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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sich vor. Sie würde Amelia vorschlagen, dass sie beide sich wie zwei erwachsene Menschen benähmen; an der Vergangenheit könnten sie ohnehin nichts ändern und auch nicht daran, dass sie jetzt Tür an Tür wohnten. Sie könne ihr zwar nicht vergeben, was sie getan habe, würde sie zu Amelia sagen, aber sie beide sollten imstande sein, die Situation mit der ihrem Alter angemessenen Reife zu bewältigen. Dann ist das Eis gebrochen, sagte sich Sarah, und ich kann mit ihr reden, wenn ich sie im Garten sehe. Und es wird ihr dann nicht seltsam erscheinen, wenn ich sie frage, ob sie sich an irgendetwas erinnern kann.
    Sarah holte noch einmal tief Luft und stahl sich unbemerkt aus dem Haus. Leise schlich sie sich an die Hintertür von Faith Cottage. Ihr Magen krampfte sich vor Aufregung zusammen. Durch die Fliegengittertür konnte sie sehen, dass Licht in der Küche brannte. Sie hatte schon die Hand gehoben, um anzuklopfen, als sie Gabriel erblickte. Unwillkürlich fuhr sie zurück. Während sie noch überlegte, was sie tun sollte, beobachtete sie, wie er Amelia in die Arme nahm und leidenschaftlich küsste.
    Fassungslos beobachtet sie die beiden einen Augenblick lang. Dann wandte sie sich um und flüchtete. Nach ein paar Schritten packte sie die Wut. Wieso hatte Amelia ihr Glück gefunden und sie nicht? Was für eine Ungerechtigkeit! Lance hatte sie noch nicht einmal geküsst! Als Sarah Hope Cottage erreichte, ging sie eine Zeit lang vor dem Eingang auf und ab, während sie vor Zorn und Eifersucht kochte. Nicht nur, dass Amelia die Schönere war – jetzt hatte sie auch noch einen gut aussehenden Mann gefunden, der sie liebte!
    Ich habe ihren Namen und ihre Identität angenommen, dachte Sarah, aber sie hat trotzdem alles, was ich nicht habe. Das war so ungerecht! Evan Finnlay musste unbedingt erfahren, was da vor sich ging … doch wenn er Amelia nach Van-Diemens-Land abschieben ließe, wäre Sarah auch nicht geholfen, ganz im Gegenteil: Dann würde der Schwindel sofort auffliegen. Dennoch wollte sie auf keinen Fall mit ansehen, wie Amelia das Glück genoss, das sie für sich selbst ersehnte.
    Plötzlich kam Sarah eine Idee. Edna wäre bestimmt außer sich, wenn sie wüsste, dass Gabriel eine Affäre mit einer Zuchthäuslerin hatte. Sarah frohlockte. Sie ging ins Haus und fand Edna im Salon. Sie war allein; Charlton besuchte einen kranken Freund.
    Als Edna aufblickte und das leichenblasse Gesicht ihres Mündels sah, sagte sie besorgt: »Meine Güte, Amelia! Fehlt dir etwas? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!«
    »Viel schlimmer, Tante. Ich habe gerade gesehen, wie euer Freund Mr Donnelly Miss Jones geküsst hat.«
    »Was?« Edna traute ihren Ohren nicht. »Das kann nicht sein. Du musst dich getäuscht haben, mein Kind!«
    »Nein, Tante.«
    Fassungslosigkeit spiegelte sich auf Ednas Gesicht. »Wo … wo hast du die beiden denn gesehen?«, stammelte sie.
    »Ich wollte Miss Jones einen Besuch abstatten. Ich kann ihr zwar nicht verzeihen, was sie getan hat, aber euretwegen wollte ich ihr vorschlagen, dass wir wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen. Ihr seid so gut zu mir, du und Onkel Charlton; deshalb wollte ich um euretwillen versuchen, das Zusammenleben für uns alle leichter zu machen.« Sarah konnte Edna ansehen, wie gerührt sie war. »Ich wollte gerade anklopfen, als ich Mr Donnelly in der Küche sah.«
    »Er wollte sich bestimmt nur vergewissern, dass mit den Kindern alles in Ordnung ist«, sagte Edna.
    »Das dachte ich zuerst auch, aber dann … dann hat er Miss Jones in die Arme genommen und geküsst.«
    Edna wurde blass. »Doch nicht etwa vor den Kindern?«, rief sie bestürzt.
    »Gesehen habe ich sie nicht. Ich nehme an, sie waren in ihren Zimmern.«
    Edna schüttelte entgeistert den Kopf. »Was hat Gabriel sich nur dabei gedacht?«
    »Das ist es ja, Tante. Er wird doch hoffentlich nicht glauben, die Beziehung mit einer Zuchthäuslerin sei schicklich«, stichelte Sarah, damit Edna die Brisanz des Vorfalls auch wirklich deutlich wurde.
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Edna heftig und warf einen Blick auf die Kaminuhr. »Ich werde drüben bei Lance auf ihn warten. Lance ist bei Olivia, er kommt bestimmt nicht so schnell nach Hause.«
    Der letzte Satz versetzte Sarah einen schmerzhaften Stich. Dennoch triumphierte sie innerlich, weil Edna entschlossen schien, der Liebelei zwischen Gabriel und Amelia ein Ende zu bereiten.
     
    Edna saß in Lance’ Wohnzimmer, als Gabriel hereinkam. Ihr fiel

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