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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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tat es in der Seele weh, die junge Frau so leiden zu sehen. Er legte ihr tröstend, wenn auch ein wenig unbeholfen, weil die Mädchen zuschauten, den Arm um die Schulter. Amelia war dankbar für die Geste. Gabriel konnte zwar nichts für sie tun, doch sein Verständnis und seine menschliche Wärme gaben ihr das Gefühl, nicht ganz allein zu sein.
    »Für mich wird es ebenfalls Zeit«, sagte er mit belegter Stimme und lächelte sie zärtlich an.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für das Harmonium danken soll.«
    »Nichts zu danken. Hier ist es wenigstens zu etwas nütze, anstatt nur herumzustehen und zu verstauben.«
    Gabriel ging zum Leuchtturm zurück. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er daran dachte, was für eine Freude er der jungen Frau gemacht hatte. Und seine Neugier war noch größer geworden. Wie kam es, dass sie Französisch sprach?
     
    »Wo warst du?«, herrschte Carlotta ihren Mann an, als dieser nach Hause kam.
    Edgar verstand ihren Zorn nicht; er war schließlich nicht lange fort gewesen. »Ich habe Evan und Gabriel geholfen, ein Harmonium zur Farm zu tragen.«
    Carlotta hatte gerade ein Bad genommen, als die beiden Männer Edgar um Hilfe gebeten hatten; deshalb wusste sie nicht, was geschehen war. Als sie bemerkt hatte, dass nicht nur ihr Mann, sondern auch Gabriel verschwunden war, war sie misstrauisch geworden.
    »Ein Harmonium? Wo habt ihr ein Harmonium her?«
    »Es stand im Lagerraum.«
    »Ich habe keins gesehen.« Sie hatten dort umgeräumt, um Platz für ihre eigenen Habseligkeiten zu schaffen.
    »Ich zuerst auch nicht. Es war mit Decken abgedeckt. Gabriel hat es Sarah geliehen.«
    Carlottas Augen wurden schmal vor Eifersucht. »Wozu braucht sie ein Harmonium?«
    »Sie und die Kinder wollten ein bisschen Musik hören. Sie haben ihre helle Freude daran.«
    Carlotta wusste, es gab zwei Möglichkeiten: Sie konnte sich von der Farm fern halten und warten, bis sie vor Eifersucht platzte, oder sie konnte hingehen und sich die Sache ansehen. Sie fand Letzteres sinnvoller.
     
    An den folgenden Abenden tanzte Amelia mit den Kindern und brachte ihnen französische Lieder bei. Gabriel schrieb unterdessen zwei Briefe: einen an Miss Amelia Divine in Kingscote, Hope Cottage, und einen an die Gefängnisbehörde in Van-Diemens-Land. Carlotta kam täglich auf die Farm und zeigte sich sehr interessiert daran, dass Amelia tanzen konnte und Französisch sprach. Sie habe doch sicherlich eine Familie, vielleicht gar einen Liebhaber, der irgendwo auf sie warte, stichelte sie oft, doch Amelia ging nicht darauf ein. Carlotta verfolgte ein bestimmtes Ziel, da war sie sich ganz sicher, und sie glaubte immer noch, dass es mit Gabriel zu tun hatte.
    Evan ließ Amelia meist mit den Kindern allein und ging seiner Arbeit nach. Dennoch war ihm aufgefallen, dass die Mädchen fröhlicher waren und Milo öfter Amelias Nähe suchte. Der Französischunterricht half den Mädchen auch, ihr Englisch zu verbessern und ihren Wortschatz zu erweitern. Sie fanden es très chic , so eine wohlklingende Sprache erlernen zu können. Carlotta erbot sich, ihnen Italienisch beizubringen, doch die Mädchen lehnten ab: Französisch klinge sehr viel vornehmer, erklärten sie, vor allem aus Amelias Mund. Natürlich war Carlotta beleidigt, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Amelia ging nicht mehr zum Leuchtturm, doch Gabriel besuchte sie fast täglich auf der Farm. Dann war Carlotta stets nicht weit. Es schien, als überwache sie ihn und wolle um jeden Preis verhindern, dass er mit Amelia allein war. Das fiel auch Gabriel auf, und er ärgerte sich darüber. Bald ging er nur noch auf Umwegen zur Farm, damit Carlotta es nicht mitbekam. Das klappte zwei Tage lang; danach marschierte Carlotta schnurstracks zur Farm, wann immer sie Gabriel nicht in seinem Haus oder im Leuchtturm antraf. Gabriel und Amelia waren keine Minute allein. Anfangs war Gabriel in gewisser Weise froh darüber, weil seine Gefühle für Amelia stärker wurden und er sich selbst nicht traute. Doch bald kam der Punkt, an dem beide sich danach sehnten, ein paar Minuten ungestört zu sein.
    »Das Versorgungsschiff müsste morgen eintreffen«, sagte Gabriel, als er eines Nachmittags in Evans Haus erschien. Er sah Carlotta an, die unmittelbar vor ihm gekommen war. »Gehen Sie heute lieber zeitig zu Bett, damit Sie morgen ausgeruht sind. Es wird fast den ganzen Tag dauern, die Vorräte in den Lagerschuppen zu tragen.«
    »Hoffentlich sind meine Ferkel

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