Die Insel der Krieger
den entsetzlichsten Schmerzen, die sie je gehabt hatte. Dann plötzlich schwang ein Flügel des Portals auf und wer da kam, war die Person, mit der Ilia in dieser Nacht am allerwenigsten gerechnet hatte. Die Augen fest zusammengekniffen während der nächste Krampf sie peinigte, hörte sie nur die Schritte auf dem Te p pich, die erst langsam, dann immer schneller auf sie zu kamen. Sie spürte eine Hand auf der Schulter. »Ilia, was machst du denn hier? Geht es dir nicht gut? « Das Mädchen war so überrascht, diese Stimme zu hören, dass es darüber beinahe die Schmerzen vergaß. »Zalari«, brachte Ilia erstaunt hervor und musterte das Gesicht des Jungen. Er sah schlimm aus. Mitgenommen traf es nicht einmal annähernd. Sein Haar war angesengt und ein tiefer Schnitt, der schlecht verheilt war, zog sich über seine Wange. Der Junge wirkte so müde und erschöpft, dass er um zehn Jahre gealtert schien. Im Augenblick war es Ilia egal, woher er so plötzlich kam oder was ihm widerfahren war, sie war einfach nur froh darüber, dass er da war. »Ich glaube, das Kind kommt«, erklärte sie ihre Lage. »Was? Jetzt? « , fragte Zalari aufg e schreckt und wünschte sich plötzlich, wieder unter einem tosenden Vulkan verschüttet zu liegen. »Wo sind denn die anderen? « Seine Stimme überschlug sich. »Die schlafen alle. Lina ist in der Küche und Mira wird wohl in ihrer Hütte sein. « »Mira«, rief Zalari erleichtert. »Ich werde dich zu ihr bringen. Kannst du aufstehen? « Ilia schüttelte den Kopf. Den ganzen Weg zu Miras Hütte würde sie nicht schaffen. Nicht einmal mit Zalaris Hilfe. »Ich glaube, ich muss mich hinlegen«, erklärte sie. »Na schön. « Zalari half ihr auf die Liege an der Wand. »Dann werde ich Mira holen«, schlug er vor und wollte zur Tür gehen. »Nein, geh nicht«, bat Ilia und hielt ihn fest. »Es sind nur ein paar Schritte bis zu ihrer Hütte. Ich bin sofort wieder da«, flehte er. »Bitte bleib hier«, entgegnete Ilia und so nahm Zalari ihre Hand und setzte sich zu ihr.
Fünf Stunden später hatten sie es endlich geschafft. Es war bereits Morgen und glücklicherweise war Eldo früh erwacht und hatte, nac h dem er bemerkte, dass seine Begleiterin verschwunden war, so lange an der verschlossenen Tür gekratzt und geheult, dass Lina aufgewacht war. Schnell hatten sie Ilia in der Halle des Schicksals gefunden und ihr und Zalari beigestanden. Nun lag Ilia wieder in ihrem Bett und hielt den in saubere Tücher gewickelten Säugling im Arm. Sie fühlte sich auf erschöpfte Weise sonderbar glücklich und zufrieden. Zalari, der davon überzeugt war, dass sich seine Finger nie wieder vollständig von Ilias Umklammerung erholen würden, war im Sitzen auf einem Stuhl neben ihrem Bett eingeschlafen. Nun, da sie die Tortur überstanden hatte, schämte Ilia sich ein wenig. Da war Zalari gerade vom Kampf seines Lebens zurückgekehrt und hatte sicher mehr ausgestanden als sie sich vorstellen konnte, und sie geriet derart aus der Fassung wegen einer Sache, die schon tausende von Frauen vor ihr überstanden ha t ten, die inzwischen verwitwete Mutter der Farecks aus Serefil alleine neun Mal. Nachdem sich das Ereignis unter den Inselbewohnern he r umgesprochen hatte, kamen alle, um das Neugeborene zu bewundern. Es war jedoch nicht abzustreiten, dass Zalaris Rückkehr dem Nac h wuchs weitestgehend die Schau stahl, der glücklicherweise noch nicht genug von der Welt mitbekam, um darüber empört zu sein. So blieb dem Jungen trotz aller Müdigkeit nichts anderes übrig, als noch an diesem Morgen von seiner Reise zu berichten. Niemand kam übe r haupt auf den Gedanken, für den Bericht einen Ort aufzusuchen, der mehr Platz bot, so gespannt war jeder zu hören, was geschehen war. Also drängten sich Aro, Thorix, Mira, Lina, Hato und Jiro um Ilias Bett und lauschten gespannt der Erzählung. Der Versuch Zalaris, die Ausführungen möglichst knappzuhalten, wurde von seinen Zuhörern mit zahlreichen Zwischenfragen vereitelt und so beschrieb der Junge genau, wie er zur Insel gelangt war, seine Begegnung mit den Ferlah, wie er das Gas entdeckt und es für sich genutzt hatte. »Ich hatte wir k lich nicht mehr damit gerechnet, dass es noch einen Ausweg gibt«, versicherte er, nachdem er berichtet hatte, wie ihm sein Plan beinahe zum Verhängnis geworden war. »Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass die Ferlah alle tot waren oder ob die magischen Gesetze der Insel dafür verantwortlich waren, jedenfalls verwandelte sich Kir in
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