Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
Rost auf.
    Als das Essen fertig war, rief sie Evan und die Kinder. Alle kamen erwartungsvoll herbeigelaufen, hielten jedoch abrupt inne und starrten verdutzt den leeren Tisch an.
    »Hast du nicht gesagt, das Essen ist fertig?«, fragte Evan.
    »Doch. Aber es gibt erst etwas, wenn ihr euch die Hände gewaschen habt«, sagte Amelia resolut. Solange sie das Essen zubereiten musste, würden alle sich nur mit sauberen Händen an den Tisch setzen, so viel stand fest! »Im Eimer dort ist Wasser, und ein Handtuch hab ich euch auch hingelegt. Cecelia, du hilfst Milo.«
    Einen Augenblick glaubte sie, Evan würde aufbrausen, doch er ging wortlos zum Eimer und wusch sich die Hände. Die Kinder taten es ihm nach. Als Cecelia, die Milo an der Hand führte, an der Reihe war, warf sie Amelia einen flüchtigen Blick zu. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, doch sie glaubte Respekt im Blick des Mädchens auszumachen.
    Amelia servierte jedem eine Kartoffel und ein Ei – Evan bekam die doppelte Portion – und legte Besteck neben jeden Teller. Sie aßen schweigend, tauschten nur verstohlene Blicke. Nach dem Essen verschwanden alle wortlos.
    »Sie hätten sich wenigstens bedanken können«, schimpfte Amelia leise vor sich hin, als sie den Tisch abräumte. Nachdem sie das Geschirr gespült hatte, säuberte sie das Gemüse und schnitt es genau wie das Fleisch in kleine Stücke. Dann gab sie alles mit ein wenig Wasser in einen Topf. Sieht nicht besonders appetitlich aus, dachte sie. Ob noch etwas dazugehörte? Da sie nicht wusste, was es sein könnte, hielt sie es für sicherer, alles so zu lassen, wie es war.
    Ihre Gedanken drehten sich unaufhörlich um ein Bad. Sie kam sich schrecklich schmutzig vor, umso mehr, nachdem sie das Gemüse aus der Erde gescharrt hatte.
    Schließlich machte sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Bottich. Evan würde bestimmt nicht so bald zurückkehren. Sie würde also genug Zeit zum Baden haben, und das Wasser könnte sie anschließend immer noch zum Wäschewaschen benutzen. Vorsichtshalber legte sie zwei dicke Holzscheite nach, damit der Eintopf gar wurde.
    Im Zimmer der Kinder entdeckte sie einen Badezuber. Er war nicht besonders groß, würde seinen Zweck aber erfüllen. Amelia trug ihn zu ihrer Kate hinüber. Dann füllte sie den Zuber mit heißem Wasser aus dem Kessel und goss kaltes Wasser aus dem Brunnen dazu. Als es genau die richtige Temperatur hatte, zog sie sich aus, stieg in den Bottich und seufzte wohlig. Obwohl sie die Beine nicht strecken konnte, empfand sie das warme Bad als Wohltat. Sie spürte, wie ihre schmerzenden, verkrampften Muskeln sich entspannten. Was für ein himmlisches Gefühl!
    Eine Ewigkeit später wurde Amelia bewusst, dass das Wasser schon ganz kalt geworden war. Sie kletterte aus dem Bottich und zog sich wieder an. Sie fühlte sich wie neu geboren. Als sie zum Haus eilte, um die Schmutzwäsche zu holen, kam ihr eins der Mädchen entgegengerannt. Rauch quoll aus der Tür des Hauses.
    Amelia beschleunigte ihre Schritte. »Was ist passiert?«, rief sie ängstlich.
    »Das ganze Haus ist voll Rauch!«, schrie Molly.
    Amelia stürmte durch die Tür. Augenblicklich musste sie husten in dem beißenden Qualm, dessen Quelle sie auf Anhieb entdeckte: Sie hatte vergessen, den Deckel auf den Topf zu legen, in dem das Abendessen schmorte, sodass alles Wasser verdampft und das Essen verkohlt war.
    »O nein!«, jammerte sie.
    »Was ist denn hier los?« Evan kam ins Haus gestürzt und schickte die Kinder hinaus.
    Amelia brach in Tränen aus. Sie konnte nicht glauben, dass sie zwei Mahlzeiten an einem einzigen Tag hatte anbrennen lassen.
    »Warum hast du nicht nach dem Essen geschaut?« Evan sah, wie hoch die Flammen in der Feuerstelle emporschlugen. Offensichtlich hatte seine Farmhelferin Holz nachgelegt und das Essen dann sich selbst überlassen. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich … ich …« , stammelte Amelia. Sie konnte sich nicht damit herausreden, die Wäsche gewaschen zu haben, denn der Haufen Schmutzwäsche lag immer noch neben dem Tisch.
    Plötzlich bemerkte Evan, dass ihre Haare nass und sauber waren. Wut lodert in ihm auf. »Du hast gebadet, stimmt’s?«, brüllte er. Sie brauchte gar nicht erst zu antworten; das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Weißt du eigentlich, wie kostbar hier draußen Nahrungsmittel sind? Vorräte bekommen wir nur alle drei Monate, wenn das Schiff anlegt und den Leuchtturmwärter beliefert. Ich muss eine Familie ernähren, und

Weitere Kostenlose Bücher