Die Insel der Krieger
bis zu der Stelle, an der Nalig ihn gefunden hatte. »Ich sehe nichts. Was wollen wir denn hier? « , fragte er verwirrt und sah sich um. Nalig sah, wie Greon seinen Dolch zog. »Nein«, schrie Nalig, doch Arkas hörte ihn nicht. Er wollte auf Greon losstürmen und ihm den Dolch entreißen, doch er konnte sich nicht rühren. Mit einem Gefühl der Hilflosigkeit hörte Nalig Greon sagen: »Ich weiß nicht, was du willst. Aber ich will zurück, was mir gehört. « Der Junge packte se i nen Bruder bei der Schulter und stieß ihm den Dolch in den Rücken. Arkas schrie nicht auf. Er schnappte nur vernehmlich nach Luft, als ein Ruck durch seinen Körper ging. Fünf Mal stach Greon zu. Dann ließ er Arkas los. Der Junge drehte sich halb herum und verständnisl o ses Entsetzen spiegelte sich in seinem Blick. Dann fiel er rücklings ins Gras, wo er die Finger in die Erde krallte und nach Atem rang. Greon betrachtete einen Augenblick seinen am Boden liegenden Bruder, dann ließ er den Dolch fallen und rannte davon. Arkas hustete. Blut spre n kelte die Erde. Tränen sammelten sich in Naligs Augen. Seine Kehle war zugeschnürt. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Arkas’ Blick unter einem letzten Keuchen endlich leer wurde. »Warum hast du ihn gehen lassen? « , hörte Nalig eine fremde Stimme in seinem Kopf. »Du wusstest, was geschehen würde«, warf sie ihm vor. »Ich habe nie g e wollt, dass das passiert. « »Das ist alles deine Schuld«, hallte die Stimme von allen Seiten »Er ist nur deinetwegen tot. Und Stella ist deinetw e gen verschwunden. Zalari hast du auch im Stich gelassen. « Nalig schü t telte den Kopf. »Es tut mir leid. « Er fiel auf die Knie. Erst der heftige Schmerz, der daher rührte, dass Merlin ihm ins Ohr biss, brachte Nalig wieder zu Verstand. Er blinzelte, als wäre er eben aus einem Traum erwacht. Dann richtete er sich auf und wirbelte seinen Stab durch die Luft. »Es war nicht meine Schuld. Und hätte ich etwas davon verhi n dern können, hätte ich es getan. « Das Grauen ließ sein Trugbild fallen und ballte sich erneut zusammen. Der schwarze Nebel nahm die G e stalt von Stella an und verschwand im Wald. Nalig brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Dann setzte er dem Grauen nach. Weshalb floh es vor ihm? Warum stellte es sich nicht zum Kampf? Das Grauen musste wissen, auf welche Weise es zu besiegen war und fürchtete, dass auch Nalig dahinter kam. Irgendetwas übersah der Junge noch. Das Grauen eilte in Stellas Gestalt vor Nalig davon. Es imitierte ihre Bewegungsabläufe so gekonnt, dass Nalig geschworen hätte, das Mädchen tatsächlich vor sich zu sehen. Doch ihm war au f gefallen, dass dem Grauen in dieser Gestalt noch immer das Gesicht fehlte. Was auch immer es mit Stella vorhatte, noch war Nalig sicher, dass sie am Leben war. Nicht nur wegen des Gesichts. Er erkannte auch in dieser Angelegenheit eine Parallele zu Marik und dem Urvater der Götter. Das Grauen hatte Kijerta entführt und vor 800 Jahren auch Zari. Beide Male hatte es sich der Frau bemächtigt, die dem Mann am nächsten stand, der in der Lage war, es zu bannen. Es hatte versucht, Ilias habhaft zu werden. Das hatte Nalig verhindert. Als Antwort darauf hatte es noch in der gleichen Nacht Stella mit sich genommen. Es musste gewusst haben, dass auch sie Nalig viel bede u tete. Jedenfalls hatte es weder Kijerta noch Zari getötet. Deshalb hof f te Nalig, dass auch Stella am Leben blieb, sofern es ihm gelang, das Grauen zu bannen. Das Grauen führte Nalig tiefer in den Wald. Der Junge war nicht sicher, ob es eine gute Idee war, ihm nachzulaufen. Zu sehr bestimmte es zurzeit den Lauf der Dinge. Doch Nalig konnte nur gegen es kämpfen, wenn er es vor sich hatte und so war das Einzige, was er tun konnte, dem Grauen zu folgen. Dann, als er plötzlich beim Durchqueren eines Dickichts etwas zurückfiel, verlor er es aus den Augen. Seine Waffe fest umklammert, untersuchte Nalig die Stelle, an der er das Grauen zuletzt gesehen hatte. Es war nirgends zu sehen. Merlin setzte sich verkehrt herum auf Nalig Schulter, um ihn zu wa r nen, falls es hinter ihm auftauchte, während der Junge mit gespitzten Ohren weiter ging. Weshalb führte das Grauen ihn so an der Nase herum? Nalig war klar, dass es nicht wirklich versuchte, vor ihm davon zu laufen. Wollte es sich ihm entziehen, hätte es andere Möglichkeiten. Demnach hatte es ihn absichtlich hierher geführt. Doch konnte Nalig beim besten Willen nichts Absonderliches an diesem Ort finden. G e
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