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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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herrliches Panorama!«, rief sie aus.
    »Ja, es ist grandios. Wie lange leben Sie schon hier?«
    »Noch nicht sehr lange.«
    »Dann brauche ich Sie wohl nicht zu fragen, wie Sie mit dem Leben fernab der Zivilisation zurechtkommen?«
    Amelia schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann Ihnen nur etwas zum Wetter sagen: Meistens ist es windig, und es regnet oft.«
    »Ich weiß nicht, ob Carlotta mit dem Leben in dieser Abgeschiedenheit fertig wird«, meinte Edgar nachdenklich. »Sie stammt aus einer sehr großen Familie. Ich könnte mir vorstellen, dass sie bald den Trubel um sich herum vermisst.«
    »Es wird sicher einige Zeit dauern, bis sie sich eingelebt hat.« Amelia lächelte Carlotta zu. »Aber Sie werden es schon schaffen.«
    In diesem Moment trat Gabriel aus seinem Haus, und Amelia bemerkte, wie Carlottas Augen aufleuchteten.
    »Ah, che bell’uomo!« , flüsterte sie.
    Amelia traute ihren Ohren nicht. Was für ein wunderschöner Mann , hatte Carlotta gerade gesagt, und das im Beisein ihres Ehemannes! Dann fiel ihr ein, dass Gabriel erzählt hatte, Edgar spreche kein Italienisch. Aber sie, Amelia, hatte verstanden, was Carlotta gesagt hatte. Sie war verwirrt und fragte sich, wie das sein konnte.
    »Guten Tag, Sarah«, grüßte Gabriel. »Hallo, Mädchen.« Er blieb neben Amelia stehen. »Evan hat gar nicht erwähnt, dass ihr einen Anstandsbesuch bei den Dixons macht.«
    »Es … es war ein spontaner Entschluss«, erwiderte Amelia.
    Die leichte Röte, die ihr Gesicht überzog, verriet Gabriel, dass Evan nichts von ihrem Besuch wusste. »Ich verstehe«, meinte er und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    Amelia blickte verstohlen zu Carlotta hinüber. Die junge Italienerin starrte sie finster an.
    »Una criminale« , zischte sie gedämpft, doch Amelia hatte es gehört. Evan hatte den Dixons offenbar anvertraut, dass sie eine Zuchthäuslerin war. Ihre Freude über die Begegnung verflog.
    »Wir sollten uns auf den Heimweg machen«, sagte sie hastig.
    Gabriel schaute sie an. »Sie haben doch sicher noch Zeit für eine Tasse Tee?«
    »Vielleicht ein andermal«, antwortete Amelia ausweichend. »Ich habe noch sehr viel zu tun.«
    »Das ist wirklich schade.« Er lächelte Carlotta zu.
    Diese seufzte und hauchte: »Quando lei mi guarda, il mio cuore s’intenerisce.«
    »Wie bitte?« Gabriel sah sie fragend an. »Es tut mir Leid, aber ich verstehe kein Italienisch.«
    »Ich sagte, wir werden ein andermal eine Tasse Tee zusammen trinken«, erwiderte Carlotta.
    Amelia war fassungslos über diese dreiste Lüge. In Wirklichkeit hatte Carlotta gesagt: Wenn du mich ansiehst, schmelze ich dahin. In diesem Moment wurde ihr klar, dass Carlotta Gabriel in ernste Schwierigkeiten bringen würde. Sie musste ihn vor dieser Frau warnen, und zwar bald.
     

7
     
     

     
     
     
     
     
    Die Glocke über der Tür bimmelte, als Edna und Sarah die Schneiderei von Miss Barnes betraten. Nachdem Edna ihrem Mündel ein paar Tage Ruhe gegönnt und es wieder aufgepäppelt hatte, hielt sie es für an der Zeit, sich der äußeren Erscheinung der jungen Frau anzunehmen. Nach Ednas Dafürhalten hatte sie in dieser Hinsicht tatkräftige Unterstützung bitter nötig, wollte sie jemals die Aufmerksamkeit eines potenziellen Ehemanns auf sich lenken. Aus diesem Grund war ein Besuch bei Norma Barnes erforderlich.
    »Guten Morgen, Norma«, rief Edna.
    Die Schneiderin saß im hinteren Teil des Ateliers an einer Nähmaschine. Sie war kaum zu sehen hinter den Stoffballen und Schnittmusterbögen, die sich rings um sie stapelten. Im Auslagenfenster präsentierten Schaufensterpuppen verschiedene Kleider- und Hutmodelle. Unter den Glasplatten der Ladentische war eine Auswahl an Knöpfen, Schleifen, Ziermünzen und Bändern ausgestellt.
    »Guten Morgen, Edna!« Norma erhob sich. Ihr schwarzes Kleid war übersät mit unterschiedlich langen Baumwollfäden in verschiedenen Farben. Sogar in den Haaren hatte sie welche.
    »Norma, ich möchte Ihnen mein Mündel vorstellen, Amelia Divine«, sagte Edna, während sie Fäden aus Normas Haaren zupfte.
    Sarah sah Norma lächelnd an. Der schlanken, unscheinbaren Frau um die dreißig war es sichtlich unangenehm, dass Edna ihr eine solche Fürsorge angedeihen ließ. »Guten Morgen«, sagte Sarah freundlich. »Meine Tante hat mir schon erzählt, was für eine hervorragende Schneiderin Sie sind.«
    Norma erwiderte ihr Lächeln. »Sie kommen aus Bristol, nicht wahr?«
    Sarah riss vor Schreck die Augen auf. Alles Blut schoss ihr vom Kopf

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