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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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geschaut hatte, ging Gabriel unter Deck zu Amelia und den Kindern. Sie befanden sich in der Mannschaftsunterkunft, die aus mehreren schmalen Schlafkojen und einer kleinen Kombüse bestand. Amelia lag in einer der Kojen und strich Jessie und Molly, die an sie geschmiegt eingeschlafen waren, übers Haar. Sissie, Rose und Bess schliefen in der anderen Koje. Amelia wirkte niedergeschlagen. Carlottas Anschuldigung hatte sie tief getroffen.
    »Vergiss Carlotta, Sarah. Sie ist es nicht wert, dass du dich ihretwegen grämst.«
    »Das sagt sich so leicht. Edgar und Evan glauben bestimmt, ich hätte Carlotta bestohlen. Und ich werde das bisschen Achtung, das ich mir verschafft habe, wieder verlieren.«
    »Edgar hat seiner Frau nicht geglaubt, Sarah. Das war ihm deutlich anzumerken. Sie wollte nur Unfrieden stiften.« Gabriel graute es jetzt schon vor der Rückkehr nach Cape du Couedic, weil er wusste, dass Carlotta alles daransetzen würde, ihn zu verführen. »Wir können ein paar Tage zusammen sein, Sarah. Lass uns alles andere vergessen.«
    Amelias Miene hellte sich auf. Er hatte Recht. Sie freute sich riesig auf die Zeit, die sie mit ihm verbringen konnte. »Die Kinder sind schrecklich aufgeregt«, sagte sie. »Sie können es kaum erwarten, Milo wiederzusehen. Genau wie ich. Er hat mir sehr gefehlt.«
    »Was glaubst du, wie Milo sich erst freuen wird! Obwohl es ihm bei Edna und Charlton bestimmt gut geht. Ihr einziger Sohn ist erwachsen; deshalb ist es für die beiden sicher eine Freude, mal wieder so einen kleinen Kerl im Haus zu haben.«
    »Kennst du sie gut?«
    »O ja, es sind wunderbare Menschen. Ich freue mich schon, sie wiederzusehen.« Gabriel bemerkte, wie ihre Miene sich verdüsterte. Er war sich sicher, dass sie an Amelia Divine dachte, die mit ihr zusammen das Schiffsunglück überlebt hatte und bei den Ashbys wohnte – und deren Brief sie so tief verletzt hatte.
     
     

Kingscote
     
    Der Schoner traf vor Tagesanbruch in Kingscote ein. Vom Löschen der Ladung bekamen die Passagiere nichts mit. Gabriel war nach Mitternacht eingeschlafen. Er hatte vor der Ankunft der Ruby-Lee zwar die Frühschicht im Leuchtturm gehabt, war dann aber zu unruhig gewesen, um Schlaf zu finden. Jetzt war er von Müdigkeit übermannt worden. Um sechs Uhr wurde er von Kapitän Burns geweckt, der in der Kombüse Tee kochte. Auch Amelia und die Kinder wurden wach. Der Morgen dämmerte herauf. Im Hafen herrschte reges Treiben. Fischkutter, die vom Fang zurückgekehrt waren, wurden entladen. Möwen stritten sich kreischend um die Fischabfälle, die von Bord geworfen wurden, und im Wasser machten sich Pelikane gegenseitig die Beute streitig.
    »Beim Schmied steht ein Rollwagen bereit, und ein paar Männer mit Pferden warten auch schon«, sagte Kapitän Burns. »Charlton Ashby hat mir versichert, alles sei vorbereitet. Ich muss sie lediglich wissen lassen, dass wir angekommen sind.«
    Gabriel nickte. »Danke. Gibt es hier unterdessen etwas für mich zu tun?«
    »Nein, trinken Sie in Ruhe Ihren Tee. Und wenn die Kinder Milch wollen – das Euter der Kuh scheint mir ziemlich prall!«
     
    Eine Stunde später wurden die Habseligkeiten der Finnlays auf den Rollwagen verladen. Nicht nur die Gepäckstücke, auch die Schweine und Hühner in ihren Kisten sowie die Kinder fanden darauf Platz. Zwei Reiter trieben die Schafe zum künftigen Zuhause der Finnlays. Die Kuh wurde hinten am Rollwagen angebunden. Amelia hatte sie noch auf dem Schiff gemolken, sodass die Kinder warme Milch zum Frühstück trinken konnten. Und die Seeleute hatten sich über frische Milch für ihren Tee gefreut.
    Schließlich konnte es losgehen. Amelia und Gabriel gingen zu Fuß neben dem Wagen her. Für die Mädchen und Amelia war dieser Gang durch die Stadt etwas schrecklich Aufregendes. Die Geschäfte hatten zwar noch geschlossen, doch voller Begeisterung betrachteten sie die Auslagen in den Schaufenstern. Zu dieser frühen Stunde waren zwar kaum Leute unterwegs – nur einige Ladenbesitzer, die alles für die Öffnung vorbereiteten –; dennoch war es spannend, neue Gesichter zu sehen.
    Während die Schafe von den Reitern die Auffahrt von Faith Cottage hinaufgetrieben wurden, ging Gabriel zu den Ashbys hinüber. Amelia und die Mädchen warteten beim Rollwagen in der Auffahrt von Faith Cottage.
    Milo auf dem Arm, öffnete Edna die Tür.
    »Gabriel! Das ist aber eine nette Überraschung!«
    »Guten Morgen, Edna. Entschuldige, dass ich so früh störe …«
    »Unsinn, du

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