Die Insel der Krieger
dabei weite Strecken unter dem Berg zurück. Um Zeit zu sparen, versperrte Zalari einige Durchgänge schon dort, wo sie in die Höhle unter dem Nest mündeten. Zwar waren sie dort größer, doch so brauchte er nicht jede Verzweigung einzeln abz u arbeiten. Im letzten Gang war er gründlicher. Dort drang er bis in die kleinsten Verzweigungen vor und verschloss sie so, dass am Ende das Gas nur noch durch einen einzigen Krater nach draußen drang. Dieser musste sich nach den Berechnungen des Jungen weit genug vom Nest der Flugechsen entfernt befinden, damit er selbst und Kir keinen Schaden nahmen. So hoffte er jedenfalls. Je mehr Gänge Zalari und Kir verschlossen, desto stärker wurde der Geruch des Gases in den Höhlen – ein Zeichen dafür, dass Zalaris Vorhaben glückte. Seine größte Sorge war Kirs Feuer. Ein einziges Niesen oder Gähnen ihre r seits konnte sie augenblicklich töten und alles zunichtemachen. Doch der Drache sah sich vor und so blieb ein Unglück aus. Es war schon beinahe Abend, als der Junge und Kir endlich fertig waren. Zalari ließ sich verschwitzt und mit dreckverschmierter Kleidung niedersinken. Er war hungrig und angespannt und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich den Kampf gegen die Ferlah zu beenden – auf die eine oder andere Weise. Kir rieb aufmunternd ihre Schnauze an seinem Arm. Zalari lehnte sich an ihre Seite und schloss für einen Moment die A u gen. Sein Kopf schmerzte und ihm war übel. Er schrieb dies der Ta t sache zu, dass er dem Gas über so lange Zeit ausgesetzt war. Sie mus s ten bald aus der Höhle verschwinden. Das Gas war hier schon so dicht, dass es die ohnehin eingeschränkte Sicht behinderte. Zu guter Letzt schnitt Zalari den Sack mit dem Kornblumenpulver auf. Er verteilte es in der Höhle unter dem Nest und flog dann mit Kir nach oben in die Felsspalte, in der sie sich schon zuvor versteckt hatten. Nun galt es noch, das Loch zu versiegeln, das entstanden war, als die Höhlenwand weggebrochen war. Die Kreaturen wurden gerade aktiv. Zalari würde bis zum nächsten Morgen warten müssen, um zu sehen, ob sein Vorhaben gelang. Er wollte alle Flugechsen in ihrem Nest haben, ehe er zur Tat schritt. So hatte auch das Gas noch Zeit, sich in den Gängen und Höhlen zu sammeln. Blieb also nur zu hoffen, dass die Ferlah nicht auf die Idee kamen nachzusehen, ob er und Kir in ihr Versteck zurückgekehrt waren. Schließlich hatte man sie hier zuletzt gesehen. In dieser Nacht fiel es dem Jungen nicht schwer, wach zu bleiben. Kein Ferlah und keine Kreatur näherte sich der Felsspalte, in der sie steckten, und Zalari nahm an, dass die Zeichen günstig standen. Nie war der Junge glücklicher darüber gewesen, seine Begleiterin an seiner Seite zu haben. Ohne sie wäre es ihm nicht gelungen, die Ne r ven zu behalten. Er spielte dem verletzten Drachen leise auf Delas Flöte vor und hatte das Gefühl, dass auch ihn die Töne etwas zur Ruhe brachten. »Bald haben wir es geschafft«, murmelte er, als er die Flöte einsteckte. Er streichelte Kirs schuppigen Hals und sie hob e r mattet ein Augenlid und brummte zustimmend. Nach und nach wurde das Geräusch der schlagenden Flügel leiser, als die Kreaturen in ihren Berg zurückkehrten und die Sonne über der Insel aufging. Zalari be o bachtete den Himmel, bis auch die letzte Flugechse verschwunden war. »Komm, mein Mädchen, wir müssen gehen«, meinte er und wec k te den Drachen, indem er ihm mit dem Handballen über die Stirn rubbelte. Der Junge spürte, dass seine Knie weich waren, als er auf den Rücken seines Begleittiers kletterte. Alles hing nun davon ab, wie schnell Kir es schaffte, den Berg hinabzufliegen und ob sie dabei ges e hen wurden. Kir sprang durch den schmalen Zugang aus der Felsspa l te und spannte die Flügel, ehe sie auf dem Boden aufkam. Sie war alles andere als auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte, doch die Wunden an Schulter und Brust beeinträchtigten ihren Flug nicht wesentlich. G e räuschlos glitt sie den Berghang hinab, während Zalari den Himmel betrachtete und betete, dass die Kreaturen in ihrem Nest blieben. Er tätschelte Kirs Hals, um ihr zu signalisieren, dass sie an der richtigen Stelle angelangt waren. Sie befanden sich auf halbem Wege zum höchsten Punkt des Berges. Kir landete so sanft sie konnte. Nicht ein Steinchen rollte den Hang hinab, als sie die Füße aufsetzte. Nun galt es, den Krater zu finden, dessen Zugang zum Höhlensystem unter der Erde sie nicht versperrt hatten. Zalari hatte mit seiner
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