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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Nach allem, was ich durchgemacht habe, bin ich nicht mehr ich selbst.« Sie setzte eine unglückliche Miene auf.
    »Das verstehen wir, mein Kind«, versicherte Edna rasch. An ihren Sohn gewandt, fügte sie hinzu: »Amelias Schiff ist auf ein Riff aufgelaufen und unweit von Cape du Couedic gesunken. Stell dir vor, offenbar haben nur Amelia und eine zweite Frau das Unglück überlebt!«
    Lance war entsetzt. »Das ist ja furchtbar!«
    Sarah nickte. »Ich glaube, ich habe mir den Kopf angeschlagen, als die Gazelle beim Aufprall auf die Seite kippte. Die Lichter erloschen, und wir wurden umhergeschleudert. Es war ein schreckliches Chaos! Ihr denkt jetzt sicher, ich hätte den Verstand verloren, weil ich so vieles nicht mehr weiß …«
    »Unsinn, mein Kind«, widersprach Edna. »Was du durchgemacht hast, würde selbst den Stärksten aus der Bahn werfen.«
    »Sobald du dich erholt hast, zeige ich dir die Gegend«, erbot sich Lance.
    Sarah bekam Herzklopfen. Im Geiste sah sie sich und Lance in einem Einspänner über Land fahren und im Schatten eines Baumes picknicken. »Das ist sehr freundlich von dir, Lance.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    Mir wird es ein Vergnügen sein, dachte Sarah und erhob sich. »Ich wünsche euch allen eine gute Nacht.« Sie wollte endlich allein sein und nachdenken über das, was sie erfahren hatte. Aber sie musste behutsam vorgehen. »Ich möchte euch noch etwas sagen. Worte können nicht ausdrücken, wie dankbar ich euch bin, dass ihr mich in euer Heim und eure Herzen aufgenommen habt. Ich wüsste nicht, was ich ohne euch anfangen würde …« Sie tat, als würde sie von ihren Gefühlen überwältigt, und tupfte sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Auge.
    Ednas Augen schimmerten feucht. Sie dachte an ihre Freundin Camilla. »Das tun wir doch gern, Amelia, Liebes.« Edna griff nach der Hand der jungen Frau und drückte sie zärtlich. »Betrachte dich als Mitglied unserer Familie. Du bist nicht allein, Amelia. Du hast uns. Wir werden immer für dich da sein. Und jetzt geh und schlaf dich richtig aus. Wir sehen uns morgen Früh.«
    Mit einem letzten verstohlenen Blick auf den attraktiven Lance verließ Sarah den Salon.
    Als sie die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen hatte, musste sie sich beherrschen, um nicht vor Freude loszukreischen. Nicht im Traum hätte sie damit gerechnet, dass Lance Ashby ein so gut aussehender Mann war. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Sie brauchte nichts weiter zu tun, als diese Maskerade ein paar Monate durchzuhalten. Dann wäre sie eine vermögende junge Frau und hätte die Zeit obendrein mit einem ausgesprochen verführerischen Begleiter verbracht. Plötzlich erschien ihr der Gedanke, Kangaroo Island schnellstmöglich wieder zu verlassen, gar nicht mehr verlockend.
    Sarah zog sich aus und schlüpfte ins Bett. Sie musste über vieles nachdenken. Mit einem Mal kam das Leben ihr wundervoll vor. Wäre da nur nicht die Angst gewesen, die echte Amelia könnte ihr Gedächtnis wiederfinden …
    Aber würde man ihr überhaupt glauben? Evan Finnlay bestimmt nicht. Doch was den Leuchtturmwärter betraf, diesen Gabriel Donnelly, war Sarah sich nicht so sicher. Sie musste unbedingt herausfinden, wie oft er mit den Ashbys zusammenkam. Nur so würde sie erfahren, ob sie ihre Rolle weiterspielen konnte oder nicht. Als sie den Entschluss gefasst hatte, griff sie zu Amelias Tagebuch und begann zu lesen.
     
    »Nun, mein Sohn, was sagst du zu Amelia?«, fragte Charlton, als er mit Lance und Edna allein war.
    »Ich hab sie nur kurz gesehen, Vater, aber mir scheint, sie ist ein … nettes Mädchen.«
    Edna zog die Stirn in Falten. Niemand kannte ihren Sohn besser als sie, und das Zögern in seiner Stimme war ihr nicht entgangen. Er war begeistert gewesen, als er gehört hatte, dass sie Amelia bei sich aufnehmen würden; jetzt aber wirkte er seltsam ernüchtert.
    »Was ist, Lance?«, fragte Edna. »Du hast irgendetwas. Und es hat mit Amelia zu tun, habe ich Recht?«
    »Um ehrlich zu sein, Mutter … Ich habe Amelia als außergewöhnlich hübsches Mädchen in Erinnerung. Deshalb hatte ich damit gerechnet, dass sie zu einer sehr schönen Frau herangereift ist. Aber sie ist eher … unscheinbar.«
    »Ich muss gestehen, ich bin bei ihrem Anblick zuerst auch erschrocken«, erwiderte Edna. »Sie sah zum Fürchten aus. Ich habe in London verdreckte Gassenjungen gesehen, die einen besseren Eindruck machten.«
    »Vergesst nicht, was sie hinter sich hat«, verteidigte Charlton sein

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