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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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behalten. »Fürchtest du, Miss Jones könnte zu fliehen versuchen?«
    Gabriel blickte sie verwundert an, als wäre dieser Gedanke völlig abwegig. »Nein, natürlich nicht. Sarah würde Evans Kinder niemals im Stich lassen.«
    Edna wunderte sich, dass Gabriel sie so entschieden verteidigte. »Ich habe Polly schon gesagt, sie soll den Kindern und Miss Jones etwas zu essen bringen.«
    Es würde einen merkwürdigen Eindruck machen, wenn er die Einladung ablehnte, das war Gabriel klar. Also sagte er schweren Herzens zu. »Danke, Edna, ich komme gern.«
    »Fein. Lance wird uns ebenfalls Gesellschaft leisten. Er müsste gleich kommen«, fügte sie mit einem Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims hinzu. »Er wird Augen machen, wenn er dich sieht!«
     
    Als Lance wenig später eintraf, war er überrascht und erfreut, Gabriel zu sehen. Nachdem sie eine gute Stunde über dies und jenes geplaudert hatten, erhob sich Gabriel. Er wolle nach Evans Kindern sehen, entschuldigte er sich.
    »Die Ashbys haben mich zum Essen eingeladen«, sagte er zu Amelia, die darüber genauso enttäuscht war wie er. »Ich komme, sobald ich kann«, versprach er.
    »Sei vorsichtig!«, ermahnte sie ihn. »Die Ashbys dürfen keinen Verdacht schöpfen.« Sie hatte schreckliche Angst, man könnte sie in ein Gefängnis zurückschicken, an das sie sich nicht einmal erinnern konnte.
    »Die Ashbys sind anständige, verständnisvolle Leute. Aber du hast Recht – noch darf niemand wissen, was wir füreinander empfinden.«
     
    Sarah war alles andere als begeistert, als Edna ihr mitteilte, dass nicht nur Lance, sondern auch Gabriel zum Abendessen käme. Weshalb sie so bedrückt sei, wollte Edna wissen. Sarah, die den Zeitpunkt für gekommen hielt, ihr vom Briefwechsel mit dem Leuchtturmwärter zu erzählen, antwortete:
    »Erinnerst du dich an den Brief, den ich von Mr Donnelly bekam, Tante?«
    »Ja. Du sagtest, er hätte sich erkundigt, wie es dir geht und ob du dich eingelebt hast.«
    »Ja, aber das war es nicht allein.« Sarah zögerte. »Ich habe bisher nichts gesagt, weil ich dich nicht beunruhigen wollte.«
    »Jetzt machst du mich aber neugierig!«
    »Mr Donnelly wollte wissen, ob ich mich geirrt haben könnte, als ich Sarah Jones als Zuchthäuslerin identifizierte.«
    »Wie kommt er darauf, du könntest dich geirrt haben?«
    »Weil Miss Jones ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt hat!«, erwiderte Sarah heftig. »Sie behauptet ja, sie hätte ihr Gedächtnis verloren. Irgendwie hat sie ihm eingeredet, es müsse sich um ein Missverständnis handeln, weil sie sich nicht wie eine Verbrecherin fühle. Daraufhin habe ich ihm geschrieben, dass sie ihn und alle anderen an der Nase herumzuführen versuche, und dass ich mir sicher sei, keinen Fehler gemacht zu haben.«
    Edna blickte sie forschend an. »Glaubst du denn nicht, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat, Amelia?«
    »Anfangs habe ich es ihr geglaubt, aber wer weiß, was später passiert ist. Jedenfalls, ich bin sicher, dass ich sie richtig identifiziert habe. Außerdem sehe ich noch heute vor mir, was kurz vor dem Untergang der Gazelle geschehen ist …«
    »Denk nach, Amelia«, bat Edna eindringlich. »Könntest du dich nicht doch geirrt haben? Du hast diese Frau ja gar nicht gekannt.«
    »Ich sage dir doch, ich bin mir ganz sicher«, beharrte Sarah. »Sie hat sich auf dem Schiff mit Lucy angefreundet und ihr erzählt, sie sei im Gefängnis gewesen und werde ihre restliche Haftstrafe auf der Farm von Mr Finnlay verbüßen. Das habe ich Mr Donnelly gesagt, kurz nachdem er uns gerettet hatte, und in meinem Brief an ihn habe ich es wiederholt. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihn oder sonst jemanden zum Narren hält! Wenn es sein muss, schreibe ich den Gefängnisbehörden«, bluffte Sarah. Sie hatte keine andere Wahl; ihr Leben hing davon ab.
    Edna war schockiert von der Rachsucht ihres Mündels. Der Verlust ihrer Gefährtin schien sie tief getroffen zu haben. Und da sie niemanden für den Tod ihrer Eltern und ihres Bruders verantwortlich machen konnte, suchte sie offenbar einen Ausgleich, indem sie Sarah Jones die Schuld am Tod von Lucy gab.
    »Charlton und ich kennen Gabriel seit vielen Jahren, Amelia. Er ist ein anständiger, aufrichtiger Mensch. Ich bin sicher, er wird nach deiner Erklärung hinsichtlich Miss Jones nicht mehr an deinem Wort zweifeln. Iss mit uns zu Abend, damit du ihn besser kennen lernst. Bitte!«
    »Also gut, meinetwegen«, erwiderte Sarah mürrisch. Vielleicht bot sich ja eine Gelegenheit,

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