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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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steinhart.« Amelia hatte ein großes Beet vom Unkraut befreit und dann Gemüseknollen und Wurzeln ausgegraben. »Dummerweise fressen die Wallabys lieber das Gemüse als das Unkraut. Nur was in der Erde wächst, kommt durch.« Die Tiere kamen frühmorgens und dann wieder am Abend. Evan hatte Amelia einmal dabei ertappt, wie sie dagestanden und die Tiere fasziniert beobachtet hatte. Er hatte sie wütend zusammengestaucht, weil sie die Wallabys nicht davongejagt hatte.
    »Wäre ich ein Wallaby, würde ich es genauso machen«, meinte Gabriel.
    Amelia musste lächeln. Anscheinend hatte Gabriel ein weiches Herz, genau wie sie, während Evan Finnlay ein Herz aus Stein zu haben schien.
    »Vor kurzem glaubte ich, einen Igel gesehen zu haben, aber die Mädchen sagen, sie wissen gar nicht, was ein Igel ist«, erzählte sie.
    »Weil es in Australien keine Igel gibt, wie man sie in Europa kennt. Das muss ein Kurzschnabeligel gewesen sein. Hier auf der Insel sind sie heller als auf dem Festland.«
    Amelia versuchte sich zu erinnern, ob sie schon einmal ein solches Tier gesehen hatte, aber da war nichts. Warum konnte sie sich an manche Dinge erinnern und an andere nicht?
    »Die Paarungszeit neigt sich dem Ende zu«, fuhr Gabriel fort. »Das Weibchen hat einen Beutel, so wie das Känguru und das Wallaby. Drei Wochen nach der Paarung steckt es ein einziges frisch gelegtes Ei in seinen Beutel. Zehneinhalb Tage später schlüpft das Junge. Es wird puggle genannt.«
    Die Mädchen kicherten und plapperten das Wort puggle nach.
    »Woher wissen Sie so viel über diese … Kurzschnabeligel?«, staunte Amelia.
    »Leuchtturmwärter lesen viel«, antwortete er lächelnd. »Haben Sie nachts schon mal ein Opossum auf dem Dach gehört?«
    »Geräusche habe ich schon gehört, aber mir war nicht danach, der Ursache auf den Grund zu gehen.«
    »Opossums oder Beutelratten sind Nachttiere. Lassen Sie nie Fenster oder Türen offen, sonst kommen sie rein und durchstöbern alles nach Futter. Sie sind harmlos, wie die meisten Tiere auf der Insel – abgesehen von einigen Schlangenarten. Passen Sie an warmen Tagen auf, wo Sie hintreten. Schlangen liegen gern in der Sonne. Aber wenn Sie ihnen nicht zu nahe kommen, tun sie Ihnen nichts.«
    »Denen komme ich ganz bestimmt nicht zu nahe, das dürfen Sie mir glauben.«
    Wieder lächelte Gabriel. »Wo ist Evan?«, wollte er dann wissen.
    »Papa ist im Haus«, sagte Molly. »Was hast du denn da?« Sie zeigte auf den Sack, den er über der Schulter trug.
    »Das ist eine Überraschung«, antwortete er lächelnd und ging zum Haus hinüber. Die Mädchen folgten ihm, Amelia schaute ihnen nach. Plötzlich wusste sie, was sie als Gegenleistung von Evan verlangen würde.
    Gabriel klopfte und trat ein. »Ich hab dir Mehl mitgebracht, Evan.«
    »Das ist nett von dir, Gabriel, aber ich möchte nicht, dass du unseretwegen dann selbst keins mehr hast.«
    »Keine Angst, das Versorgungsschiff hat gestern angelegt.«
    Evan schaute überrascht auf.
    »Es war ein außerplanmäßiger Halt. Ende des Monats kehrt es wie ursprünglich vorgesehen zurück, und dann können wir sämtliche Vorräte aufstocken.«
    »Und wieso dann der außerplanmäßige Halt?«
    »Das Schiff hat meine Vertretung gebracht, außerdem genug Proviant, dass wir bis zum Monatsende auskommen.«
    Evan staunte noch mehr. »Nach so langer Zeit haben sie dir endlich eine Vertretung geschickt?«
    »Ja, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Und dann trafen gestern aus heiterem Himmel Edgar Dixon und seine Frau ein.«
    »Das ist mal eine gute Nachricht, Gabriel! Für einen allein ist es ganz schön viel, was man auf deinem Posten bewältigen muss.«
    »Ehrlich gesagt ist mir das inzwischen zur Routine geworden. Ich vermisse nichts, ich bin mir selbst Gesellschaft genug.«
    Evan nickte. Das konnte er gut nachvollziehen. »Was sind die Dixons denn für Leute?«
    Amelia kam herein, in der Hand einen Eimer Gemüse, das sie putzen wollte. Sie hatte Evans Frage gehört und wandte sich neugierig den beiden Männern zu.
    »Edgar ist Engländer und dürfte ungefähr sechzig sein. Carlotta, seine Frau, ist eine junge Italienerin.«
    »Von wem redet ihr?«, fragte Amelia.
    »Das geht dich gar nichts an«, blaffte Evan.
    »Sie muss doch wissen, wer ihre Nachbarn auf diesem abgelegenen Fleckchen Erde sind«, sagte Gabriel freundlich. Amelia warf ihm einen dankbaren Blick zu. Im Gegensatz zu Evan behandelte er sie wie ein menschliches Wesen.
    Evan grunzte verärgert, widersprach

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