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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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können. Aber mich täuschen Sie nicht! Und Gabriel können Sie auch nichts vormachen. Er tut nur so, als wäre er Ihr Freund, aber in Wirklichkeit nutzt er Sie nur aus. Eine Frau wie Sie taugt doch bloß für eine kurze Affäre! Oder glauben Sie im Ernst, er würde sein Herz einer wie Ihnen schenken? Er wird sich eine ehrliche, anständige Frau suchen, und keine Zuchthäuslerin!« Das Kinn in die Höhe gereckt, rauschte sie hinaus.
    »Hör nicht auf sie«, sagte Sissie. »Sie ist eine böse Frau.«
    Doch Carlotta hatte in Worte gefasst, was Amelia dachte, und sie in ihrer Meinung über sich selbst bestärkt. Gabriel hatte etwas Besseres verdient. Sie war seiner nicht wert. Vielleicht dachte er genauso und gaukelte ihr nur vor, er sei in sie verliebt, damit er sie verführen konnte.
     
    Gabriel stapfte unruhig am Klippenrand entlang. Die Szene, die er gerade auf der Farm miterlebt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Es hatte ihm glattweg den Atem verschlagen, als er hörte, dass seine Sarah Italienisch sprach und dass sie von Carlottas Schwärmerei für ihn wusste. Der arme Edgar! Gabriel mochte ihn; er hatte etwas Besseres verdient als Carlotta, diese Beißzange, die anderen Männern schöne Augen machte.
    Er habe eigentlich gar nicht die Absicht gehabt, noch einmal zu heiraten, hatte Edgar ihm anvertraut. Er war fast sechzig gewesen und an sein Junggesellendasein gewöhnt, als er Carlotta und deren Familie auf den Goldfeldern kennen gelernt hatte. Die Goldsuche hatte er nur als kurzen Abstecher betrachtet; anschließend hatte er wieder als Leuchtturmwärter arbeiten wollen. Als Luigi, Carlottas Vater, ihm zu verstehen gab, seine Tochter sei im heiratsfähigen Alter und genau die richtige Frau für ihn, hatte Edgar argumentiert, das Leben an der Seite eines Leuchtturmwärters sei nichts für eine Frau – den meisten wäre es zu einsam. Doch Luigi blieb hartnäckig. Seine Tochter habe sich in Edgar verliebt, behauptete er, und sei wie geschaffen für das Leben an der Seite eines Leuchtturmwärters. Edgar hatte Luigi als kleinen, lauten, herrschsüchtigen Mann beschrieben, der seiner Frau und seinen Töchtern im Befehlston Anweisungen erteilte. Edgar hatte aber auch ein wenig verlegen zugegeben, dass das Interesse der sehr viel jüngeren Frau ihm geschmeichelt habe. Schließlich hatte er in die Heirat eingewilligt. Zu spät erkannte er Luigis wahre Beweggründe: Er hatte seine Tochter loswerden wollen. Und noch etwas wurde Edgar bald klar: Carlotta war froh, nicht mehr unter ihres Vaters Fuchtel zu stehen; deshalb hatte sie sich so sanftmütig in ihr Schicksal ergeben. Ironischerweise sollte dies das erste und letzte Mal gewesen sein, dass Carlotta sich sanftmütig zeigte. Kaum hatte Edgar ihr den Trauring über den Finger gestreift, veränderte sie sich und wurde laut und herrschsüchtig wie ihr Vater – keine Spur von der freundlichen, sanften Wesensart ihrer Mutter Giovanna.
    Ganz in seine Gedanken versunken war Gabriel zu Hause angekommen. Er griff zum Besen und fegte vor der Eingangstür. Plötzlich schallte Carlottas keifende Stimme herüber. Gabriel schüttelte den Kopf. Edgar konnte einem Leid tun! Doch was zwischen den beiden war, ging ihn nichts an.
    Carlottas Geschrei nahm an Lautstärke zu. Edgar solle sich von der Farm fern halten, verlangte sie. Ihr Mann bot ihr tapfer die Stirn, doch Carlotta hörte nicht auf, herumzuschreien und Edgar auf Italienisch und Englisch zu beschimpfen. Abermals konnte Gabriel nur den Kopf schütteln.
    Plötzlich wurde die Tür des Cottages aufgerissen und wieder zugeknallt. Gabriel schaute auf. Edgar kam mit hochrotem Gesicht und schwer atmend auf ihn zu. War er geflüchtet, oder hatte Carlotta ihn hinausgeworfen?
    »Sie waren heute doch auch auf der Finnlay-Farm, Gabriel. Was ist passiert?«
    »Ihre Frau und Sarah haben sich gestritten. Ich glaube, Sarah möchte nicht, dass Carlotta ihr im Haushalt oder mit den Kindern hilft.«
    »Sie möchte nicht, dass Carlotta ihr in ihre Angelegenheiten hineinredet, meinen Sie«, bemerkte Edgar. »Ich kann es ihr nicht verdenken. Aber ich habe Evan versprochen, ihm zu helfen, und jetzt macht Carlotta einen Aufstand deswegen.«
    »Ich schaffe es auf der Farm auch allein«, sagte Gabriel.
    »Ich kann Sie doch nicht alles ohne meine Hilfe machen lassen! Das wäre nicht fair. Aber ich kenne Carlotta: Sie wird uns allen das Leben zur Hölle machen, wenn ich mich ihr widersetze.« Edgar lief rot an vor Verlegenheit. »Sarah hat angeblich

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