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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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durchgestanden hatte, nach all den Lügen, Intrigen und raffinierten Schachzügen würde sie jetzt nicht aufgeben. Zu viel stand auf dem Spiel.
    »Ich habe gerade Evan Finnlays Farmhelferin kennen gelernt«, hörte Sarah Lance sagen.
    Sie sprang auf und lauschte mit wild pochendem Herzen an der Tür.
    Edna konnte ihrem Sohn ansehen, dass die junge Frau ihn beeindruckt hatte. »Kaum zu glauben, dass sie eine Strafgefangene auf Bewährung ist, nicht wahr?«
    »Das kann man wohl sagen. Sie macht einen sehr kultivierten Eindruck«, schwärmte Lance.
    »Sie hat den Finnlay-Mädchen Französisch beigebracht, und ihre Stickereien sollen wundervoll sein, hat mir eins der Mädchen erzählt.« Edna seufzte. »Aber da sie ihr Gedächtnis verloren hat, kann sie uns nichts von sich selbst berichten.«
    »Es würde mich brennend interessieren, was für ein Leben sie geführt hat«, sagte Lance nachdenklich.
    Sarah presste zornig die Lippen zusammen. Lance beschäftigte sich viel zu viel mit der echten Amelia Divine. Nicht mehr lange, und er würde Mitleid mit ihr haben! Das musste sie verhindern.
    Entschlossen betrat sie den Salon. »Oh, guten Morgen, Lance!«, sagte sie lächelnd.
    »Guten Morgen«, murmelte er zerstreut und beachtete sie kaum.
    Sarah hatte Mühe, ihren Zorn im Zaum zu halten.
    »Ich dachte, du wolltest dich hinlegen, mein Kind«, sagte Edna.
    »Ich habe ein Nickerchen gemacht, Tante«, schwindelte sie.
    Polly trug ein Tablett mit einer Teekanne und einem Teller Muffins herein.
    »Mmm, wunderbar! Danke, Polly!« Lance schnappte sich noch einen Muffin und biss herzhaft hinein.
    »Lance! Nimm einen Teller«, ermahnte Edna ihn kopfschüttelnd, musste aber gleichzeitig lächeln.
    »Juhuuu!«, ertönte es von der Hintertür.
    Edna schaute verwundert auf. »Wer kann das sein?« Sie erhob sich und ging in die Küche. Draußen vor der Fliegengittertür stand Silvia Strathborne, die Lehrerin.
    »Guten Morgen, Edna. Darf ich hereinkommen?«
    »Aber sicher, kommen Sie nur! Wir sind gerade beim Tee.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich so plötzlich hereinplatze, aber mir ist da ein Gerücht zu Ohren gekommen, und ich würde zu gern wissen, was es damit auf sich hat. Es ist gerade Pause, meine Mutter beaufsichtigt solange die Kinder«, sprudelte sie hervor.
    Edna konnte sich denken, worauf Silvia anspielte. Sie bat sie in den Salon, wo sie Lance, Charlton und ihr Mündel begrüßte und dann Platz nahm.
    »Sie fragen sich bestimmt, ob es richtig ist, dass die Hammonds aufs Festland zurückgekehrt sind, nicht wahr?«, sagte Edna.
    »Ja, stimmt.« Silvia sah sie verblüfft an. »Die Hammond-Kinder haben letzte Woche drei Tage in der Schule gefehlt. Als sie heute Morgen auch nicht kamen, sagte ich mir, ich sehe besser mal nach, was los ist. Und dann erfahre ich, dass die Hammonds von der Insel weggezogen sind. Ist das wirklich wahr? Ich verstehe nicht, dass Betty Hammond mir nichts gesagt hat. Es ist unhöflich, ohne ein Wort einfach davonzugehen. Und gerade von Betty hätte ich das nicht erwartet …«
    »Es ist wahr«, sagte Edna, als Silvias Redeschwall versiegte, weil sie Luft holen musste. »Die Hammonds sind Dienstagabend völlig überraschend aufs Festland gefahren.«
    »Nein!« Silvia riss die Augen auf. »Was ist denn passiert?«
    Silvia liebte es, über andere herzuziehen; deshalb war sie auch zu Edna gekommen, anstatt direkt zu den Hammonds zu gehen und sich selbst davon zu überzeugen, ob sie noch da waren. Doch Edna hatte nicht die Absicht, sich in Vermutungen zu ergehen. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte sie wahrheitsgemäß.
    Silvia musterte sie argwöhnisch. »Schade«, sagte sie. »Die Kinder waren gute Schüler, und es ist schlecht für unsere Schule, wenn die Zahl der Schüler abnimmt. Wir erhalten ohnehin kaum staatliche Zuschüsse. Wenn wir noch mehr Schüler verlieren, müssen wir vielleicht schließen.«
    Edna schenkte ihr Tee ein. »In diesem Punkt kann ich Sie beruhigen.«
    »Wieso?«
    »Ab der nächsten Woche werden Sie vier neue Schüler haben und zwei weitere, sobald die Kinder alt genug sind.«
    Silvias Miene hellte sich auf. »Wirklich?«
    »Ja. Evan Finnlay ist mit seiner Familie in Faith Cottage eingezogen. Evan selbst ist zwar noch nicht hier, aber seine Kinder sind gestern eingetroffen. Gabriel Donnelly hat sie hergebracht. Evans Hilfskraft ist ebenfalls mitgekommen. Sie kümmert sich um die Kinder.«
    »Sie ist eine Zuchthäuslerin!«, warf Sarah boshaft ein und ignorierte Ednas

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