Die Insel der Krieger
Zeit ist, die Ba n de zwischen uns zu knüpfen. Und das nach nur zwei Jahren. « Das Sprechen kostete Zalari alle Kraft. »Unglücklicherweise sind Drache n zähne giftig. « Er zeigte Nalig eine Stelle an seinem Handgelenk, die zwei winzige Einstiche aufwies, wie von Stecknadeln, nur dass die Haut ringsum eine enorme Schwellung und eine ungesunde, grüne Färbung zeigte. »Dein Begleittier ist ein Drache? « , fragte Nalig unglä u big. »Wo ist er? « Zalari deutete auf seine Bettdecke. Erst jetzt sah Nalig das schlanke, grüne Tier, das auf dem grünen Stoff fast nicht zu sehen war. Für Nalig sah das kaum armlange Tier jedoch eher aus wie eine zu groß geratene Eidechse. »Naligs Begleittier ist ein Falke«, schaltete sich Arkas ein, der wohl verhindern wollte, dass die Situation peinlich wu r de. »Und die Bande zu ihm hat er gleich am ersten Tag geknüpft. « Zalari machte große Augen. »Wirklich? Warum hast du ihn denn nicht bei dir? « Der Junge konnte nicht verbergen, wie sehr er Nalig um diesen Umstand beneidete. »Er hat heute Mittag Nino angegriffen. Deshalb habe ich ihn beim Abendessen in meinem Zimmer gelassen. « Zalari blieb die Bitterkeit in Naligs Stimme nicht verborgen. »Niemand hat mich darauf vorbereitet, dass er sich auf mich stürzen würde«, erklärte Nalig und zeigte Zalari seine bandagierte Hand. »Es konnte ja auch niemand ahnen, dass es bei dir so schnell gehen würde. Aber du wirst schon bald begreifen, welches Glück du hattest. « »Warst du denn nicht wütend auf deinen Drachen? Seinetwegen liegst du schließlich hier. « Zalari schüttelte den Kopf. »Seit ich Kir bekommen habe, habe ich auf diesen Tag gewartet. Jeder tut das, nachdem er sein Begleittier bekommen hat. Es ist die Voraussetzung dafür, ein Krieger zu werden. Unsere gesamte Ausbildung ist nutzlos, wenn wir zu unserem Begleiter nicht diese ganz besondere Verbindung haben. Hättest du nicht das Glück, diese Bedingung bereits zu erfüllen, würde dir das bald klar werden. « Zalari war nun sehr müde und so ließen seine Besucher ihn alleine. Draußen und auf den Gängen war es bereits dunkel. Tatsäc h lich hatte das Gespräch mit Zalari Nalig ein wenig beruhigt. Es schien in der Tat so, als habe er den übrigen Kriegern etwas voraus. Seine neugewonnene Zuversicht verebbte jedoch rasch, als er in sein Schla f zimmer trat und sofort den Vogel auf der Vorhangstange erblickte, der jede seiner Bewegungen verfolgte.
Der nächste Tag begann verheißungsvoll. Kaya kam kurz nach Sonnenaufgang in sein Zimmer, gerade als Nalig damit fertig war, sich anzukleiden. Die Göttin schien überrascht, als sie eintrat. »Übliche r weise finde ich die neuen Krieger dieser Insel schlafend vor, wenn ich sie an ihrem ersten Tag aufsuche. Es freut mich zu sehen, dass du offenbar die Disziplin besitzt, die unabdingbar ist, um deine Ausbi l dung zu meistern. « Hocherfreut über dieses Lob, folgte Nalig der Göttin und ihrem ständigen Begleiter Kartax aus dem Raum. »Hast du nicht etwas vergessen? « , fragte Kaya, als er die Tür schließen wollte. »Ach ja. « Er wandte sich zu seinem Falken um, der noch immer auf der Vorhangstange saß. »Na komm schon«, forderte er das Tier auf, das sogleich auf ihn zuflog. Nalig duckte sich und schloss die Augen, als die Federn seine Wange streiften. Der Vogel saß mit gefalteten Flügeln auf seiner linken Schulter. Nalig war überrascht, wie leicht er war. Doch er fühlte sich nicht wohl dabei, den scharfen Schnabel so dicht an seinem Gesicht zu wissen. Kaya musterte ihn kopfschüttelnd. »Und, war das denn so schlimm? « »Wohin gehen wir? « , fragte Nalig, statt zu antworten. »Jeder Krieger bekommt eine Rüstung, die genau nach seinen Bedürfnissen gefertigt wird, sobald er sein Begleittier hat und du solltest schnellstmöglich deine Waffe bekommen, um den Umgang mit ihr zu erlernen. Außerdem muss jeder Krieger seinem Begleittier einen Namen geben, um die Verbindung zu ihm zu bestät i gen. « Mit einem vorsichtigen Blick auf seine Schulter überlegte Nalig, welchen Namen er diesem Vogel geben könnte. Doch zurzeit fiel ihm nichts Schmeichelhaftes ein und er beschloss, die Namensgebung bis auf Weiteres zu vertagen. Er war gespannt, wie seine Waffe und seine Rüstung aussehen würden. Kaya führte Nalig ins Freie. Sie umrund e ten das Haupthaus des Tempels zur Hälfte und gelangten schließlich zur Schmiede. Trotz der frühen Stunde stand bereits ein Mann darin und bearbeitete ein Stück
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