Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
hemmen.«
    »Versuchen Sie das«, sagte der Professor, »und noch etwas – nein, nicht nötig. Machen Sie weiter. Guten Morgen.«
    Die anderen grüßten zurück, und der Professor nahm mich beim Arm.
    »Kommen Sie«, sagte er draußen im Stollen, »wir gehen jetzt beide einen Happen essen.«
    Der Speiseraum der INSEL erinnerte an eine Selbstbedienungsgaststätte, er war jedoch intimer, die INSEL konnte sich das leisten, da sie nur knapp vierzig Mitarbeiter umfaßte. Die Zahlschranke entfiel, da monatlich pauschal bezahlt wurde, und das Essen war gut. Der Professor zog mich zu den Vitrinen.
    »Ich habe den Eindruck, Sie kommen gut mit dem Material zurecht?« fragte er.
    »Eher im Gegenteil. Wenn ich den ganzen Tag darüber gehockt habe, fühle ich mich abends immer klein und häßlich.«
    »Ungefähr so wie die ägyptischen Sklaven, die die Pyramiden bauten, angesichts der Felsblöcke, die sie transportieren mußten?«
    »So ungefähr.«
    »Dazu haben Sie kein Recht. – Mögen Sie Brathering? Den müssen Sie unbedingt probieren, den hat Frau Naumann selbst gemacht, er ist ausgezeichnet.«
    Frau Naumann, die Köchin, klein und rundlich, stand hinter dem Tresen und lächelte. »Der Genosse merkt gar nicht, was er ißt«, sagte sie mit einem Blick auf mich. »Sie sollten ihm die Ohren lang ziehen, Professor. Was soll denn seine Frau denken, was er hier für eine Köchin hat!«
    »Richtig!« bestätigte der Professor, und ich versprach, mich zu bessern. Übrigens war der Brathering wirklich ausgezeichnet, ich sagte das auch, sehr zur Zufriedenheit von Frau Naumann, und der Professor ergänzte: »Er ist ein bißchen schüchtern im Umgang mit Menschen, aber dafür ehrlich. Geben Sie ihm das Rezept mit für seine Frau, er selbst würde nie auf den Gedanken kommen, Sie darum zu bitten!«
    »Kriegen Sie«, sagte sie resolut, »und genieren Sie sich nicht, junger Mann, wenn wir hier lästern, es ist nicht böse gemeint.«
    Ich lachte etwas verlegen, und Frau Naumann ging nach hinten, um das Rezept zu notieren.
    »Sehen Sie«, nahm der Professor den Faden wieder auf, »wir sind hier alle keine Sklaven, wir dürfen uns klein fühlen angesichts der Aufgabe, aber nicht häßlich. Unsere Arbeitsweise ist nicht die einfache, mechanische Kooperation von Kräften, sondern das Kollektiv. Ich habe Sie heute herausgerissen aus Ihrem Studium, damit Sie auf die Menschen aufmerksam werden. Vielleicht sehen Sie jetzt das Material mit anderen Augen.«
    »Dann will ich mich schnell wieder daranmachen!« sagte ich.
    »Tun Sie das. Halt, zwei Dinge noch, die unaufschiebbar sind. Sie bekommen heute den vorläufigen Arbeitsplan bis Oktober nächsten Jahres.«
    »Und das andere?«
    Der Professor schwieg einen Augenblick.
    »Wie sag ich’s meinem Kinde? Also: Der Plan ist sehr gedrängt. Wir müssen im Oktober nächsten Jahres die Storos der RGW-Kommission vorstellen, danach gehen sie in die Pilotanlagen. Ich werde also immer drängen müssen, wenn es mir irgendwo nicht schnell genug geht. Und ich bin sehr energisch, wenn ich dränge. Sie dagegen müssen dafür sorgen, daß gründlich alle Möglichkeiten überprüft werden, die die Storos defunktionieren könnten. Es ist unvermeidlich, daß wir Streit haben werden. Sie müssen dann fest bleiben.«
    Ich mußte wohl etwas verwundert dreingesehen haben, denn er fügte hinzu: »Sie begreifen doch, daß ich Ihnen das jetzt sagen mußte – wenn wir einmal Streit haben, kann ich’s schließlich nicht sagen. Und das kann sehr bald sein!«

3
    Als ich den Korridor betrat, an dem mein Zimmer lag, sah ich schon von weitem ein Stück Papier in der Türritze stecken. Ich sage hier mein Zimmer , obwohl es natürlich unser Zimmer war, das Büro der Sicherungsgruppe; aber tatsächlich hielt sich außer mir kaum jemand länger darin auf, bisher wenigstens. Horst Heilig, der Inspektor, war meist unterwegs zu Besprechungen in Moskau, Berlin, Jena und wer weiß wo sonst noch; und Werner Frettien, der Wachleiter, hatte ständig irgendwelche Treffs oder kontrollierte und schulte das Wachpersonal. Auch heute war ich wieder der einzige unserer Gruppe, der im Objekt war. Auf dem Zettel stand: »Bitte sofort Wachhabenden anrufen!«
    Ich löste das Siegel, schloß auf und ging zum Telefon.
    »Wachmann Sasse!« meldete sich eine Stimme.
    »Tischner. Ich sollte den Wachhabenden anrufen.«
    »Ja, Genosse Tischner, wir haben einen festgenommen, der über den Zaun geklettert ist. Die Anlage hat tadellos funktioniert.«
    »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher