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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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suchte sie nach einer Erklärung. »Ich … ich liebe den würzigen Geruch des Meeres. Du nicht?«
    »Wahrscheinlich nehme ich ihn nicht mehr wahr, weil er selbstverständlich für mich ist«, antwortete Lance achselzuckend. Er fand es seltsam, dass es bei ihr nicht genauso war, schließlich hatte sie viele Jahre in Hobart Town gelebt. Wie er selbst war Amelia Divine in England geboren. Die Divines und die Ashbys waren zusammen nach Australien ausgewandert, nach Melbourne, wo ihre Wege sich dann trennten. Während Henry für sich die besten Chancen in Hobart Town sah, zogen die Ashbys nach Kangaroo Island. Edna und Camilla waren todunglücklich über die Trennung gewesen, doch beiden blieb nichts anderes übrig, als sich den Wünschen ihrer Ehemänner zu beugen.
    »Ich könnte die ganze Nacht hier sitzen und die Sterne betrachten«, sagte Sarah verträumt, den Blick himmelwärts gerichtet. Sie fühlte sich geborgen neben Lance. Im Gefängnis hatte sie nachts oft die Augen geschlossen und sich vorgestellt, in den Sternenhimmel zu schauen. Das hatte ihr geholfen, nicht den Verstand zu verlieren. Jetzt musste sie sich kneifen, um sich zu überzeugen, dass dies alles kein Traum war.
    »Hast du dir durch den Kopf gehen lassen, was ich dir letztes Mal gesagt habe? Dass es dir vielleicht helfen würde, über deine Familie zu reden?«
    »Lance, bitte … ich kann nicht. Versuch das zu verstehen.«
    »Bei allem Verständnis, Amelia, es ist nicht gut, seine Gefühle so zu unterdrücken. Aber ich respektiere deine Entscheidung.«
    »Weißt du, ich brauche einfach noch ein wenig Zeit. Im Augenblick schmerzt die Erinnerung viel zu sehr. Bitte hab Geduld mit mir.« Sie schaute ihn an. Wie gut er im Mondschein aussah! Ihre Fantasie hätte nicht ausgereicht, sich einen Mann auszumalen, der so perfekt war wie Lance Ashby.
    »Mutter hat mir erzählt, du hättest im Schlaf geschrien. Offenbar hast du Albträume.«
    Sarah erschrak. Sie fuhr fast jede Nacht schweißüberströmt und mit klopfendem Herzen aus dem Schlaf hoch, hatte aber nicht gewusst, dass sie laut geschrien hatte. Sie durchlebte im Traum nicht den Tod ihrer Familie, wie Lance annahm, sondern träumte, dass sie ins Frauengefängnis zurückgezerrt und bis an ihr Lebensende in ihre finstere Zelle eingeschlossen wurde. Dieser Albtraum verfolgte sie seit ihrer Ankunft bei den Ashbys.
    »Vielleicht hilft es, wenn ich mit dem Gedanken an den herrlichen Abend mit dir einschlafe«, neckte sie ihn kess und lächelte dabei.
    Lance machte ein bekümmertes Gesicht, weil sie die Angelegenheit offenbar nicht ernst nahm. »Solche Albträume sind ganz normal, wenn man trauert, Amelia. Ich glaube nicht, dass sie sich vermeiden lassen, aber wie gesagt: Wenn du das Bedürfnis hast zu reden, bin ich für dich da.«
    Sarah hielt es für besser, eine kummervolle Miene aufzusetzen. »Ich danke dir«, flüsterte sie. Sie senkte den Blick und schaute auf ihre Hände. »Es hilft mir schon, bei dir zu sein.« Seufzend ließ sie den Kopf an seine Schulter sinken.
    Lance beschlich abermals das unbehagliche Gefühl, dass sie sein Interesse missverstand. Seine Anteilnahme war rein freundschaftlicher Natur und hatte nichts mit Liebe zu tun, wie sie offensichtlich dachte. Er hatte sich bereits überlegt, wie er ihr das möglichst schonend beibringen könnte, und eine Idee gehabt: Er würde sich mit jemand anderem verabreden. Eine günstige Gelegenheit würde sich bald bieten: der alljährliche Ernteball. Lance war bereits ein paarmal mit Olivia Horn ausgegangen, seiner jungen Kollegin, und hatte sich vorgenommen, sie zu fragen, ob sie ihn auf das Fest begleiten wolle. Er hoffte, das Mündel seiner Eltern würde dann begreifen, dass sein Interesse rein platonisch war. Außerdem hatte er Olivia gern. Wer weiß, dachte er, vielleicht wird es sogar etwas Ernstes mit uns beiden.
    Sarah hob den Kopf und schaute Lance an. Sie wünschte sich sehnlichst, er würde sie küssen, doch sie wagte nicht, den ersten Schritt zu tun.
    Lance sah das Verlangen in ihren Augen. »Ich bringe dich jetzt besser nach Hause, sonst erkältest du dich noch«, sagte er sachlich. Er nahm seinen Arm von ihren Schultern, ergriff die Zügel und ließ sie auf den Rücken des Pferdes fallen, das sich daraufhin in Bewegung setzte. Sarah kam sich verloren und schutzlos vor, als sie seinen Arm nicht mehr auf ihren Schultern spürte. Sie blickte zu den Sternen hinauf, die nach und nach von aufziehenden Wolken verdeckt wurden. Es wird noch mehr

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