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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Mündel.
    »Du hast Recht. Als Kapitän Cartwright mir erzählte, was geschehen ist, war mir alles klar«, fuhr Edna fort. »Amelia ist nicht so hübsch, wie ich dachte, zumal ihre Mutter eine Schönheit war. Aber in den richtigen Kleidern und mit einer anständigen Frisur wird sie sehr nett anzusehen sein. An ihren Tischmanieren werden wir allerdings arbeiten müssen. Im Moment jedenfalls könnten wir sie nicht ins Ozone Hotel zum Essen einladen.«
    »Wieso?«, fragte Lance verwundert.
    »Erstens verschlingt sie größere Portionen als du …«, erwiderte Charlton, der den gesegneten Appetit der jungen Frau immer noch nicht fassen konnte.
    »… und zweitens rülpst sie bei Tisch«, ergänzte Edna.
    Lance lachte auf, was ihm einen tadelnden Blick seiner Mutter einbrachte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Camilla so etwas geduldet hat«, fuhr Edna kopfschüttelnd fort. »Sie hatte tadellose Manieren. Ich hoffe, es ist wirklich so, wie Amelia sagt – dass sie im Moment völlig durcheinander ist. Hoffentlich kehrt ihr wahres Selbst bald zurück.«
     
    Später ging Edna in die Küche und betrachtete die Schuhe aus Amelias Koffer. Sie waren sehr elegant. »Ich glaube, die würden mir passen«, sagte sie zu Polly, die das Geschirr spülte.
    »Nicht möglich, Mrs Ashby. Sie tragen zwei Nummern kleiner als ich, und Miss Amelia kann meine Schuhe anziehen.«
    Edna streifte sich einen Schuh vom Fuß und schlüpfte in den von Amelia. »Er passt! Das ist ja merkwürdig. Können Lederschuhe allein vom Nasswerden zwei Nummern einlaufen?«
     

4
     
     

     
     
     
     
     
    Amelia schreckte hoch, als Evan Finnlay, eine Laterne in der Hand, gegen ihre Matratze trat.
    »Was … was ist?«, stammelte sie verschlafen und blinzelte, weil das Licht sie blendete. Draußen war es noch dunkel.
    »Zeit zum Aufstehen! Es wartet eine Menge Arbeit«, brummte Evan bärbeißig.
    Amelia seufzte. Sie fühlte sich wie zerschlagen. »Es ist ja noch nicht einmal hell …«
    »Es ist fünf Uhr, und es gibt einiges zu tun, bevor die Kinder aufstehen.«
    Nach den Strapazen der vergangenen Tage und dem gestrigen Abend, an dem sie über eine Stunde lang hinter den Kindern aufgeräumt hatte, war sie todmüde auf ihr Lager gefallen. Und obwohl sie geschlafen hatte, fühlte sie sich immer noch ausgelaugt. »Was muss denn um diese Uhrzeit so Dringendes erledigt werden?«
    »Als Erstes musst du Holz für die Feuer sammeln.«
    » Die Feuer?«
    »Eins zum Kochen, eins fürs Waschwasser. Wenn das erledigt ist, muss die Kuh gemolken werden. Dann setzt du den Teig fürs Brot an, und danach kochst du den Haferbrei.«
    Eine Kuh melken. Teig ansetzen. Haferbrei kochen. »Aber ich weiß nicht, wie das geht! Ich habe das alles noch nie gemacht«, protestierte Amelia.
    »Wer’s glaubt. Na, egal. Dann fängst du eben heute damit an. Na los, steh endlich auf!«
    Evan stürmte hinaus. Amelia schaute ihm nach, Tränen in den Augen. Sie überlegte, ob sie sich weigern sollte, aber dann würde sie nichts zu essen bekommen. Das hatte Evan ihr deutlich zu verstehen gegeben, und sie wusste, er meinte es ernst.
    Als Amelia zum Haus kam, zog Evan gerade einen dicken Mantel an. Es war ein frostiger Morgen, und sie zitterte vor Kälte in ihrem zerrissenen Kleid. Ihre nackten Füße waren blau angelaufen. Evan musterte sie wortlos von Kopf bis Fuß, trat ans Bett und kniete davor nieder. Amelia beobachtete, wie er einen Koffer unter dem Bett hervorzog. Er klappte ihn auf und starrte einen Augenblick hinein, als hätte er ein Gespenst darin erblickt. Schließlich begann er, im Koffer zu kramen, zog ein paar Sachen heraus und legte sie neben sich auf den Fußboden. Dann schloss er den Koffer wieder und richtete sich auf, wobei er die Kleidungsstücke vom Boden aufhob. Wortlos drückte er Amelia die Sachen in die Hand.
    Amelia begriff, dass die Kleidungsstücke seiner verstorbenen Frau gehört hatten. Es war Evan sichtlich schwer gefallen, sich davon zu trennen. Doch bevor sie sich bei ihm bedanken konnte, hatte er kehrt gemacht und war zur Wand neben der Tür gegangen, wo etliche Paar Schuhe in einer Reihe standen. Evan griff nach einem Paar, das aussah, als wäre es längere Zeit nicht getragen worden. Er betrachtete es einen Moment, drehte sich dann um und stellte die Schuhe auf das Kleiderbündel, das Amelia in den Händen hielt. Sie sah die Schuhe neugierig an. Ein Schuh war etwas sehr Persönliches: die Form, die sich dem Fuß angepasst hatte, die Furchen im Leder. Schuhe

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