe ihn gerade erst hinter der Küche gesehen«, teilte Ilia mit. »Ich werde schnell nachsehen, ob er noch dort ist. « Sie ging hinaus. »Vielleicht sollten wir auch nach ihm suchen«, überlegte Nalig. »Rigos Tod hat ihn härter getroffen, als ich erwartet hätte. « Zalari schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, es geht ihm gut. « Dennoch wirkte er angespannt, als er zur Tür blickte, durch die Ilia verschwunden war. Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen wieder hereinstürmte. »Das müsst ihr euch ansehen«, rief Ilia ohne irgendeine Erklärung. Nalig hatte sie selten so aufgeregt erlebt. Am Tisch wurden Blicke getauscht. Dann stand Kaya auf. Ihr folgten alle hinaus. Ilia wies den Weg zum Innenhof. Was sie dort zu sehen bekamen, versetzte die Krieger tatsächlich in Erstaunen. Arkas stand in der Mitte des Innenhofs, umgeben von einem silbernen Licht, das ihn mit einer riesigen, pelzigen Gestalt verband, die Nalig erst bei näherem Hinsehen als Nino erkannte. In seiner verwandelten Gestalt war das fehlende Hinterbein des Lemuren wieder vorhanden. Der lange, geringelte Schwanz hätte ausgereicht, um sich dreimal um Naligs Elternhaus zu schlingen. Alle standen sprachlos vor Arkas und Nino. Nalig bemerkte, dass sein Mund offen stand und klappte ihn zu. Arkas hingegen strahlte. »Jetzt kann ich euch doch im Kampf zur Seite stehen. « Hinter sich hörte Nalig ein ersticktes Keuchen. Er wandte sich um und blickte in Greons Gesicht, das blankes Entsetzen wide r spiegelte. »Nein«, hauchte er ungläubig und seine Augen schienen immer größer zu werden. »Das kann nicht sein. « Auch Kaya konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Allerdings war sie weniger entsetzt als vielmehr erstaunt. »Ich verstehe nicht«, meinte sie kopfschüttelnd und die Worte kamen nur schwer über ihre Lippen. »Es muss passiert sein, als Nino mich gebissen hat«, vermutete Arkas und hob die ve r letzte Hand. »Aber Greon ist der Krieger Krebas. « Kaya rieb sich die Schläfen. »Kann es denn nicht sein, dass es in einer Familie mehrere Mitglieder gibt, die sich als Krieger eignen? « , versuchte Zalari Licht ins Dunkel zu bringen. »Gerade bei Zwillingen wäre das doch denkbar. « Greon schüttelte unwillig den Kopf. »Das kann durchaus vorko m men«, räumte Kaya ein. »Aber wenn dies der Fall wäre, dann wüsste ich davon. « »Habt Ihr Euch nicht bei Ilias Bruder schon einmal g e irrt? « , fragte Nalig vorsichtig. Kaya wandte den Blick Ilia zu. »Ja, und das bedaure ich sehr. Aber im Fall von Arkas und Greon ist ein Fehler ausgeschlossen. Ich weiß sicher, dass aus ihrer Familie der erst- und drittgeborene Sohn dazu in der Lage sind Krieger zu werden. Da Greon der ältere der Zwillinge ist, bedeutet das, dass er und der jüng s te Sohn, der damals jedoch kaum ein Jahr alt war, infrage kommen. « Das Leuchten um Nino verschwand und
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