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Die Insel der Orchideen

Die Insel der Orchideen

Titel: Die Insel der Orchideen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: white
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Dinge«, fuhr er fort, »doch den größten Nutzen erreicht man heutzutage mit weitaus alltäglicheren Gütern: mit Rohrzucker, Tabak und Kaffee aus Batavia, Betelnüssen aus Sumatra, Tee und Kampfer aus China, mit Reis aus Siam und Zinn und dem Gummisaft Guttapercha aus Malaya. Nicht zu vergessen sind Indigo, Kokosöl, Holz und Gewürze aller Art. Übrigens finden längst nicht alle Waren den Weg nach Europa. Ein großer Teil der Unternehmungen der europäischen Kaufleute beschränkt sich auf den Handel zwischen Amoy, Singapur, Batavia, Manila, Kalkutta und anderen Häfen.«
    »Ich wünschte, ich könnte all diese exotischen Orte sehen!«
    »Oh, ich bin mir sicher, dass die meisten dieser Häfen kein angenehmer Aufenthaltsort für eine Dame sind«, warf Mr Flockton ein.
    »Das hängt ganz von der Dame ab, will ich meinen. Meine Töchter fallen jedenfalls nicht bei jeder kleinen Unannehmlichkeit in Ohnmacht.«
    Die Schärfe in Hermann-Otto Uhldorffs Stimme entging Mr Flockton nicht. Beleidigt lehnte er sich zurück und starrte auf den Rücken seiner Frau, die ihrerseits noch immer angestrengt aus dem Fenster blickte.
    Erst nach einer Weile gelang es Johannas Vater, das Gespräch wieder aufleben zu lassen. Sie erfuhren, dass Friedrich von Trebow einer Gutsherrenfamilie aus der Nähe von Stettin entstammte. Nach seiner Lehrzeit in einem Stettiner Kaufmannshaus hatte es ihn zu den Zentren des Handels gezogen, und so war er nach einigen Monaten des Reisens schließlich bei
Medhurst, Jacobsen & Co
untergekommen. Nach den Erfahrungen im Osten beschloss er, in Zukunft auf eigene Rechnung zu arbeiten; sein Anteil am Familienvermögen würde ihm einen guten Start ermöglichen. Johanna zweifelte nicht an seinen Erfolgsaussichten, sprühten doch seine Augen nur so vor Begeisterung, die bekanntlich jegliche Hindernisse zu überwinden half.
    * * *
    Fünf Wochen benötigte die
Ganges
für die Fahrt von Suez bis in die Straße von Malacca, und die meisten Passagiere waren des Bordlebens überdrüssig. Langeweile machte sich breit, wegen Nichtigkeiten flammte Streit auf.
    Johanna war jedoch gegen die Apathie gefeit. Sie empfand die Schiffsreise noch immer als so aufregend wie am ersten Tag.
    Sie stand an der Reling, als ein lauter Befehl die Matrosen in die Wanten der drei Masten trieb; gleichzeitig erstarb das Wummern der Maschinen. Die an den Seiten des schlanken Schiffs angebrachten Schaufelräder kamen zum Stillstand. Friedrich von Trebow hatte ihr erklärt, dass aufgrund des Krieges der Engländer, Franzosen und Osmanen gegen die Russen die Kohlepreise so enorm angestiegen waren, dass die Dampfschiffe möglichst unter Segeln fuhren. Zwar sei vor einigen Wochen ein Friedensabkommen unterzeichnet worden, doch hätte sich die Situation noch nicht verbessert. Johanna war es einerlei; Dampf oder Segel, beides trieb die
Ganges
in fröhlicher Fahrt weiter nach Süden, dem Äquator entgegen. Für einen Moment bewunderte sie die Matrosen, die sich anschickten, die Verzurrung der Segel zu lösen, dann verließ sie ihren Beobachtungsposten, um nach der Mutter zu sehen. Alwine Uhldorff litt entsetzlich unter Seekrankheit und verbrachte die meiste Zeit in der Kabine. Johanna hatte sich während der Reise verpflichtet gefühlt, ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten, doch in regelmäßigen Abständen trieb es sie auf Deck. Sie wollte ihr Gesicht in den salzigen Wind halten, nach Delphinen und fliegenden Fischen spähen und die geheimnisvolle, von Urwald überwucherte Küste Malayas vorüberziehen sehen. hatte das Deck halb überquert, als eine heftige Böe das Schiff zum Krängen brachte. Ein markerschütternder Schrei hallte übers Deck. Erschrocken blickte sie nach oben. Ein Matrose hatte am äußersten Ende der Bramrah den Halt verloren und im Sturz mit einer Hand das Fußpferd zu fassen bekommen. Er klammerte sich krampfhaft an dem Seil, auf dem er zuvor gestanden hatte, fest, während seine Beine zwanzig Meter oder mehr über der See hin und her schwangen. Johanna sandte ein Gebet zum Himmel, doch zu spät. Der Mann stürzte ab. Er verfehlte das Deck nur knapp und fiel außer Sicht. Jemand brüllte: »Mann über Bord!«
    Binnen Augenblicken herrschte auf Deck ein aufgeregtes Durcheinander. Einzelne Damen rafften die Röcke und liefen zur Absturzstelle, Gentlemen halfen ihren in Ohnmacht gefallenen Gattinnen. Johanna wurde in der allgemeinen Aufregung grob geschubst, und ehe sie sichs versah, stand auch sie an der Reling. Mittlerweile

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