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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Kinder!«, stieß sie wütend hervor. Was bildete diese Frau sich ein! Kam hierher und kommandierte herum!
    Carlotta schnaubte verächtlich. »Das nennen Sie kochen? Soviel ich weiß, taugt Ihr Haferbrei bestenfalls als Hühnerfutter!«
    Amelia errötete und schäumte innerlich vor Wut.
    »Das stimmt doch gar nicht!«, protestierte Sissie erbost.
    »Warum gehen Sie nicht zu Ihrem Mann zurück?«, zischte Amelia. »Wir kommen auch ohne Sie zurecht.«
    »Warum tun Sie nicht etwas, das Sie können , während ich koche? Wäschewaschen zum Beispiel«, konterte Carlotta hämisch.
    In diesem Augenblick erschien Gabriel in der Tür, und Carlottas Laune besserte sich schlagartig.
    »Würden Sie mir bitte einen Eimer Wasser holen, Gabriel, damit ich den Kindern etwas zu essen machen kann?«, säuselte sie. Offenbar wusste sie nicht mehr, dass sie Rose gebeten hatte, zum Brunnen zu gehen.
    Gabriels Blicke huschten zwischen den beiden Frauen hin und her. Es war offensichtlich, dass sie einander nicht ausstehen konnten. »Ja, sicher«, sagte er.
    Ein verführerisches Lächeln auf den Lippen, reichte Carlotta ihm den Eimer. Kaum war Gabriel außer Sichtweite, verschwand das Lächeln. Sie krempelte die Ärmel hoch, zog den Sack Mehl von seinem Platz neben dem Herd hervor, gab zwei große Kellen voll für einen Teig auf den Tisch und fügte eine Prise Salz und Kräuter hinzu. Amelia stand da und beobachtete sie.
    »Hast du die Hühner schon gefüttert, Bess?«, fragte Carlotta.
    »Nein, noch nicht«, antwortete das Mädchen mit einem verlegenen Blick auf Amelia.
    »Worauf wartest du dann?«, fuhr Carlotta sie an. »Geh schon! Nimm eine deiner Schwestern mit und sammle die Eier ein.«
    »Hören Sie auf, die Kinder herumzukommandieren!«, stieß Amelia zornig hervor.
    »Helfen Sie gefälligst mit! Und warum haben Sie noch nicht mit der Wäsche angefangen?«
    Amelia traute ihren Ohren nicht. Carlotta besaß tatsächlich die Frechheit, in Evans Haus das Regiment übernehmen zu wollen! Schlimm genug, dass sie glaubte, die Kinder herumscheuchen zu können, aber sie sollte sich bloß nicht einbilden, sie, Amelia, wie ihre Dienstmagd behandeln zu können! Blinde Wut packte sie, doch den Mädchen zuliebe beherrschte sie sich. »Verschwinden Sie«, stieß sie leise hervor. »Auf der Stelle.«
    »Scusi?« Carlotta stemmte ihre mehlbestäubten Hände in die Seiten.
    »Sie haben schon verstanden. Machen Sie, dass Sie rauskommen!«
    »Sie haben mir gar nichts zu sagen, condannata! Ladra! Bugiarda!«
    Amelia verschlug es die Sprache. Carlotta hatte sie eine Verbrecherin, Diebin und Lügnerin genannt. Als sie sich halbwegs gefasst hatte, sagte sie: »Evan hat mich gebeten, dass ich mich um seine Kinder kümmere, und ich will nicht, dass Sie hierher kommen und sie herumkommandieren, als wären Sie die Herrin im Haus! Und jetzt verschwinden Sie endlich!«
    »Wenn ich gehen muss, wird mein Mann nicht mehr herkommen, um Ihnen zu helfen«, drohte Carlotta.
    »Dann soll er es eben bleiben lassen«, gab Amelia zurück. »Wir schaffen es auch ohne Sie beide!«
    Carlottas Augen wurden schmal. »Sie wollen Gabriel doch bloß für sich allein haben!«, zischte sie gehässig.
    »Sie schließen von sich auf andere«, konterte Amelia. »Meinen Sie, mir wäre nicht aufgefallen, wie Sie ihn anschmachten? Ach ja, fast hätte ich’s vergessen – ich spreche Italienisch.« Amelia legte der dramatischen Wirkung wegen eine Pause ein, und Carlotta riss entsetzt die Augen auf. »Ich weiß genau, was Sie von mir denken – und von Gabriel. Es würde Ihren Mann bestimmt interessieren, dass Sie Gabriel, den ›wunderschönen Mann‹, heiß und innig begehren.«
    Weder Amelia noch Carlotta hatten bemerkt, dass Gabriel in der Tür stand. Erst als er sich räusperte, fuhren beide erschrocken herum und schwiegen bestürzt. Wie viel hatte er mitgehört? Er schaute von einer zu anderen, stellte dann den Wassereimer auf den Tisch und sagte:
    »Hier, das Wasser. Die Tiere sind gefüttert. Ich mach mich dann wieder auf den Weg.« Damit drehte er sich um und ging.
    »Da sehen Sie, was Sie angerichtet haben!«, giftete Carlotta.
    »Wieso ich?«, gab Amelia empört zurück.
    Carlotta schnappte sich den Korb mit ihren Kräutern. »So, so. Sie sprechen also Italienisch«, sagte sie spöttisch. »Das ist wirklich interessant. Wissen Sie, was ich glaube? Dass Sie Ihr Gedächtnis überhaupt nicht verloren haben. Das behaupten Sie doch nur, damit Sie alle an der Nase herumführen

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