Die Insel der Krieger
Stein aus seiner Tasche und legte ihn vor dem alten Mann auf den Amboss. Der Schmied legte sein Werkzeug beiseite und begutachtete den Stein, indem er ihn in seine schwieligen Hände nahm. »Woher hast du den? « , wollte er wissen. »Er war ein Geschenk. « »Das ist ein echter Smaragd. Ist dir klar, was ein Stein dieser Größe wert ist? « »Es geht mir viel mehr darum, von wem ich diesen Stein bekommen habe. Glaubt Ihr, es gibt eine Möglichkeit, ihn in diesen Ast einzulassen? « Jiro betracht e te den Ast noch einmal. Ein Funkeln trat in seine Augen, wie damals, als er Nalig für seine Rüstung vermessen hatte.
Bis zum Abend war Nalig damit beschäftigt, unter Jiros Anleitung die Borke des Goldzedernastes abzuschälen, den Smaragd in einer silbernen Fassung in den Stab einzulassen, die abgebrochenen Enden zu glätten und das Holz zu lackieren, um es wetterbeständig zu m a chen. Merlin war in das Gebälk der Schmiede geflattert und betracht e te das Treiben unter sich. Höchst zufrieden mit dem Ergebnis, drehte Nalig den Stab in den Händen. Es war kaum Ähnlichkeit mit dem Ast geblieben, den er im Wald vom Boden gegriffen hatte. Das Einzige, was dem nackten Holz noch zu der erhabenen Waffe fehlte, die Marik einst geführt hatte, war das Muster. »Leider fehlt mir die Fertigkeit dazu«, bedauerte Nalig. »Wenn du in der Lage bist, ein Messer zu halten, dann hast du alle Fertigkeiten, die du brauchst«, brummte Jiro und reichte Nalig ein kleines Messer mit hölzernem Griff. »Ich schä t ze, ich werde dennoch zuerst an einem Stück Holz üben. Ich danke Euch vielmals für Eure Hilfe. Das Messer bringe ich Euch so bald wie möglich zurück. « Damit steckte der Junge es ein und hob den Arm, damit Merlin drauf landen konnte. Auf dem Weg zu seinem Zimmer wirbelte er den Goldzedernstab zwischen den Händen hin und her. Er hatte genau die richtige Länge, um ihm als Waffe zu dienen. Auch der Umfang war perfekt seinem Griff angepasst. Einen entscheidenden Vorteil einem Schwert gegenüber stellte das weit geringere Gewicht dar. Letztlich, so befand Nalig, hatte er genau die Waffe bekommen, die am besten zu ihm passte, auch wenn er eine Weile gebraucht hatte, um dies einzusehen. Nalig warf sich auf sein Bett und blätterte in Mariks Tagebuch. Das Abendessen hatte er verpasst. Doch da Kaya und die Krieger zurzeit auf dem Festland waren, machte er sich dar ü ber keine Gedanken. Das Training mit Stella würde wohl an diesem Abend auch ausfallen. Gerade als der Junge beschlossen hatte, die Gelegenheit zu nutzen und sich an einem Stück Holz im Schnitzen zu versuchen, schrie sein Falke plötzlich auf. Er krallte sich in die Vo r hänge und klopfte mit dem Schnabel gegen die Fensterscheibe. »Was ist denn los? « Nalig sprang auf und lief zu Merlin hinüber. Mit einem überraschten Ausruf öffnete er das Fenster. Draußen saß Nino. »Wie bist du denn hier her gekommen? « , fragte Nalig und ließ den Lemuren herein. »Und wo ist Arkas? « Nino sprang aufgeregt auf Naligs Bett und von dort aus auf den Schrank und gab dabei unablässig seine katzena r tigen Rufe von sich. Nalig eilte über den Gang und riss die Tür zu Arkas’ Zimmer auf. Er war nicht dort. Der Junge konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb Arkas ohne Nino unterwegs war, doch er hatte ein sehr ungutes Gefühl. Als er schon die Hand auf die Klinke zu Zalaris Tür gelegt hatte, fiel ihm ein, dass er ja gar nicht da war und er ihn folglich auch nicht nach Arkas fragen konnte. Widerstrebend klopfte er also bei Thorix an. Er und Greon blickten ihn überrascht an. Sie wurden nur selten gestört und Nalig vermutete, dass die beiden diesen Umstand auch sehr begrüßten. »Hat einer von euch Arkas g e sehen? « »Nein, warum auch? « , fragte Greon gleichgültig. »Vielleicht, weil er dein Zwillingsbruder ist, du selbstverliebter Möchtegernkri e ger«, dachte Nalig, riss sich jedoch zusammen. »Jedenfalls war er nicht beim Abendessen. Warum fragst du? « , rang sich Thorix ein wenig mehr Interesse ab. »Weil Nino nicht bei ihm ist. Habt ihr eine Ahnung, wo er ohne ihn hingegangen sein könnte? « Von Greon kam nur ein Kopfschütteln. »Nein«, antwortete Thorix und zuckte gleichgültig die Schultern. »Dann vielen Dank für eure Hilfe«, murmelte Nalig und schloss die Tür hinter sich. Draußen wurde es bereits dunkel. Wie lange mochte Arkas schon weg sein? Den Tempel zu durchsuchen, würde eine Ewigkeit dauern und wenn Arkas nicht im Tempel, so n dern im Wald
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