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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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niemanden vom Schiff erinnern. War es möglich, dass sie in Begleitung unterwegs gewesen war …?
    »Weiß Evan, dass Sie hier sind?« Gabriels Frage riss sie aus ihren Grübeleien.
    »Nein. Er und die Kinder gehen schlafen, sobald es dunkel wird. Die Kinder stehen bei Sonnenaufgang auf, Evan sogar noch früher«, sagte sie und verdrehte die Augen.
    Gabriel erinnerte sich an Evans Bemerkung. »Sie würden wohl lieber ausschlafen?«
    »Natürlich! Warum soll ich in aller Herrgottsfrühe aufstehen, wenn es draußen noch so kalt ist? Ich bin offenbar weder das frühe Aufstehen noch das zeitige Zu-Bett-Gehen gewohnt.«
    »Aber im Gefängnis mussten Sie doch bestimmt früh raus.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals im Gefängnis gewesen zu sein. Die Frau, die mich identifiziert hat, muss sich geirrt haben. Bestimmt hat sie mich mit jemandem verwechselt. Ich weiß nur nicht, wie ich das beweisen kann.« Sie hielt die Hände hoch, die Handflächen nach außen. »Sehen Sie sich meine Hände an!«
    Selbst in dem trüben Licht konnte Gabriel die vielen aufgeplatzten Blasen erkennen.
    »Sehen diese Hände aus wie die einer Frau, die im Gefängnis schwere Arbeiten verrichten musste?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Nein«, gab er zu.
    »Ich kann nur hoffen, dass ich mein Gedächtnis wiederfinde und beweisen kann, dass ich nicht Sarah Jones bin. Aber bis dahin sitze ich hier fest.«
    Ihre Verzweiflung ging Gabriel nahe, und er empfand Mitleid mit ihr. Er konnte nachvollziehen, was in ihr vorgehen musste. War tatsächlich eine Verwechslung denkbar? Ausschließen konnte man es nicht, und doch hielt er es für unwahrscheinlich.
    »Ich gehe jetzt besser wieder«, sagte Amelia.
    »Macht es Ihnen nichts aus, allein im Dunkeln zurückzugehen?«
    Seine Fürsorge rührte sie. »Falls ich mich wirklich nicht vor Schlangen fürchten muss …«
    »Nein«, antwortete er lächelnd.
    Amelias Herz schlug schneller. Gabriel sah wirklich sehr gut aus.
    »Gute Nacht«, sagte sie, plötzlich ganz außer Atem.
    »Gute Nacht. Seien Sie vorsichtig!«
    Sie wandte sich um. Als sie langsam die Wendeltreppe hinunterstieg, blickte sie noch einmal zu Gabriel auf, dessen Gesicht in diesem Moment vom Leuchtfeuer schwach erhellt wurde, und eine Sekunde lang glaubte sie Zärtlichkeit in seinen Augen zu sehen.
    Mit zitternden Knien trat sie ihren Heimweg an. Sie wusste, sie würde wiederkommen.

6
     
     

     
     
     
     
     
    Auch in den folgenden Tagen kämpfte Amelia mit dem Haferbrei. Sie bekam ihn nie so hin, wie er sein sollte, aber wenigstens brannte er nicht mehr an. Doch Evan beklagte sich ständig, dass er entweder zu dick oder zu dünn sei. Wenigstens war es Amelia gelungen, sich mit der Kuh zu einigen. Wenn sie das Tier vor dem Melken auf ein neues Weidestück führte und dort anband, hielt es länger still.
    Auch mit den Kindern war eine Veränderung vor sich gegangen, sehr zur Freude Amelias. Seit sie Sissie, Rose und Bess angeboten hatte, sich in ihrer Kate zu waschen, nahmen die Mädchen regelmäßig ein Bad. Obwohl sie nichts gesagt hatten, wusste Amelia, dass die Mädchen in ein Alter kamen, in dem sie sich genierten, sich vor ihren Geschwistern und vor allem vor ihrem Vater auszuziehen. Milo, Jessie und Molly, die Jüngsten, die noch keine Hemmungen hatten, wurden von Amelia gebadet. Evan selbst hatte sie noch nicht von den Vorzügen eines Bades zu überzeugen vermocht, aber immerhin wusch er sich jeden zweiten Tag gründlich. Amelia hoffte nur, dass er mit Beginn der warmen Jahreszeit häufiger Körperpflege betrieb – falls sie das Pech haben sollte, dann immer noch für ihn arbeiten zu müssen.
    Als Amelia eines Morgens auf der Suche nach Salz die Vorräte durchstöberte, stieß sie auf mehrere beschriebene Blätter. Sie stellte fest, dass es sich offenbar um Schulaufgaben für die Kinder handelte.
    »Sollen die Kinder diese Aufgaben machen?«, fragte sie Evan, als er zum Mittagessen nach Hause kam.
    Er habe keine Zeit, sich darum zu kümmern, grummelte er, könne sich aber erinnern, dass die Kinder von ihrer Mutter jeden Tag ein neues Wort gelernt hätten – was dieses Wort bedeutete und wie man es buchstabierte. Evan hatte diese Gepflogenheit nach dem Tod seiner Frau nicht weiterführen können; schließlich hatte er sich allein darum kümmern müssen, dass seine Kinder etwas zu essen hatten und keinen Gefahren ausgesetzt waren.
    Bei der Durchsicht der Aufgaben fiel Amelia auf, dass sie nach Schwierigkeitsgraden gestaffelt

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