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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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glücklich ist.«
    »Du hast Recht.« Quälende Sorge spiegelte sich auf Amelias Zügen. »Miss Divine wird mir bestimmt nicht so schnell vergeben, wenn überhaupt.«
    »Offenbar hat sie Edna erst heute Nachmittag von meinem Brief an sie und ihrer Antwort erzählt. Charlton und Lance wussten gar nichts davon. Edna meint, dass Amelia ihre Rachegefühle und ihren Zorn ganz auf dich konzentriert, weil sie niemanden für den tragischen Tod ihrer Familie zur Rechenschaft ziehen kann. Es wird das Beste sein, wenn du ihr aus dem Weg gehst, bis sie ihren Kummer überwunden hat. Die Ashbys haben mir versichert, alles zu tun, um ihr dabei zu helfen.«
    »Ich kann nicht vor meiner Vergangenheit davonlaufen, Gabriel. Und ich kann mich auch nicht vor Miss Divine verstecken. Wenn sie mir etwas zu sagen hat, muss ich damit fertig werden.«
    Ein Gefühl tiefer Zuneigung erfasste Gabriel. Voller Zärtlichkeit blickte er sie an. »Weißt du eigentlich, wie sehr ich deine Stärke bewundere, Sarah?«
    »Da gibt es nichts zu bewundern, Gabriel«, erwiderte sie bedrückt. »Ich habe einfach nur akzeptiert, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann. Ich muss nach vorn schauen. Bis ich meine Strafe verbüßt habe, werde ich mein Bestes für Evan und die Kinder geben. Und danach …« Ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen.
    »Und danach werde ich dich bitten, meine Frau zu werden«, beendete Gabriel den Satz für sie. »Wir haben unser ganzes Leben noch vor uns.« Er zog sie an sich und küsste sie zärtlich.
     
    Am anderen Morgen fütterte Amelia die Hühner, während Sissie die Eier einsammelte. Die jüngeren Kinder spielten fröhlich im Garten. Als Amelia aus dem Augenwinkel jemanden im Hof der Ashbys wahrnahm, glaubte sie, es sei Polly und richtete sich auf, um ihr zuzuwinken. Sie hatte schon den Arm gehoben, als sie erkannte, wer die junge Frau war: das Mündel der Ashbys. Verlegen ließ sie den Arm wieder sinken.
    Auch Sarah hatte sie gesehen. Eine Sekunde lang starrte sie Amelia grimmig an; dann wandte sie sich schroff ab und stürmte ins Haus.
    Obwohl ihre Reaktion Amelia nicht überraschte, wurde sie wieder einmal daran erinnert, wie verachtenswert sie war. Schuldgefühle befielen sie, und das Herz lag ihr schwer wie Blei in der Brust, doch sie kämpfte gegen ihre Niedergeschlagenheit an. Sie war kein schlechter Mensch; das konnte sie spüren. Oder hatte sie sich in so kurzer Zeit so sehr verändert? Das schien ihr fast nicht möglich. War ihre Handlungsweise beim Untergang der Gazelle von Todesangst bestimmt worden, die sie doch sicherlich empfunden hatte? Wenn sie sich doch nur an die genauen Umstände erinnern könnte, an ihre Gedanken und Gefühle in diesen Minuten! Doch so sehr sie sich das Hirn zermarterte, ihre Vergangenheit war ein großes, schwarzes Loch. Schließlich gab sie erschöpft auf.
    Lance hatte sich an diesem Montag freigenommen. Gabriel war nicht da; er hatte sich Charltons Buggy und das Pferd geliehen und war zur Futtermittelhandlung gefahren. Lance beschloss, auf einen Sprung bei seinen Eltern vorbeizuschauen. Als er durch den Garten hinter dem Haus ging, fiel sein Blick auf die dunkelhaarige junge Frau im Hof von Faith Cottage. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht. Im ersten Moment dachte er, es sei das Mündel seiner Eltern, doch dann drehte sie sich zu den Kindern um, die in der Nähe spielten, und Lance bemerkte seinen Irrtum. Sie war so bezaubernd, dass ihm der Atem stockte. Plötzlich schaute sie auf und blickte zu ihm. Lance lächelte ihr zu, doch sie wandte sich verlegen ab.
    Das muss diese Miss Jones sein, dachte Lance. Die junge Frau, die ihre Reststrafe als Farmhelferin bei Evan Finnlay verbüßt. Kein Wunder, dass Gabriel drüben so viel Zeit verbrachte. Das Mädchen war bildschön.
    Lance beschloss, zu ihr zu gehen und sich vorzustellen, wie es sich für Nachbarn gehörte. »Guten Morgen!«, rief er, als er das Grundstück überquerte.
    »Hallo!«, grüßten die Mädchen zurück. Die drei jüngsten vergaßen vor lauter Aufregung über die neue Umgebung ihre Scheu und rannten ihm übermütig entgegen.
    Nur Milo klammerte sich an Amelias Rockzipfel. Sie bückte sich und nahm den Jungen auf den Arm.
    »Guten Morgen«, erwiderte sie Lance’ Gruß.
    »Ich bin Lance Ashby, der Sohn von Charlton und Edna. Ich wohne in Charity Cottage, auf der anderen Seite von Hope Cottage.«
    »Freut mich sehr, Mr Ashby. Ich bin Sarah Jones.« Lance war ein gut aussehender Mann. Mit Gabriel konnte er allerdings

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